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Niedere Tatra bei Kokava nad Rimavicou

Tag 5 (20.07.): 355 km – von Kryspinów/Polen nach Kravany/Slowakei

km-Stand: 97199

Dieser Tag begann mit einer Enttäuschung. Ich hatte vor um 11:00 Uhr eine Führung durch das Salzbergwerk Wieliczka zu machen. Das wurde mir von einer Freundin empfohlen und die Fotos im Internet sahen vielversprechend aus. Ich kam um 10:15 Uhr am Parkplatz an, doch bis ich alles verstaut und zu Fuß den restlichen Weg zum Bergwerk zurückgelegt hatte, war es schon 10:40 Uhr. Und die Schlange vor der Kasse war ewig lang.

Viel zu lange Schlange vor dem Salzbergwerk Wieliczka

Ich stellte mich an und als ich etwa die hälfte geschafft hatte kam eine Durchsage, dass jetzt die englischsprachige Führung beginnt und mindestens 3 Stunden dauert. Ich hätte also auf die nächste um 12:00 Uhr warten müssen. Das war mir zu spät. Ich hatte schließlich noch über 5 Stunden Fahrt vor mir. Schweren Herzens verließ ich die Schlange und ging zurück zum Parkplatz dessen Gebühr von knapp 4 € ich umsonst bezahlt hatte.

Von nun an wurde der Tag aber besser. Ich fuhr Richtung Süden und kam in bergigeres Gebiet in dem das Motorradfahren richtig Spaß machte. Außerdem erfreute ich mich an einigen kleinen Dingen, wie dem Mannschaftsfoto einer Kinder-Baseballmannschaft oder einem Storchennest. Ich glaube ich habe noch nie zuvor ein Storchennest gesehen in dem auch Störche drin saßen.

Gegen 14:00 Uhr packte mich der Hunger und ich machte Mittagspause. Es gab ein letztes Mal polnische Piroggen. Diesmal auf russische Art.

Piroggen “Ruskie”

Währen dem Essen viel mir ein, dass ich mich für die Einreise in die Slowakei noch auf einer Internetseite registrieren musste. Das erledigte ich sogleich und da fiel mir auf, dass die Einreisebestimmungen geändert wurden. Oder ich habe es bei meiner Recherche vor der Reise nicht richtig gelesen. Jedenfalls muss ich, da meine 2. Impfung noch keine 14 Tage zurückliegt 2 Wochen in häusliche Quarantäne, kann aber sofort einen PCR Test machen, der falls negativ mir erlaubt mich frei zu bewegen. Laut der E-Mail, die ich bekommen habe, soll mir ein Termin für diesen Test per SMS zugeschickt werden.

Da ich mein Unterkunft schon gebucht habe und auch die folgende in Ungarn, war es für mich keine Option noch eine Woche in Polen zu bleiben. Ich fuhr also weiter und wartete ab, was mich an der Grenze erwarten würde.

Doch zuerst stand noch der Besuch der Skisprungschanze in Zakopane auf dem Programm. Zakopane selbst ist ein sehr Touristischer Ort und für meinen Geschmack viel zu überlaufen. Interessant ist aber die traditionelle Bauweise in dieser Gegend mit seht steilen und spitzen Dächern und vielen Gauben. Diese Häuser fanden sich auch in den umliegenden Dörfern.

Die Schanze selbst ist sehr beeindruckend. Ich hatte bisher zwar schon 2 Schanzen gesehen, aber nur von untern. Hier in Zakopane konnte man für einen kleinen Obolus mit dem Sessellift bis ganz nach oben fahren. Schon verrückt, wo sich die Skispringer da runterstürzen.

Für die Touristen gab es noch die Möglichkeit in einem großen Reifen den Aufsprunghügel herunterzurutschen. Dafür bin ich allerdings zu alt.

Weiter ging es bei immer besser werdendem Wetter in Richtung Slowakischer Grenze. Vorher kaufte ich schnell noch etwas zum Abendessen im Supermarkt ein. Schließlich wusste ich ja nicht, wie das mit der Quarantäne läuft und ob ich noch was zu Essen bekomme.

