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Ballonfahrt über Kappadokien

Tag 65 (20.09.): 24 km – Trabzon

km-Stand: 108.223

Dank der Zeitverschiebung viel es mir heut nicht ganz s schwer schon um 8:30 aufzustehen. Allerdings hatte ich nicht gut geschlafen. Das Hotel liegt zwar sehr schön direkt Strand und ist total ruhig, aber das Bett ist knüppelhart. Wenigstens war das Frühstück gut inklusive top Ausblick auf’s Meer.

Zu meinem 10:00 Uhr Termin in der Werkstatt kam ich 5 Minuten zu spät, dank dieses LKWs, der in der einzigen Zufahrtsstraße zu meinem Hotel etwas ablieferte.

LKW, der die einzige Zufahrtsstraße zum Hotel blockierte.

War aber kein Problem. die Werkstatt war nicht so streng durchgetaktet. Dort angekommen bekam ich erst mal einen Tee und und mit Hilfe von Google Translate funktionierte die Kommunikation auch ganz gut. Can selbst war mal wieder nicht da, aber sein Kollege, bei dem ich mein Motorrad abgab, fuhr selbst schon 2 FJR. Ich denke da ist meine Dicke in guten Händen.

Während der 2 Stunden, die der Reifenwechsel dauern sollte ging ich mit meinem Laptop in den benachbarten Ekopark und arbeitete am 2. Teil meines Armenien Reiseberichts. Genauer gesagt lud ich erst mal die 219 bearbeiteten Bilder hoch und beschriftete sie alle. Das nahm insgesamt 2½ Stunden in Anspruch.

Als ich wieder zurück zur Motorradwerkstatt kam, stand meine Dicke frisch gewaschen und mit neuen Reifen da. Es klebten sogar noch die Aufkleber drauf, was ich etwas seltsam fand. Das hatte ich bisher noch nie nach einem Reifenwechsel. Aber die fahren sich bestimmt auch schnell ab. Mit den neuen Reifen sollte ich den Rest des Trips wohl schaffen, selbst wenn sie nicht ganz so langlebig sind wie meine Metzeler Z8, die ich vorher drauf hatte.

Zurück im Hotel plante ich grob meine Rückreise bis nach Zagreb um zu schauen, ob ich es bis zum Kizomba Festival am 22.10. schaffen würde. Sieht ganz gut aus und ich habe noch 4 Tage Puffer.

Anschließend ging ich wieder in das gleiche Restaurant wie gestern Essen. Diesmal bestellte ich ein Suppe mit Rindfleisch als Vorspeise und Köfte als Hauptgericht. Die waren allerdings leider nicht so gut gewürzt. Schlecht waren sie trotzdem nicht. Und ich mal wieder mehr als satt. Das muss jetzt für den Rest des Tages reichen. Heute Abend gibt es dann noch etwas Obst.

Wieder zurück im Hotel, setzte ich mich an einen überdachten Tisch am Strand. Eine Liege konnte ich vom Hotel nicht mehr bekommen. Die wurden schon alle weg geräumt. Und es war erst 16:30 Uhr. 🙁

Ich saß dort eine Weile und schaute nach Hotels für die nächsten Tage. Als die Sonne dann irgendwann so tief stand, dass man auch auf dem Laptop-Bildschirm was erkennen konnte, schrieb ich weiter Reisetagebuch und fügte die zuvor im Park beschrifteten Bilder in meinen Armenienbericht ein, den ich dann auch noch veröffentlichte. Praktischerweise reichte der WLAN-Empfang vom Hotel bis zum Strand.

Tag 66 (21.09.): 229 km – von Trabzon nach Şebinkarahisar

km-Stand: 108.247

Nach dem geleichen Frühstück wie gestern checkte ich aus, während aus den Hotellautsprechern Richard Claydermans “Ballade pour Adeline” erklang. Ein krasser Kontrast zu dem “Da Da Da”, das am Abend beim Einchecken in Şebinkarahisar lief.

Frühstück mit super leckerem Rührei mit Paprika

Die erste Stunde fuhr ich bei traumhaftem Wetter immer entlang der Küste in Richtung Giresun. Doch etwa ab Tirebolu zog sich der Himmel düster zu. Insbesondere über Giresun.

Ich hielt erst einmal an und machte eine kurze Pause am Meer und aß die Früchte ich ich ein paar Tage zuvor von dem Mann im kleinen Supermarkt in Georgien geschenkt bekommen hatte. Es war keie gute Idee sie so lange mit mir herum zu fahren. In der Plastikdose hatten sie dich einige Druckstellen abbekommen. Lecker waren sie trotzdem noch. 2 Khaki und 2 Birnen.

