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Honda Forza 2019 bei Emma Motorbike Rental, Bangkok

Während meines letzen Thailandurlaubs im Dezember 2019 habe ich den Entschluss gefasst möglichst bald zurück zu kommen und eine mehrwöchige Tour mit einem Motorrad oder Motorroller durch den Norden Thailands zu unternehmen. Kaum war ich zurück habe ich die Urlaubssituation im Büro, die Flugpreise, Einreisebestimmungen und klimatischen Bedingungen geprüft und habe mich für eine 30-tägige Reise im Februar entschieden. Einerseits wurde mir kein längerer Urlaub genehmigt und andererseits musste ich mich so nicht noch um ein Visum kümmern, da man nach Thailand 30 Tage visumfrei einreisen kann. Ich buchte einen Flug bei Etihad über Abu Dhabi nach Bangkok und nach ausgiebiger Recherche auch einen Honda Forza Motorroller bei Emma Motorbike. Der Flieger startete um 21:00 Uhr in Frankfurt und landete 15 Stunden später um 18:00 Uhr Ortszeit in Bangkok. Der Fug verlief wie erwartet reibungs- aber leider auch schlaflos.

Tag 1: Ankunft und Geldautomatendrama

Nächtlicher Verkehr in Bangkok

Nach meiner Ankunft am Flughafen in Bangkok suchte ich zuerst einen Geldautomaten auf um mich mit ausreichend Baht einzudecken um am nächsten Tag den reservierten Roller zu bezahlen (der Verleih nimmt leider keine Kreditkarten). Leider hat mir ein Automat nach dem anderen eine Fehlermeldung ausgegeben, die ich in dem Moment nicht verstanden habe. Also bin ich erst mal weiter zum nächsten Service Point von AIS um meine Telefonkarte, die ich noch vom letzten Mal hatte wieder aufzuladen um mit meinem Smartphone jederzeit ins Internet gehen zu können. Gut, dass ich noch Bargeld vom letzten Urlaub dabei hatte. Die Aufladung war glücklicherweise kein Problem und ich machte mich mit der Bahn auf den Weg in die Stadt zu meinem Apartment, das ich zuvor über AirBnB für 2 Nächte gebucht hatte. Auf dem Weg dorthin hatte ich an 2 weiteren Automaten versucht Geld zu bekommen bis mir dann endlich ein Automat eine verständliche Fehlermeldung gegeben hatte.

Meine Karte sei gesperrt.

In diesem Moment fiel mir dann auch ein, dass ich die ganze Zeit die Pin meiner EC Karte eingegeben hatte, obwohl ich ja mit der Kreditkarte Geld abheben wollte. Klar, dass die Karte nach so vielen Versuchen jetzt gesperrt war.

In meinem Apartment angekommen habe ich sofort eine Email an die DKB Bank geschrieben mit der Bitte meine Karte umgehend zu entsperren. Da ich nicht wusste, wie lange die DKB braucht um meine Email zu bearbeiten, ging ich erst mal etwas Essen. Es war mittlerweile schon 22:00 Uhr. Leider hatten sie keine Englische Speisekarte also bestellte ich um nicht versehentlich ein scharfes Gericht zu erwischen “fried rice with chicken” – gebratenen Reis mit Hühnchen. Soviel Englisch verstand die Bedienung zum Glück.

Zurück in meinem Apartment erhielt ich Antwort von der DKB. Man hätte meine Karte entsperrt und ich könne in 24 Stunden wieder Geld abheben. Einerseits ja gute Nachrichten, aber andererseits auch blöd. Ich wollte den Roller ja schon in 12 Stunden abholen. Also schrieb ich ein weitere Email, beschrieb die Situation und fragte ob die Freischaltung nicht sofort erfolgen könne. Dann legte ich mich schlafen. Es war eine anstrengende Anreise.

Tag 2: Rollermiete, verpasster Palastbesuch und die Suche nach einer Handyhalterung

Am nächsten Morgen las ich dann die positive Antwort, ich könne ab sofort wieder Geld abheben. Yay.

Auf dem Weg zur Hauptstraße, an der ich mir ein Motorradtaxi rief um zum Rollerverleih zu fahren, fand ich auch einen Geldautomaten der Krungsri Bank, die einzige an der das Limit zum Abheben bei 30.000 Baht ca. 900€ statt bei 20.000 Baht lag.

Nach einer 10 Minütigen Fahrt mit dem “Motorradtaxi”, das sind natürlich auch nur 125er Roller, kam ich gegen 11:30 Uhr bei Emma Motorbike Rental an und nahm meinen Roller entgegen.