An der Grenze war dann gähnende Leere. Keine Corona-Kontrollen. In dem Moment dachte ich mir, dass ich mich besser nicht angemeldet hätte. So hätte niemand was von meiner Einreise mitbekommen und die Quarantäne wäre kein Thema gewesen.

Egal. Es ist wie es ist. Jetzt genoss ich die kurvigen Straßen auf slowakischer Seite, die noch schöner sind als auf polnischer Seite. Insbesondere mit der Abendsonne im Rücken.

In meiner Unterkunft in Kravany angekommen gab es eine positive Überraschung. Das Zimmer war noch viel schöner als auf den Bildern im Internet. Frisch renoviert, blitzsauber und mit sehr bequemen Betten und Jalousien an den Fenstern. Ich bin mir sicher, ich werde heute Nacht zum ersten Mal auf diesem Trip gut schlafen.

Nur von Gesundheitsamt bzgl. des Termins zum Covid-Test habe ich noch nichts gehört. Wenn ich bis morgen keine SMS bekomme interpretiere ich das mal so, dass ich doch nicht in Quarantäne muss und werde einen Motorradausflug machen. Dabei kann ich ja auch niemanden anstecken.

Tag 6: 230 km – Tagestour durch die Niedere Tatra

km-Stand: 97554

Zum ersten mal auf diesem Trip bin ich aufgewacht ohne mich wie gerädert zu fühlen. Das Bett in dieser Unterkunft ist super. Als ich dann auf mein Handy schaute kam die erste Ernüchterung. Ich hatte eine E-Mail vom Slowakischen Gesundheitsamt bekommen, dass ich einen Termin am 27.07. für einen PCR Test in Poprad hätte und so lange in Quarantäne bleiben müsste.

Ich las mir nochmal genau die Einreisebestimmung doch es gab kein Schlupfloch. Was sollte ich also machen? Die nächsten 2 Tage in meinem Zimmer verbringen und mich von Wasser und den restlichen Nüssen ernähren, die ich noch dabei hatte? Oder die Quarantäne ignorieren und eine Strafe von bis zu 1659€ riskieren?

Ich entschied mich für die 2. Option und machte eine Tagestour durch die Niedere Tatra. Nur um sicher zu gehen machte ich noch einen Covid Schnelltest, den ich noch aus Deutchland dabei hatte. Negativ – also los. Zuerst überquerte ich den Gebirgszug auf der Route 72 bevor ich dann ins Skigebiet Trangoška abbog. Leider lag selbst die Liftstation noch im Wald, so dass der erhoffte Ausblick ausblieb.

Weiter ging es durch Brezno und über die 529 und 2724 nach Kokava nad Rimavicou wo es laut Google einen tollen Aussichtsturm geben sollte. Der Weg dorthin war schon eine Qual. Die 2724 hatte Schlaglöcher ohne Ende. Ich glaube das ist die schlechteste Straße auf der ich je gefahren bin.

Als ich dann den Aussichtspunkt ansteuerte kam mir von rechts ein Motorradfaher aus einem Feldweg entgegen. Ich hatte mir zwar nach meiner Portugal Tour und den Erfahrungen in Thailand fest vorgenommen auf diesem Trip keine Feldwege mehr zu fahren, doch der gute Vorsatz hielt nicht lange. Es sah so aus, als käme man über diesen Weg auch einen einen schönen Aussichtspunkt und dem war auch so. Und ich hatte Glück, der Weg war sehr leicht befahrbar. Ich machte ein paar Fotos und fuhr wieder zurück auf die Hauptstraße wo 20 Meter weiter die Abzweigung zu dem Aussichtsturm kam.

Doch schon nach der ersten Kurve wurde aus der geteerten Straße ein geschotterter Feldweg. Dieser war leider alles andere als gut befahrbar und je weiter ich fuhr desto schlimmer wurde es. Irgendwann ging es nicht mehr weiter. Mein Hinterrad drehte auf dem losen Schotter durch und das Motorrad fiel um.

Da ich es nicht schaffte die schwere Maschine mit samt Gepäck aufzurichten, schnallte ich nicht nur meine Tankbox ab, nein ich baute auch die komplette Alukiste ab. Ausräumen alleine reichte nicht, da ich keinen gute Stelle hatte zum anpacken.Nachdem alles ab war, schaffte ich es gerade ebenso mein Motorrad wieder aufzurichten. Außer ein paar Kratzern am Seitenkoffer und am Getriebedeckel ist nichts kaputt gegangen.