Zuvor überlegte ich noch, ob ich schon bei Tirebolu über den Berg fahren sollte. Vielleiht wäre das Wetter dort etwas weiter westlich noch ein wenig besser, doch als ich an die Abfahrt kam hatte sich das Blatt schon gewendet. Da waren die Wolken über den Bergen von Tirebolu ziemlich dunkel und weiter östlich bei Giresun klarte es schon wieder auf.

Ich entschied mich einfach weiter zu fahren und hatte Glück. Ich bog bei Girsun ab in die Berge und hatte bestes Wetter.

Auf halbem Weg zur Passhöhe hielt ich an einem Wasserfall an, der auf der Karte ausgeschrieben war. Man konnte über Holztreppen bis hinab zum Fluss hinuntersteigen und ich machte ein paar Fotos.

Dann fuhr ich jedoch noch einmal ein paar Kilometer zurück, wo ich auf dem Weg noch einen anderen Wasserfall von der Straße aus gesehen hatte. Der war wesentlich höher und bestand aus mehreren kleinen Rinnsalen, die den steilen Abhang hinunter flossen.

Dort gab es auch ein Restaurant und ich beschloss etwas zu Essen. Auf dem Weg dorthin, es waren noch 300 Meter zu Fuß zu gehen, traf ich auf 2 Wanderer, einen Türken und einen Marokkaner. Der Marokkaner ist in der Türkei in Urlaubund der Türke sein Gastgeber, der mit ihm enen Ausflug in die Berge gemacht hat. Wir unterhielten und nett beim Essen.

Sac Kavurma (ich hatte schon angefangen zu essen als mir auffiel, dass ich noch kein Foto gemacht hatte.

Dann fing es leider doch noch an zu regnen. Wir bezahlten schnell und ich ging schnellen Schrittes zurück zum Motorrad und zog mir die Regensachen über. Sehr blödes Timing, denn das Tal wurde umso schöner, je weiter ich fuhr. Oben auf der Passhöhe auf 2275 Metern blies ein eisiger Wind und ich war froh, dass es auf der anderen Seite schnell wieder bergab ging.

Ich fuhr vorbei an ein paar außergewöhnlichen Felsformationen, die ich leider aufgrund des Regens nicht fotografieren konnte. Doch ein paar Minuten später wurde es schon wieder besser und die letzte halbe Stunde bis zu meinem Hotel blieb es trocken.

Nach dem Einchecken ging ich nochmal in die Stadt in einen Supermarkt und kaufte mir noch 2 USB Kabel. Das was ich aktuell am Motorrad nutze um mein Handy während der Fahrt mit Strom zu versorgen hat wohl einen Wackelkontakt. Jedenfalls läd das Handy nicht mehr richtig. Bei 1,25€ pro Kabel ein verschmerzbare Investition.

Auf dem Rückweg kam ich noch an einer Näherei vorbei und an einer Konditorei (so würde ich es zumindest auf Deutsch nennen) mit viel kleinem Gebäck. Ich durfte sofort etwas probieren und dann hielt er 5 Finger in die Luft. Ich interpretierte es so als müsse ich mindestens 5 Stück kaufen.

Dann schrieb er auf einen Zettel “50 Lira”. Das war natürlich viel zu teuer für ein einzelnes Stück, aber ich wusste auch nicht, wofür der Preis letztendlich war.

Ich ging das Abenteuer ein und fragte, ob er mir eine gemischte Portion machen kann. Von jeder Sorte ein Stück. Klar kein Problem. Ich bekam 7 Teile und dann stellte er alles auf die Wage und ich soltle 10 Lira bezahlen. 1€. Jetzt verstand ich, das war wohl der Preis für ein Kilo.

Ich brachte alles ins Hotel und dann ging ich mit meinem kaputten Motorradhandschuh nochmal zur Näherei. An dem Handschuh war schon vor meinem Trip ein Stück des Stoffs am Ende eingerissen. Aber in Deutschland hatte ich keine Zeit mehr mir eine Näherei zu suchen. Die gibt es ja auch nicht mehr an jeder Ecke.

Hier war es jedenfalls kein Problem. Ich fragte per Google Translate ob der Näher das reparieren könnte. Klar, blöde Frage. Er nähre von innen ein kleines Stück Stoff ein und machte dann noch ein paar zusätzliche Nähte mit einer 2. Nähmaschine. Am Ende sah der Handschuh fast wieder aus wie neu. Und als es ans Bezahlen ging winkte er nur ab. Geht auf’s Haus. Irgendwie passt das nicht damit zusammen, dass man in den deutschen Nachrichten nur von der extremen Inflation liest und das die Leute sich nichts mehr leisten können und dann wollen sie für vernünftige Arbeit nicht einmal belohnt werden. Das nenne ich mal Gastfreundschaft.