Honda Forza 2019 bei Emma Motorbike Rental, Bangkok

Ein Honda Forza, 300ccm Hubraum, 11,5 Liter Tank, Laufleistung von 17.000 Kilometern, 30 Liter Top Case, mit sehr großem Stauraum unter dem Sitz und einem weiteren großen Staufach in der Verkleidung vorne links. Das sollte im Laufe meiner Tour der Stammplatz für meine Kamera werden. Leider konnte ich meine mitgebrachte Handyhalterung nicht befestigen, da der Lenker im Gegensatz zum Vorjahresmodell, welches ich im Internet gesehen habe, vollständig mit Plastik verkleidet war.

Gegen 12:30 Uhr ging es dann wieder zurück zu meinem Apartment wo ich mich duschte eincremte und nochmal “kurz” ein paar Nachrichten auf dem Handy schrieb um meiner Familie und Freunden von dem Drama mit der gesperrten Kreditkarte zu erzählen. Bevor ich mich versah war es auch schon 14:00 Uhr und ich malchte mcih schnell auf den Weg zum Königspalast der schon um 15:30 Uhr schließen sollte. Ich tippte schnell “Königspalast” in google Maps ein und steckte mein Handy in die Brusttasche meines Hemdes und ieß mich über die Kopfhöreransagen durch den Verkehr Bangkoks leiten bis ich kurz vor 15:00 Uhr am vermeintlichen Ziel ankam. Dummerweise hatte ich zuvor die Lage auf der Karte nicht kontrolliert und befand mich dann irgendwo in Bangkok, leider nicht am Palast. Von meinem Standort wären es weitere 35 Minuten gewesen und da der Palast ja schon um 15:30 schließt, entschied ich mich dazu stattdessen eine Handyhalterung für den Roller zu kaufen. Ich fuhr zu zwei Motorradhändlern, die beide leider kein Zubehör verkauften und mir auch nicht sagen konnte (oder mein Englisch nicht verstanden) wo ich eine solche Halterung bekommen könnte. Daraufhin fuhr ich zum MBK, einem großen Einkaufszentrum, das ich noch von meinem Bangkokaufenthalt 2 Monate zuvor kannte.

Schicke, wenn auch recht teure Street-Food Stände vor dem MBK, Bangkok.
Gedünstete chinesische “Maultaschen”

Dort angekommen meldete sich plötzlich mein Magen mit einem Hungerfühl just in dem Moment als ich zu den Streetfood-Ständen am Eingang des MBK kam. Ein seltsamer Zufall. 😉

Ich nahm für 100 Baht (ca. 3€) eine Portion chinesischer Maultaschen, die mit einer süßen und einer scharfen Soße servier wurden. Die süße war sehr sehr lecker, die scharfe habe ich gar nicht erst probiert. 😉

An den unzähligen Elektronikzubehörläden in der Mall fand ich nach langem Suchen eine Handyhalterung, die einen stabilen Eindruck machte und die im Gegensatz zu den meisten anderen nicht am Lenker sondern am Spiegel montiert werden konnte. Da die Befestigung aber recht massiv war, war ich mir nicht sicher, ob sie auch an die Aufnahme an meinem Roller passte. Also bedankte ich mich bei dem Verkäufer, sagte ihm ich müsse mir meinen Roller nochmal genauer anschauen und vertröstete ihn darauf später wieder zurück zu kommen. Ich verließ das MBK wieder um den Lenker meiner Rollers genauer unter die Lupe zu nehmen und es schien mir als würde die Halterung passen. Allerdings fehlte mir jetzt noch eine passende Schraube. Also fuhr ich kreuz und quer durch Bangkok auf der Suche nach einer Motorradwerkstatt und als ich kurz am Straßenrand anhielt um mich zu orientieren stand ich zufälligerweise genau vor einer. Sie war klein und unscheinbar und im vorbeifahren hätte ich sie nicht als Werkstatt erkannt. Leider sprach der alte Herr kein Wort Englisch, aber mit Händen und Füßen konnte ich ihm erklären, dass ich eine Schraube für die Spiegelaufnahme bräuchte. Nach längerem suchen in diversen Schubladen fand er eine, die von der Größe her hätte passen können. Beim Ausprobieren stellten wir jedoch fest, dass die Spiegelaufnahme ein Linksgewinde hatte. Also machte er sich erneut auf die Suche und nach einer gefühlten Ewigkeit fand er dann eine passende. Obwohl ich bestimmt 20 Minuten seiner Zeit in Anspruch genommen habe, wollte er kein Geld von mir für eine einzelne alte Schraube annehmen. Nicht jeder Thai ist darauf aus Ausländer über den Tisch zu ziehen…

Auf dem Weg zurück ins MBK hielt ich erneut an dem Streetfoodstand und gönnte mir eine weitere Portion Maultaschen. Diesmal die frittierte Variante mit Sojasoße.