Damit der Ganze Ärger nicht umsonst war, beschloss ich meine Sachen bei dem Motorrad zu lassen und den restlichen Weg zum Aussichtsturm zu Fuß zurückzulegen. Allerdings ging mir schon nach 150 Metern die Puste aus und mein Navi zeigte an, dass es noch ca. 500 Meter auf diesem Feldweg seien und etwa nochmal weitere 500 Meter über einen Wanderweg. Und alles bergauf. Das war der Punkt an dem ich aufgab und umdrehte. War der Ärger also doch umsonst.

Zurück am Motorrad stand ich vor der nächsten Herausforderung. Wie sollte ich auf dem steilen Weg wenden? Ich entschloss mich zuerst die Kiste wieder anzubauen und mein Gepäck später einzuladen, sobald ich gewendet hätte. Schließlich stand das das Motorrad gerade relativ sicher. Als nächstes versuchte vorsichtig anzufahren, doch bevor sich das Motorrad bewegte, drehte wieder das Hinterrad durch. Also versuchte ich ein Stück rückwärts bergab zu rollen, doch auch das gestaltete sich schwierig, da bei jeder zarten Bremsung mit der Vorderbremse das Vorderrad blockierte und ich etwa einen Meter rutschte bevor die Maschine zum stehen kam. Dann kam ich auf die Idee, die Kupplung zum Bremsen zu verwenden, da die ja die Kraft über das Getriebe auf das Hinterrad überträgt und so schaffte ich ca. 20 Meter zurückzurollen bis es wieder etwas flacher wurde. Dort schaffte ich es dann das Motorrad zu wenden. Ich holte meine Sachen und lud alles in die Kiste.

Doch keine 20 Meter später passierte es erneut. Mein Vorderrad rutschte in eine Furche und ich lag schon wieder da. Doch diesmal war der Untergrund etwas griffiger und schaffte es mit all meiner Kraft die Dicke wieder aufzurichten ohne vorher all mein Gepäck wieder auszuladen. Zum Glück war das der letzte Umfaller, denn ab jetzt wurde der Weg wieder besser und ich schaffte es heil bis zur Straße.

In der nächsten Ortschaft musste ich mich erst mal erholen und ich entschied mich etwas zu Essen. Es war schließlich schon gegen 15:00 Uhr. Es gab ein Restaurant und eine Pizzeria. Ich wollte mal was typisch slowakisches probieren, allerdings konnte ich das Restaurant nicht finden. Also bin ich dann doch in die Pizzeria. Ich saß draußen und ein Slowake versuchte sich mit mir zu unterhalten. Ich machte ihm mehrmals klar, dass ich ihn nicht verstehe, aber das hielt ihn nicht davon ab weiterzureden. Irgendwann zeigte er auf sein Schnapsglas und fragte mich, ob ich auch einen wolle. Ich winkte ab und zeigte auf mein Wasser. Daraufhin verschwand er kurz und kam mit einem 2. Wasser, dass er mir hinstellte und dann stieß er mit mir an. Später als ich die Rechnung beglich tauchte da nur ein Wasser auf. Offensichtlich hat er mir einen ausgegeben.

Jetzt deutete er auf seinen Hals und sagte “Milan”. Was hatte sein Hals mit einem Vogel zu tun? Ich verstand nicht was er wollte. Er wiederholte es und dann zeigte er auf mich. Jetzt verstand ich. Er heißt Milan und wollte willen wie ich heißte. Ich stellte mich als Sebastian vor und er schüttelte mir freudig die Hand. Dann kramte er ein paar Kekse aus seiner Tasche, die er mir unbeding schenken wollte. Ich habe offenbar einen neuen Freund gefunden. Noch bevor meine Pizza kam verabschiedete er sich und ich konnte in Ruhe essen.

Pizza und ein geschenkter “Nachtisch” von meinem neuen Freund Milan

Von dort aus fuhr ich nochmal etwa 1½ Stunden zurück zu meinem Zimmer auf ein paar sehr gut geteerten und landschaftlich wunderschönen Straßen.

Trotz der beiden Missgeschicke war es ein toller Tag.