Tag 67 (22.09.): 301 km – von Şebinkarahisar nach Arapgir

km-Stand: 108.476

Am Abend zuvor hatte es heftig geregnet und der Wetterbericht sagte für heute nichts Gutes voraus. Den ganzen Tag lang lag das Regenrisiko bei 50%-80%. Als ich aufstand und merkte dass es trocken war, versuchte ich möglichst schnell los zu kommen. Das Frühstücksbuffet war zwar ziemlich groß aber nichts wirklich Besonderes, so dass ich mich nicht lange beim Frühstücken aufhielt.

Riesiges Frühstücksbuffet, aber nichts besonderes.

Um 9:30 Uhr startete ich bei bedrohlich bewölktem Himmel. Aber es war trocken.

Die Strecke war ein Traum, trotz des trüben Wetters. Ich genoss jede Kurve und die Landschaft tat ihr übriges dazu. Irgendwann wurde es mir so kalt, dass ich mir freiwillig nicht nur einen Pullover, sondern auch die Regensachen anzog.

Eine halbe Stunde später im nächsten Tal zog ich alles wieder aus, da es wärmer wurde. Nur um die Regensachen 5 Minuten später wieder anzuziehen, da es jetzt tatsächlich anfing zu tröpfeln. Und es sah so aus als könnte es heftig werden. Stattdessen hörte es ein paar Kurven später wieder auf. Ich zog also wieder alles aus.

Als ich dann den Dark Canyon (türkisch: Karanlık Kanyon) erreichte klarte es auf und die Sonne kam heraus. Perfektes Timing für ein paar schöne Fotos.

Und auch wenn die Straße zum engen Teil der Schlucht mal wieder nur geschottert war, nahm ich die Herausforderung an. Seit meinem Ausritt in den Schlamm kann mich trockener Schotter auf ebener Strecke nicht mehr schocken. Die Schlucht war ein Traum und das sah nicht nur ich so, sondern auch 3 Busse voller Touristen, an denen ich mich auf dem Rückweg zur Hauptstraße vorbeischlängeln musste.

Jetzt machte mich mein Magen darauf aufmerksam, dass das Frühstück schon eine Weile her war. Ich fuhr nochmal ein paar Meter zurück, da ich dort ein kleines Restaurant direkt an der Schlucht gesehen hatte. Ich bestellte Köfte und ein Gözleme und wartete eine geschlagene ¾ Stunde. Keine Ahnung warum das so lange gedauert hatte, der Ausblick beim Warten war jedoch top. Leider zog es jetzt wieder zu und als ich nach etwa einer Stunde wieder los fuhr fing es an zu regnen. 🙁

Blick vom Restaurant auf den Dark Canyon

Ich zog also wieder meine Regensachen an, nur um sie 10 Minuten später verschwitzt wieder auszuziehen. Aber ich bin mir sicher, hätte ich sie nicht angezogen, dann wäre der Regen stärker geworden…

Den Rest der Strecke blieb ich Trocken. Irgendwann traf ich auf eine Motorradfahrerin vor mir mit italienischem Kennzeichen und vor ihr fuhr ein offener Jeep, ebenfalls mit italienischem Kennzeichen. Die beiden gehörten wohl zusammen. Ich fuhr ihnen eine Weile hinterher, bis sie anhielten. Da überholte ich sie und hatte noch 10 Minuten bis zu meinem Hotel.

Dort angekommen sprach die Dame an der Rezeption kein Englisch, aber ein älterer Herr in der Lobby sprach Deutsch und übersetzte für mich. Er lebte eine Weile in Hamburg.

Er bestand auch darauf, dass ich mein Motorrad direkt vor dem Eingang parkte. Dort wäre es sicherer. Die Rollstuhlrampe über die ich rückwärts runterfahren musste war zwar verdammt eng, aber in Anbetracht des gemeldeten Regens fand ich einen überdachten Stellplatz nicht schlecht.

Als ich meine Sachen auslud kamen die Italiener. Sie hatten ein Zimmer im gleichen Hotel gebucht. Wir unterhielten uns ein wenig. Und als sie eincheckten übersetzte ich ihr Englisch in Deutsch und der Mann von Deutsch nach Türkisch. War schon eine witzige Konstellation. Später sah ich auf ihrem Instagram Kanal, dass sie ziemlich dicht an der Syrischen Grenze waren. Ist wohl alles halb so wild.