Frittierte chinesische “Maultaschen”

Zum Glück gab mir der Verkäufer zuvor eine Karte auf dem seine Ladennummer vermerkt war (die Läden in der Mall sind alle durchnummeriert) sonst hätte ich den Laden nicht wiedergefunden. Der Verkäufer erinnerte sich sogar noch an mich und gab mir sofort die gewünschte Halterung. Nach etwas Verhandlung zahlte ich am Ende nur 500 statt 690 Baht (ca. 15€), was mir für Thailändische Verhältnisse zwar immer noch recht teuer vorkam, aber die Halterung leistete mir letztendlich 4 Wochen treue Dienste und war daher jeden Baht wert.

Als ich das MBK verließ, hatte ich zwar eine Handyhalterung und eine passende Schraube mit Linksgewinde aber kein Werkzeug um sie zu montieren. Da ich direkt an einem Motorradtaxistand parkte kamen sofort ein paar hilfsbereite Taxifahrer auf mich zu und schauten, was ich denn für ein Problem hätte. Leider hatte auch von ihnen keiner einen passenden Inbusschlüssel dabei. Also machte ich mich erneut auf den Weg zur Werkstatt. Da es mittlerweile aber schon dunkel war und ich sie beim ersten mal ja auch nur durch Zufall fand, hab eich sie natürlcih nicht wiedergefunden. Nachdem ich eine Weile durch die Stadt geirrt bin fand ich dann jedoch eine andere und ein junger Kerl montierte mir die Halterung für 20 Baht (ca. 60 Cent).

Nach dem ganzen Stress gönnte ich mir dann eine entspannende Öl-Massage in einem Salon, der zwar mitten im Rotlichtmilieu lag aber laut der Bewertungen bei Google zu den seriösen Läden gehörte. Ich riskierte es und wurde nicht enttäuscht.

Anschließend fuhr ich zurück in mein Apartment, duschte erneut und fuhr noch zu einer Kizomba Tanzparty im Admirals Club auf der ich den Tag ausklingen ließ. Interessanterweise waren mehr Ausländer als einheimische dort. Auch wenn das Niveau in Bangkok nicht so hoch ist wie in Frankfurt hatte ich ein paar schöne Tänze und genoss den Abend.

Tag 3: Die erste Etappe nach Kanchanaburi

Nachdem ich kaum geschlafen hatte (die Matratze war in etwa so weich wie eine Betonplatte) packte ich alles was ich in den nächsten 4 Wochen brauchen würde in verschiedene Taschen und Tüten und verstaute alles im Top Case und unter der Sitzbank des Rollers. Den leeren Koffer verzurrte ich mit 2 Spanngurten, die ich extra dafür von Zuhause mitgebracht hatte, auf den Soziussitz des Rollers und fuhr so wieder zum Rollerverleih. Schon bevor ich den Roller reservierte, hatte ich mit der Inhaberin des Rollerverleihs abgestimmt, dass ich meine Koffer während der 4-wöchigen Tour bei ihnen abstellen durfte. Ich würde ihn wieder abholen wenn ich den Roller zurück brächte. Ich war nicht der einzige. Das gesamte Büro stand voll mit Koffern anderer Kunden. Jetzt konnte die große Tour beginnen…

Kaum bin ich losgefahren bekam ich auch schon wieder Hunger. Ich hielt an so etwas wie einer Kantine oder einem sehr spartanisch eingerichteten Restaurant, einer großen Halle in der die Menschen aus der Umgebung zum Mittagessen kamen. Original Thai Style. Ich war der einzige Farang. 🙂

Restaurant 21’s Food an der Lat Pla Khao Road Ecke Lat Pla Khao Alley 21

Allerdings geb es wieder mal keine englische Speisekarte weshalb ich erneut gebratenen Reis mit Hühnchen aß – für 35 Baht (ca. 1 €).

Gebratener Reis mit Hühnchen und kostenlosem Wasser. Einfach, günstig, gut.

Als Nachtisch gönnte ich mir noch einen Crepes mit Banane und Schokolade. Allerdings war der Teig nicht weich, wie man es aus Frankreich kennt, sondern knusprig und spröde. Crepes Thai Style.