Tag 7: 118 km – Tagestour entlang der Hohen Tatra

km-Stand: 97789

Da ich schon mal in einer Unterkunft mit besonders bequemem Bett war, beschloss ich heute etwas länger zu schlafen und stand erst kurz vor 10 auf.

Für heute hatte ich einen Ausflug in Richtung Hohe Tatra geplant. Leider gibt es keinen Pass der die Hohe Tatra überquert und nicht einmal eine Straße, die wenigstens ein Stück weit ein Tal hoch führt. Daher blieb mir nur die Route 537 am Fuße der Hohen Tatra entlang zu fahren. Das gute daran war, dass ich dadurch nicht sonderlich lange unterwegs war was meinem etwas schmerzenden Hintern ganz gelegen kam. Außerdem nutzte ich die Gelegenheit und hielt mehrmals an um verschiedene Kamerapositionen an meinem Motorrad auszuprobieren. Bin mal gespannt, welche sich als am besten geeignet herausstellt.

Als ich dann auf der Karte noch ein kleines Sträßchen gefunden hatte, das ein wenig ins Gebirge führt versuchte ich mein Glück. Leider war sie für Autos und Motorräder gesperrt. Also nur ein Rad- und Wanderweg.

Auf dem Rückweg hielt ich in Tatranská Štrba und aß im Restaurant “Koliba Žerucha” zu Mittag. Ich gönnte mir eine Käseplatte als Vorspeise und einen Teller mit 3 verschiedenen slowakischen Köstlichkeiten als Hauptgericht und als ich sah wie viel das alles ist war klar, dass das Abendessen ausfallen würde.

Gut genährt fuhr ich zurück in meine Unterkunft und bearbeitete die Bilder der letzten Tage, so dass ich am Abend endlich meinen Ersten Reisebericht über Dresden und Polen veröffentlichen konnte.

Morgen geht’s dann weiter nach Ungarn.

Tag 8: 285 km – von Kravany/Slowakei nach Tiszakanár/Ungarn

km-Stand: 97907

Obwohl heute keine all zu weite Strecke auf dem Programm stand, saß ich schon um 9:30 Uhr auf dem Motorrad und startete in Richtung Košice. Zuvor genoss ich trotz leichten Nieselregens die Berge Sloweniens, auch wenn einige der Straßen in katastrophalem Zustand waren. Sie hätten jedem Stoßdämpferhersteller als perfekte Teststrecke gereicht. Ich fuhr entsprechend langsam und erfreute mich an der schönen Landschaft und freute mich um so mehr über jeden Abschnitt der frisch geteert war. Als ich mir wie üblich in einem Supermarkt etwas zum Frühstücken kaufen wollte, stellte ich fest, dass heute Sonntag und deshalb alles geschlossen ist. Also suchte ich mir ein schönes Cafe und bestellte einen Cappuccino und ein Mohnteilchen. In dem Moment nahm der Regen etwas zu und ich war froh im Trockenen zu sitzen. Und wie der Zufall es so wollte hörte es auch schon wieder auf, kurz bevor ich bezahlte. Perfektes Timing.

Weiter ging es nach Košice, einer seht schönen Stadt im Osten der Slowakei mit dem Dom der Heiligen Elisabeth aus dem 15. Jahrhundert in mitten einer pittoresken Altsttadt. Ich schlenderte eine Weile durch die Gassen und schaute mir den Dom an bevor ich in einem traditionellen slowakischen Restaurant eine Portion Bigos aß. Ein Sauerkraut Eintopf, der mir von einer polnischen Freundin empfohlen wurde, den ich in Polen aber in keinem Restaurant auf der Karte gefunden hatte. Ein netter Zufall, dass dieses polnische Gericht auch in der Slowakei serviert wird.

Von nun an ging es in flachere Gefilde bis über die Grenze nach Ungarn wo ich wieder in ein schönes kleines hügeliges Gebiet mit netten Kurven kam. Die Straßen waren teils aber in mindestens so üblem Zustand wie in der Slowakei. Ich genoss es trotzdem, insbesondere, da die Dörfer durch die ich fuhr wesentlich schöner waren, als die in der Slowakei. Ein Highlight für mich waren die riesigen Sonnenblumenfelder. Nachdem ich im Frühjahr in Thailand überhaupt zum ersten mal in meinem Leben ein kleines Sonnenblumenfeld gesehen hatte, sah ich hier gleich mehrere die deutlich größer waren, als z.B. die Rapsfelder, die ich aus Deutschland kenne. Ein toller Anblick.