Dann drehte ich noch eine kleine Runde durch den Ort und kaufte mir in einer Art “Baumarkt” ein Stück Schlauch um meine GoPro Halterung etwas rutschfester am Spiegel zu montieren. Als ich das dann tun wollte fiel mir auf, dass ich keinen 11er Schraubenschlüssel dabei hatte. Ich ging also nochmal in einen Baumarkt, diesmal sogar fast direkt vor meinem Hotel, und zeigte dem Mann auf meinem Handy ein entsprechendes Bild. Er kramte eine Weile in eine Schublade und zog dann den passenden Schlüssel hervor. Kostenpunkt 15 Lira, 1,50 €.

Perfekt. Zurück im Hotel machte ich mich gleich an die Arbeit und ich hoffe die Kamera sitzt jetzt etwas besser und bekommt weniger Vibrationen ab.

“Baumarkt” in dem ich einen 11er Schraubenschlüssel kaufte.

Tag 68 (23.09.): 241 km – von Arapgir nach Sivas

km-Stand: 108.777

Nachts hatte es wieder kräftig geregnet, aber mein Motorrad stand ja im Trockenen. Zum Frühstück gab es diesmal kein Buffet, sondern einen vorbereiteten Teller. War allerdings genau das drauf, was ich mir auch am Buffet geholt hätte. Die Italiener waren schon weg, Sind offensichtlich Frühaufsteher.

Diesmal kein Frühstücksbuffet

Als ich los fuhr war es wieder mal ziemlich bewölkt und ich zog der kalten Temperaturen wegen wieder mein komplettes Arsenal an und startete in Richtung Divrigi.

Die Strecke war ein absoluter Genuss und je mehr ich mich Divrigi näherte desto besser wurde das Wetter. An der Moschee angekommen schien sogar die Sonne.

Dort traf ich dann ein älteres Ehepaar. Er Deutscher aus Offenbach, der sich beinahe mal die Schinderhannesmühle in Simmern gekauft hätte wie ich später erfuhr. Sie Amerikanierin aus Miami, die aber perfekt Deutsch sprach. Die beiden waren mit einem privaten Führer unterwegs. Und plötzlich gesellte sich ein Souvenierverkäufer dazu, der wohl gleichzeitig Hobbyfremdenführer ist und uns die beiden prachtvoll verzierten Türen der Moschee erklärte. Außerdem erläuterte er auch noch einiges aus dem Inneren anhand von Bildern, da man die Moschee derzeit leider nicht betreten kann. Die Restaurierungsarbeiten dauern wohl noch mindestens 2 Jahre an. Am Ende der Führung wurden wir gebeten, doch eine Kleinigkeit von seinem Souvenirstand zu kaufen. Da ich ja Gepäckmäßig stark eingeschränkt bin, file meine Wahl auf einen kleinen Kühlschrankmagneten.

Nach der Führung quatschte ich noch ein wenig mit den Deutschen, deren Namen ich leider schon wieder vergessen habe, und zeigte ihnen mein Motorrad von dem insbesondere der Mann mächtig beeindruckt war. Er selbst hat in Miami eine alte BMW und ein Harley.

Dann fuhr ich weiter nach Sivas wo die Strecke irgendwann langweilig – da 4-spurig und ziemlich geradeaus – wurde und es ca. eine Stunde vor meinem Ziel begann zu regnen.

Leider musste ich im leichten Regen ausladen und ging sofort etwas Essen, da es entgegen der Aussage der Rezeptionistin im Hotelrestaurant leider nichts gab.

Auf dem Rückweg ging ich noch in einen Supermarkt etwas zu naschen Kaufen. Nach dem Regen brauchte ich “ein wenig” Soul Food.

Zurück vom Essen ging ich auf mein Zimmer, duschte heiß und kuschelte mich ins Bett. Leider war die Internetverbindung des Hotels so schlecht, dass ich Videos auf YouTube nur in 240p Auflösung schauen konnte. Daher ging ich relativ früh schlafen, was auch nötig war, da ich wieder mal ziemlich häufig in der Nacht aufwachte. Das Bett was nicht sonderlich bequem und ich habe schon seit Tagen leichte schmerzen in der Brust von den harten Betten. Ich hoffe das nächste Bett wird bequemer. Da bleibe ich schließlich 5 Nächte.