So gestärkt machte ich mich auf den Weg nach Kanchanaburi. Meinem Ziel für den ersten Tag. Auf dem Weg dorthin wollte ich noch an einem schwimmenden Markt halt machen, den ich auf Google Maps gefunden hatte. Leider eine Fehlinformation. Als ich dort ankam war keine Menschenseele zu sehen, geschweige denn ein Markt. Also fuhrt ich weiter nach Kanchanaburi und genoss die Fahrt bei 35 Grad und strahlender Sonne.

Unterwegs schaute ich schon auf Booking nach Unterkünften für die Nacht. Nach der Erfahrung mit dem brettharten Bett in Bangkok wollte ich auf dem Rest der Reise keine Unterkünfte mehr online buchen sondern immer erst hinfahren und mir das Zimmer und vor allem das Bett anschauen bevor ich es buchte. Dennoch schaute ich im Internet nach möglichen Kandidaten damit ich auch nur Unterkünfte ansteuerte, die in meiner Preisklasse lagen.

In Kanchanaburi hatte ich Glück. Ich fand ein Homestay “Home of River Kwai” das ein Zimmer mit Kilaanlage für nur 220 Baht (ca. 6,60€) anbot. Leider war niemand da als ich ankam. Ich wartete ein paar Minuten, dann kam ein junges deutsche Pärchen vorbei die dort wohnten. Sie gaben mir die Telefonnummer des Vermieters und nach einem kurzen Anruf hatte ich ein Zimmer für die Nacht. Beim Duschen stellte ich fest, dass ich mir trotz 50er Sonnencreme einen kräftigen Sonnenbrand geholt hatte und mir war klar, dass ich nicht den ganzen Tag durch die pralle Sonne mit kurzen Beinen und Armen fahren konnte. Neben 2 Jeans und einer normalen kurzen Hose hatte ich auch noch 2 Zip-Off Hosen dabei, die von nun an meine “Fahrhosen” werden sollten, da ich während der Fahrt die Beine lang tragen, sie bei einem längeren Zwischenstopp aber auch kürzen konnte. Allerdings stellte ich fest, dass ich kein einziges langärmliges Hemd dabei hatte. Somit war mein Abendprogramm damit auch festgelegt. Shoppen. Ich fuhr zur TMK Shopping Mall und machte ein super Schnäppchen. Ein Hemd für 80 Baht (ca. 2,40 €). Leider gab es nur noch ein einziges in XXL (nein soooo fett bin ich auch wieder nicht, aber die asiatischen Größen fallen echt klein aus). Das kuriose dabei war, dass der Klamottenstand mitten in der Empfangshalle war und es keine Umkleidekabinen gab. Aber die Verkäuferin war kreativ und schickte mich zum Anprobieren auf die Toilette. So geht’s auch …

Direkt neben der Mall gab es einen Food Garden, ein Gebäude mit mehreren Restaurants. In Hinblick darauf, dass ich noch 4 Wochen vor mir hatte und nicht genau wusste wie viel Geld ich täglich ausgeben würde entschied ich mich für das günstigste und ich weiß nicht genau warum, aber ich bestellte schon wieder gebratenen Reis. Diesmal allerdings mit Shrimps. Es war eine süßliche Variante in der neben den Shrimps auch noch Maronen waren. Zu trinken gab es einen Passionsfrucht-Smoothie. Beides sehr lecker für zusammen 140 Baht (ca. 4,20 €). Im Nachhinein gesehen war das der beste gebratene Reis, den ich in den 30 Tagen hatte.

Gebratener Reis mit Maronen und Shrimps im Food Garden vor der TMK Mall in Kanchanaburi

Anschließend besuchte ich noch einen der schönsten Nachtmärkte die ich auf meinem gesamten Trip besucht habe (und das waren einige). Der Markt war in 3 Bereiche unterteilt. Der größte Bereich war voll von Streetfoodständen, gefolgt von einem weiteren großen Bereich mit Klamotten und einem recht kleinen Bereich mit Elektronik und Nippes. Da war klar, dass dieser Markt nicht für Touristen bestimmt war.

Ich schlenderte über den gesamten Markt, die Farben und Gerüche genießend und bereute ein wenig, dass ich schon gegessen hatte. Das hinderte mich allerdings nicht noch einen Mango-Smoothie zu trinken und eine Wurst zu probiere, die ich im Dunkeln für eine Art Frühlingsrolle gehalten habe. Leider war sie so scharf, dass ich nach der Hälfte aufhören und den Rest wegwerfen musste.

Auf dem Heimweg hielt ich noch kurz an dem Friedhof für die Kriegsgefangenen die beim Bau der Thailand-Burma-Eisenbahn ihr Leben gelassen hatten. Dieses Thema sollte mich auch auf den nächsten beiden Tagen einer Reise begleiten.