Da ich mich für 20:00 Uhr in meiner Unterkunft angekündigt hatte, machte ich noch einen Abstecher nach Kisvárda, einem kleinen Städtchen in der Nähe meiner Unterkunft wo ich auch noch etwas durch die Straßen bummelte und schließlich zu Abend aß. Leider fand ich kein Restaurant in dem es Gulasch gab und dort wo ich dann schließlich etwas aß, war das Essen nicht besonders gut. Das erste mal auf meiner Reise, dass ich von dem Essen enttäuscht war. Da hatte ich von der ungarischen Küche mehr erwartet.

Die Ankunft und der Check-In in meiner Unterkunft könnte einer Komödie als Drehbuch dienen. Ich kam an meiner Pension an und sowohl das Tor für die Einfahrt zum Parkplatz sowie das kleine Tor für die Fußgänger waren abgeschlossen. Ich klingelte, doch niemand reagierte. Ich stand dort gefühlt 5 Minuten und klingelte immer mal wieder bis ein älterer Herr aus der Nachbarschaft kam und mehrmals den Namen der Vermieterin brüllte. Irgendwann antwortete sie und die beiden unterhielten sich eine Weile auf ungarisch. Laut rufend natürlich. Dann wandte er sich mit zu und textete mich zu. Ich versuchte ihm mehrmals klar zu machen, dass ich keine Wort verstehe, aber das hielt ihn nicht davon ab weiter zu reden. Irgendwann öffnete sich das Tor und ich konnte mit meinem Motorrad auf den Parkplatz fahren. Endlich war ich erlöst. Dachte ich. Eine Frau schickte mich die Treppe hoch ohne, dass ich wusste, welches mein Zimmer ist. Das kam mir schon etwas komisch vor, doch oben angekommen nahm mich Magda die Vermieterin in Empfang. Auch sie fing mit mir auf ungarisch zu reden und ich sagte immer wieder “I don’t understand you”. Irgendwann fragte sie mich ob ich deutsch spreche. Ich bejahte und dann begann sie einen Satz auf deutsch nur um ihn dann auf ungarisch zu beenden. Im Grunde hätte es mir genügt, wenn sie mir den Schlüssel zu meinem Zimmer gegeben hätte, doch sie bestand auch noch darauf, dass ich einen Schnapps, einen Welcome Drink trinke. Außerdem benötige sie auch noch meinen Ausweis. Kein Problem. Ich ging wieder mit ihr runter und sie suchte die Flasche Schnapps. Als sie sie fand, was sie jedoch leer. Also suchte sie eine neue. Und das alles in einem Zeitlupentempo. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich ging auf mein Zimmer duschen. Kaum war ich im Bad, klopfte es an meiner Tür. Sie brauche meinen Pass und ob ich denn keinen Schnapps wolle. Ich ging also nach der Dusche wieder runter und schaute ihr zu wie sie akribisch die Daten von meinem Ausweis in ein Formular übertrug. Als sie dann meinen Geburtsort wissen wollte wurde es mir zu bunt und ich füllte das Formular kurzerhand selbst aus. Das hätte sonst noch stunden gedauert. Jetzt wollte sie wissen, ob ich am nächsten Tag frühstücken wollte. Ich verneinte schnell um einer weiteren halben Stunde Gespräch aus dem Weg zu gehen und hoffte, dass wir jetzt fertig seien. Dann fing sie an mit den anderen Gästen zu reden. Immer wieder fiel mein Name und ich wusste nicht ob sie noch was wollte oder nicht. Sie sprachen ja alle ungarisch. Nachdem ich dem Treiben ein paar weitere Minuten zugeschaut hatte trank ich meinen Schnapps, der übrigens furchtbar war, und fragte, ob alles ok sei. Daraufhin wünschte sie mir eine gute Nacht. Endlich konnte ich auf mein Zimmer gehen und mich meinen Bildern und meinem Reisetagebuch widmen. Der gesamte Check-In hat von 19:45 Uhr bis 21:15 Uhr gedauert.