Tag 69 (24.09.): 327 km – von Sivas nach Ürgüp

km-Stand: 109.018

Heute gab es wieder ein großes Frühstücksbuffet von dem ich aber im Prinzip das gleiche aß, dass ich auch gestern auf meinem vorbereiteten Teller hatte. Plus ein Stückchen Schokokuchen. 🙂

Ich startete wieder in voller Montur, es war schließlich 12 Grad kalt. Aber heute blieb es den ganzen Tag trocken. Ich fuhr einen großen Teil der Strecke auf eine 4-spurigen Schnellstraße, doch ich machte auch noch ein paar schöne Abstecher durch die Berge. Dank der App OsmAND, die mir Simon empfohlen hatte, vermied ich dabei allerdings die Abstecher, die mich über unbefestigte Straßen geführt hätten. OsmAND nutzt nämlich Kartenmaterial, dass die Beschaffenheit der Straße kennt. Meistens zumindest. Somit blieb mir heute, abgesehen von einer Umleitung um eine Baustelle, Schotter erspart. Ich fuhr einige sehr schöne kleine Sträßchen und eine davon führte mich nach Özvatan wo ich ein einem kleinen Dönerladen zu Mittag aß. Das witzige war, dass mich der Besitzer zuerst auf türkisch ansprach und als ich auf englisch antwortete fragte, ob ich französisch spräche. Ich schüttelte den Kopf, zeigte dann aber auf einen Döner, den der Mann neben mir in der Hand hielt und sagte “un” und versuchte es so französisch wie möglich klingen zu lassen. Er nickte. Dann schaute er mich wieder an und fragte “Deutsch?”. Ich bejahte und ab dann unterhielten wir uns auf deutsch. Er lebte 2 Jahre in Stuttgart. So klein ist die Welt.

Kurz darauf überholte ich innerorts mit 60 km/h und im Überholverbot. Also für türkische Verhältnisse ganz normal und eher noch zu langsam. 100 Meter danach wurde ich von der Polizei angehalten. Ich fragte mich, ob das Bußgeld hier genauso günstig sei wie das Essen?

Doch die Polizei interessierte sich lediglich für meine Papiere. Als sie sahen, dass die in Ordnung waren durfte ich weiter fahren.

In Ürgüp angekommen bezog ich mein Apartment. Ist nicht der Brüller aber das Bett scheint ganz ok zu sein. Zumindest besser als das letzte. Morgen früh weiß ich mehr.

Zum Abendessen ging ich zu Fuß in das 15 Minuten entfernte “Chef Remzi Restaurant”. Die Speisekarte und die Bilder im Internet waren verheißungsvoll. Ich bestellte einen Salat, gefüllte Weinblätter und Mini-Ravioli Kayseri Art. Kayseri liegt ca. 65 km entfernt von Ürgüp.

Dazu bekam ich allerdings noch einen kleinen Salat, ein frisch gebackenes Brot und 6 kleine Schälchen mit verschiedenen Dips als Vorspeise auf’s Haus. Das alleine hätte schon genügt, so dass ich mich am Ende mal wieder total überfressen hatte. Und das alles zusammen mit einem Wasser und einem Tee für lächerliche 8,70 €. Ich denke ich werde die nächsten Abende immer dort Essen.

Tag 70 (25.09.): 54 km – Kappadokien

km-Stand: 109.345

Als ich gestern Abend ins Bett ging hatte ich einen seltsamen Geruch nach verbranntem Plastik in der Nase. Ich vermutete, dass draußen irgendwo Müll verbrannt wurde, doch als ich aufstand sah ich den Übeltäter. Meine nicht mehr funktionierende Powerbank, die ich nur noch mitnahm, da ich Zuhause die Zellen ausbauen wollte, ist aufgeplatzt. Die Zellen wurden wohl irgendwie beschädigt und sind aufgequollen. Gut, dass sie nicht offen gebrannt haben.

Ich hatte mir in den letzten Wochen etliche Sehenswürdigkeiten auf Google Maps markiert, die ich mir anschauen wollte. Allerdings hatte ich nicht wirklich eine Vorstellung davon was mich erwarten würde.

Ale erstes steuerte ich den Göreme Nationalpark an, ein Tal, das man durchwandern und die typisch kappadokischen Felsformationen bewundern kann. Da der Eingang am oberen Ende des Tals lag und man somit erst einmal nur bergab ging, konnte ich überhaupt nicht einschätzen, wie viel Energie ich noch bräuchte um wieder hinauf zu kommen. Daher hielt ich mich nicht besonders lange dort auf und kehrte relativ schnell wieder um.

Nach ca. 1½ Stunden fuhr ich weiter zum Zelve Open Air Museum. Auf dem weg dorthin hielt ich noch am Devrent seyir terasi Aussichtspunkt und am Imaginary Valley, wo mir jedoch zu viele Touristen herum liefen. Ich zählte 5 große Reisebusse und diverse Kleinbusse und Autos auf dem Parkplatz.

Weiter ging es zum zum Zelve Open Air Museum. Hierbei handelt es sich um 3 Täler in denen Häuser in als Höhlen in die Felsen geschlagen wurden. Ziemlich ähnlich zu der Höhlenstadt Wardsia in Georgien. Leider gab es keinen Audio-Guide und auch sonst nur sehr wenige Infotafeln. Ich hätte gerne mehr über diesen Ort erfahren zumal er deutlich besser erhalten ist als Wardsia. Wobei auch hier schon einiges eingestürzt und ein großer Teil wegen Einsturzgefahr gesperrt ist.

Als letztes fuhr ich ins Pasaba Valley zu den Fairy Chimneys. Die fand ich von den Felsformationen noch am interessantesten und auch am schönsten, da sie aus 3 verschiedenen Gesteinsschichten bestehen. Dort traf ich, wie sollte es auch anders sein, erneut auf 2 Brautpaare beim Fotoshooting.

Zum Abendessen fuhr ich erneut ins Chef Remzi Restaurant und war genauso begeistert vom Essen wie gestern. Diesmal konnte ich mich auch ein wenig zurückhalten, so dass ich anschließend nicht aus allen Nähten platzte.

Am Abend buchte ich noch das nächste Hotel in Konya und eine Ballonfahrt am Dienstag Morgen bei Sonnenaufgang.

Tag 71 (26.09.): 90 km – Kappadokien

km-Stand: 109.399

Als ich heute morgen aufwachte, fühlte ich mich irgendwie nicht so gut. Ich blieb noch eine Weile in meinem unbequemen Bett liegen und brach gegen 11:00 Uhr auf. Ich kaufte mir im selben Laden wie gestern das gleiche Börek und aß es auf der gleichen Parkbank.

Dann fuhr ich nach Nevsehir in ein Museum. Allerdings gab es weder einen Audio-Guide noch eine vernünftige Beschriftung an den Exponaten. Ich war etwas enttäuscht. Naja, zumindest war es kostenlos.

Von dort fuhr ich in die unterirdische Höhlenstadt Kaymakli, die ich unglaublich beeindruckend fand. Im Prinzip so wie Wardsia oder die überirdischen Höhlen hier in Kappadokien, aber eben komplett unterirdisch über mehrere Stockwerke mit entsprechendem Belüftungssystem. Leider gab es keinen Audio Guide oder eine Broschüre mit Infos. Ich hatte Glück, dass ich nach kurzer Zeit auf ein Pärchen mit privatem Führer stieß, wo ich ab und an ein paar Brocken aufschnappen konnte. Z. B. dass die riesigen runden Steinräder als Sicherheitstüren dienten. Sobald Angreifer in die Höhlen eindrungen wurden die Steine mit mehreren Männern vor die Durchgänge gerollt und so ein Durchkommen unmöglich gemacht.

Kurz nachdem der Guide erwähnte, dass wir jetzt 25 Meter unter der Erde seien, wurde mir wieder schummrig im Magen. Ich fragte den Guide, ob es eine Abkürzung nach oben gäbe oder ob ich den kompletten Rundgang machen müsste. Noch einen Tunnel und dann könne ich links abbiegen und den blauen Pfeilen zum Ausgang folgen. Ich weiß nicht, ob das Anzeichen von Klaustrophobie waren, oder es mir einfach an dem Tag nicht so gut ging. Jedenfalls war ich froh, als ich wieder draußen war und gönnte mir ein Eis an dem benachbarten Touri-Stand. Hier blieb ich auch noch eine Weile sitzen und es ging mir recht schnell wieder besser.

Als nächstes fuhr ich ins Pidgeon Valley, das Taubental, in dem die Menschen damals Taubenschläge in dem Fels geschlagen hatten. Die Tauben dienten damals wohl als Nahrungsmittel sowie als Düngemittellieferant für den nicht sonderlich fruchtbaren kappadokischen Boden.

Ich wanderte durch das Tal bis ich zur Ortschaft Uchisar kam. Dort wollte ich mir eigentlich ein Taxi zurück zum Parkplatz nehmen, doch als ich oben in der Ortschaft angekommen bin, zeigte mir mein Handy an, dass es nur noch 800 Meter bis zu Parkplatz seien. Das sollte ich auch noch schaffen und so ging ich auch den Rest des Weges zu Fuß.

Da die Landschaft in der tiefstehenden Sonne so schön aussah, machte ich auf dem Rückweg einen kleinen Umweg und fuhr noch einmal an den Fairy Chimneys und dem Imaginary Valley vorbei.

Zurück in Ürgüp steuerte ich direkt mein Stammlokal Chef Remzi an und hatte erneut ein sehr leckeres Abendessen.