Aber wenigstens gibt es bei der Hitze eine Klimaanlage und das Bett ist bequem.

Tag 9: 187 km – von Tiszakanár/Ungarn nach Coltău/Rumänien

km-Stand: 98192

Schon über 98.000 km auf dem Tacho. Wahrscheinlich werde ich die 100.000 noch in Rumänien überschreiten.

Dieser Tag war motorradfahrerisch eher langweilig. Es ging im Flachland meistens schnurgerade aus. Dafür habe ich aber wieder ein paar schöne Sonnenblumenfelder und Storchennester gesehen. In einer Ortschaft sogar 4 Stück. Und alle Nester waren bewohnt.

Zum ersten Mal auf diesem Trip stand ich einige Minuten an einem Grenzübergang und mein Ausweis sowie KFZ Schein wurden kontrolliert. Offensichtlich ist Bulgarien zwar in der EU, aber nicht im Schengenraum.

Kurz hinter der Grenze gelangte ich schon nach Satu Mare wo ich zuerst einen Baumarkt aufsuchte, da ich noch einen Sicherungssplint für meine zusätzliche Tankboxbefestigung brauchte. Leider hatten sie keinen, weshalb ich mich mit einem Stück starren 1,5mm² Elektrokabel behalf. Funktioniert super.

Anschließend fuhr ich in die Innenstadt um ein wenig zu Bummeln und einen Kaffee zu Trinken. Da ich in Rumänien ein paar Tage bleiben werde holte ich an ein einem Geldautomat etwas Bargeld. Anstoß dafür war, dass ich mir in der Fußgängerzone ein Eis kaufen wollte, was man nicht mit Kreditkarte zahlen konnte.

Die Stadt selbst fand ich nicht so schön. Im Prinzip gibt es zwar einiges an alter Bausubstanz, aber der zentrale Park ist von einer 2 Spurigen Straße umgeben genauso wie die anderen schönen Ecken. Und ausgerechnet die Fußgängerzone ist nicht sonderlich ansehnlich. Ich verweilte dennoch eine halbe Stunde dort, da es anfing zu regnen und ich die Zeit bei einem Cappuccino totschlug.

Schnell noch einen Abstecher zur Synagoge und einer Kirche und dann gings auch schon weiter nach Baia Mare.

Das Zentrum dort besteht zwar im Grunde aus nicht viel mehr als einem großen Platz ist aber viel einladender als Satu Mare. Ich bummelte auch hier ein wenig bevor ich mir ein Restaurant für’s Abendessen suchte. Diesmal hatte ich mehr Glück als in Ungarn. Das Essen war hervorragend und mit 44 Leu – exakt 9 Euro – alles andere als teuer.

Dann fuhr ich zu meiner Unterkunft, deren Adresse leider nicht ganz korrekt bei AirBnB hinterlegt ist. Dort wo mein Navi mich hinführte preschten gerade 3 Pferde im Galopp an mir vorbei. Ohne Reiter. Sie waren wohl ausgebüchst, da etwas später ein Mann wild schnaufend und fluchend hinterher lief. Dem Mann folgte dann ganz gemütlich ein bunter Tross aus weiteren Pferden und Kühen und den Abschluss machte ein Ochse oder Büffel der mich etwas misstrauisch beäugte bevor er dann des Weges zog.

Ich schaute mal direkt auf Google Maps nach “Bio Panzion”, so der Name meiner Unterkunft in AirBnB und siehe da, Google kannte sie. Allerdings ein paar Häuser weiter die Straße herunter.

Die Betten sind so mittelmäßig bequem, die Luft riecht nach Land und der Wasserdruck in der Dusche ist fast nicht existent. Tropfen für tropfen wusch ich mich das Shampoo aus den Haaren. Gut, dasss ich sie mir vor dem Urlaub noch extra kurz geschoren habe, sonst hätte ich wohl noch einige Zeit unter der Dusche verbracht. Das Internet ist schnell genug um an meinem Reisetagebuch weiterzuschreiben und später vielleicht noch ein paar Clips auf YouTube zu schauen.

Morgen geht es dann in die Karpaten wo mir einige Tage an Motorradfahrvergnügen bevorstehen.