Tag 72 (27.09.): 31 km – Kappadokien

km-Stand: 109.498

Nachdem es mir ja gestern nicht so gut ging, schlief ich heute lange und ließ den Tag ruhig angehen. Zuerst fuhr ich in die Stadt und aß ein Pide mit Hackfleisch und Käse als Frühstück/Mittagessen. Dann ging ich zum Friseur. Mein letzter Haarschnitt in Vayk war zwar noch nicht so lange her, aber die Haare fingen schon wieder an unter dem Helm zu nerven. Daher entschied ich mich für eine radikale Variante. Ich fragte den Friseur, ob er einen 12mm Aufsatz für die Maschine hätte. Nein, nur 10mm. Ok, nehme ich. Jetzt sehe ich zwar aus als wäre ich bei der Bundeswehr, aber es fühlt sich einfach gut an. Sowohl unterm Helm als auch under der Kappe.

Dann erinnerte ich mich wieder daran, das ich heute auch eigentlich noch nach meinem Luftfilter schauen wollte. Simon meinte in Georgien noch, er hätte seinen mal ausgebaut und gereinigt und er wäre ziemlich dreckig gewesen.

Ich steuerte die nächste Tankstelle an, wo ich bequem parken konnte und schraubte so lange an der Maschine herum bis ich den Luftfilter endlich in der Hand hatte. Er sah aus wie neu. Ich klopfte etwas darauf herum und blies mal kräftig hinein, doch es kam keinerlei Dreck heraus. Also alles gut. Ich baute ihn wieder ein und schraubte alles zusammen.

Als nächstes fuhr ich ins Göreme Open Air Museum. Ein Klosterkomplex, der wie die anderen Höhlen in Kappadokien in den Fels geschlagen wurde. Ich besichtigte diverse Kirchen und dank des Audio Guides auf Deutsch war es wirklich interessant. Eigentlich durfte man in den Kirchen nicht fotografieren, doch wenn kein Aufpasser da war hielt sich niemand daran. Also schloss ich mich der Herde an und machte auch ein paar Bilder. Die Fresken waren ziemlich beeindruckend. Insbesondere in der “Dark Chuck” waren sie extrem gut erhalten (oder restauriert).

Als ich in der letzten Kirche war, klingelte mein Telefon. Es war der Veranstalter der Ballonfahrt, die ich für morgen gebucht hatte. Er wollte, dass ich ihm per WhatsApp ein Foto meines Reisepasses schicke und die genaue Adresse meiner Unterkunft. Später bekam ich dann noch eine achricht, dass ich um 05:10 Uhr abgeholt würde. Immer noch verdammt früh, aber ich war trotzdem erleichtert, da ich der Buchungsbestätigung stand, ich würde zwischen 02:15 und 04:15 Uhr abgeholt werden. Ich hoffe ich höre den Wecker. Werde diese Nacht wohl ohne Ohrstöpsel schlafen müssen.

Von hier aus fuhr ich zum “Love Valley”, was eher wie ein Penis Valley aussah. Leider konnte man hier nicht spazieren gehen. Natürlich traf ich auf ein weiteres Brautpaar. Ich machte also nur ein paar Bilder vom Aussichtspunkt und dann fuhr ich nochmal eine Runde in der Abendsonne durch Kappadokien. Diesmal mit der GoPro auf dem Helm.

Als ich in Ürgüp mein Stammlokal ansteuerte, musste ich feststellen, dass es heute geschlossen war. Ich fuhr stattdessen ins Zentrum und setzte mich dort in eines der vielen Restaurants. Ich weiß den Namen nicht mehr, aber das Essen war gut. Wenn auch geringfügig teurer, da mitten im Touristenzentrum gelegen.

Tag 73 (28.09.): 7 km – Kappadokien

km-Stand: 109.529

Der Wecker klingelte um 4:50 Uhr. Ich stand auf, zog mir im Halbschlaf die Sachen an, die ich mir am Vortag schon zurechtgelegt hatte und gerade als ich runter gehen wollte, klopfte schon jemand an meine Tür und meinte, der Bus zur Ballonfahrt sei schon da. 8 Minuten zu früh. 🙁

Ich stieg ein und es stellte sich heraus, dass ich als zweites abgeholt wurde und wir noch rund eine Stunde fuhren bis alle Teilnehmer eingesammelt waren. Mit dem Motorrad hätte ich 20 Minuten gebraucht. Allerdings hätte ich im Dunkeln unter den zig Ballons niemals den richtigen gefunden.

Wir stiegen aus dem Bus und von da an ging alles recht schnell. Der Ballon war schon mit ehißer luft gefüllt und wir stiegen alle ein. Wenn ich mich nicht verzählt habe waren wir mit 19 Teilnehmern plus 2 Ballonfahrern unterwegs.

Wir starteten noch in der Dämmerung und außer dem gelegentlichen Geräusch des Gasbrenners war nichts zu hören. Eine traumhafte Stille. Wir waren einer der ersten Ballons. Ein paar waren vor uns, doch die meisten waren noch am Boden.

Wir hatten einen ausgezeichneten Ballonfahrer, der nicht langweilig auf einer Höhe flog sondern in den Tälern mit den spannenden Felsformationen ganz tief runter ging, so dass wir zwischen den Säulen hindurch fuhren und später auch mal bis auf 700 Meter hinaufstieg, was uns einen genialen Blick über ganz Kappadokien gewährte.

Irgendwann ging dann die Sonne auf. Ein riesen Spektakel mit so vielen Ballons am Himmel. Ich kannte die Bilder aus dem Internet, doch ich dachte, in der Nebensaison und zu Corona-Zeiten wären höchstens eine Handvoll Ballons unterwegs. Aber wenn wir hinter uns schauten war der ganze Himmel voll. Ich kann es ganz schlecht schätzen, würde mich aber nicht wundern, wenn es um die hundert gewesen waren.

Wir flogen über Göreme hinweg und gingen anschließend nochmal ganz tief runter so dass wir nur ein paar Meter an einigen der Felsen vorbei flogen und direkt auf Uchisar zuflogen. Ich konnte auch das Pidgeon Valley sehen, durch das ich 2 Tage zuvor noch gewandert bin.

Hinter Uchisar setzten wir zur Landung an. Ich war erstaunt, wie gut der Fahrer den Landeplatz vorhersagen konnte. Als wir runter gingen stand sort schon ein Pickup mit dem Anhänger für den Ballon und wir landeten (mithilfe von 3 kräftigen Männern, die den Ballon die letzten Meter schoben) direkt auf dem Anhänger.

Dann wurde die warme Luft herausgelassen und der Ballon sank langsam zu Boden. Jetzt durften wir aussteigen und bekamen noch ein kleines Getränk auf die erfolgreiche Landung, sowie ein Zertifikat für die Teilnahme und konnten für 25 Lira noch ein Foto erwerben, dass vor dem Abflug gemacht wurde. Ich sehe darauf zwar furchtbar aus, aber als Erinnerung habe ich es mir trotzdem gekauft.

Zurück in der Unterkunft, es war genau 8:00 Uhr als ich ankam, musste ich feststellen, dass es kein fließendes Wasser mehr gab. Ich legte mich wieder ins Bett und versuchte nochmal ein paar Stunden zu schlafen, was mir leider nicht so richtig gelang. Irgendwann stand ich auf und fragte was mit dem Wasser los sei. Einer der Jungs von der Unterkunft meinte, es gäbe von 08:00 bis 17:00 Uhr in ganz Urgüp kein Wasser. Na toll. Ich fuhr also erst mal in die Stadt um mir etwas zu essen zu kaufen und dann in einen kleinen Park wo ich mich mit dem Laptop hinsetzte und nach Hotels in Antalya suchte.

Irgendwann musst ich dringend auf Toilette und hatte schon Angst, dass ich wegen des abgestellten Wassers bis in den Nachbarort fahren müsste. Ich ging dennoch zuerst in das Restaurant neben dem Park und fragte, ob ich ihre Toiletten benutzen dürfte. Klar kein Problem. Und hier gab es auch Wasser. Keine Ahnung was mir der Typ aus meinem Apartment da gezeigt hatte, aber zumindest in einigen Teilen von Ürgüp gab es noch Wasser. Das Restaurant gefiel mir so gut, dass ich wieder meinen Laptop auspackte und mich bei einem Eistee und einem türkischen Tee auf die Suche nach einem Hotel in Kas machte und an meinem Reisetagebuch schrieb. Alles bei toller Aussicht direkt auf die Felsenhöhlen von Ürgüp.

Es gab auf der überdachte Terrasse sogar eine Steckdose, so dass ich sogar weiter meine Bilder bearbeiten konnte. Das braucht so viel Rechenleistung, dass der Akku dann schon nach kurzer Zeit leer ist. Es gefiel mir hier so gut, dass ich den gesamten Nachmittag hier verbrachte und diverse Tassen Tee trank. Einziger Wehrmutstropfen, es gab kein WIFI.

Später entschied ich mich auch noch etwas zu Essen.

Grillteller mit Pommes und irgendwelchen Körnern

Zum Abendessen fuhr ich erneut ins Chef Remzi Restaurant, machte diesmal aber keine Bilder vom Essen. Als ich aufstand um zu gehen fragte mich Halil der Kellner und Mitinhaber des Restaurants, wo ich denn als nächstes hinfahren würde. Ich nannte ihm meine nächsten Ziele: Kas, Marmaris, Bodrum, Izmir. Es stellte sich heraus, dass er auch noch Reiseführer ist und gab mir eine Menge Tipps, was ich auf dem Weg alles besichtigen könnte. Wir redeten über eine halbe Stunde miteinander bevor ich schließlich in meine Unterkunft zurück fuhr.