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Palast des Volkes - flächenmäßig größtes Gebäude der Welt, Bukarest

Tag 15 (01.08.): 304 km – von Florești nach Malaia über Route 7C Transfăgărășan

km-Stand: 99.305

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der berühmten Passstraße Transfăgărășan. Doch zuerst erfreute ich mich an dem kleinen Sträßchen, das aus dem Dorf Floresti heraus führte. Ich dachte diesmal sogar daran meine GoPro einzuschalten und die Strecke aufzunehmen.

An der Hauptstraßen angekommen, machte ich die erste kleine Pause und gönnte mir einen Kaffe. Zum Frühstück hatte ich in meiner Unterkunft lediglich ein verpacktes Croissant aus dem Supermarkt.

Weiter ging es durch den netten Ort Biertan in dem ich mir kurz die Beine vertrat und anschließend über 2 kleine namenlose Pässe fuhr bis am Horizont im Dunst das Karpatenmassiv auftauchte. Je näher ich kam, desto deutlicher konnte man die Felsgipfel sehen.

In dem Örtchen Cârțișoara entschloss ich mich erneut dazu meine GoPro einzuschalten und die gesamte Überquerung der Karpaten entlang der Transfăgărășan aufzunehmen. Ob ich mir die knapp 2 Stunden Videomaterial jemals komplett anschauen werde wage ich zu bezweifeln…

Anfangs verlief die Strecke noch durch dichten Wald, der sich immer mehr lichtete je höher ich kam. Schließlich fingen dann die spektakulären Serpentinen an.

Kurz vor dem Tunnel auf der Passhöhe zeigte mir Google Maps einen Stau an. Mir war schon aufgefallen, das recht viel Verkehr war, aber mit so vielen Autos hatte ich dann doch nicht gerechnet. Offensichtlich zog es viele Einheimische an diesem sonnigen Sonntag hier herauf. Zum Glück konnte ich mich mit dem Motorrad an der Blechlawine vorbeischieben. Ansonsten hätte ich für die letzten paar Kilometer wahrscheinlich über eine Stunde gebraucht.

Anhalten konnte ich auf der Passhöhe nicht, selbst wenn ich gewollt hätte. Das holte ich dann hinter dem Tunnel nach und machte ein paar schöne Bilder von dem Bergmassiv.

Ein paar Kilometer weiter erreichte ich den Stausee Lacul Vidraru wo ich dann noch ein Plätzchen zum parken fand und Bilder von der beindruckenden Staumauer machte. Dort sprach mich auch ein deutscher an, der mein Nummernschild erkannte und mir erzählte, dass er aus Ingelheim kommt. Außerdem sagte er mir, ich solle die Kamera nicht wegpacken, da auf der anderen Seite des kleinen nun folgenden Tunnel 2 Braunbären am Straßenrand säßen. Ich war total gespannt.

Da die Straße aber mit einer Mauer gegen den Abgrund abgesichert war, und es keine Wiese oder ähnliches gab, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen wo da Braunbären sein sollten. Und plötzlich sah ich ihn. Ganz cool und relaxed auf der Mauer sitzend sich die Blechlawine anschauen. Ich stoppte sofort, stieg ab und ging etwas näher heran um ein gutes Foto zu machen. Als er sich dann bewegte merkte ich, dass das vielleicht keine so gute Idee war. Alle anderen Touisten saßen ja sicher in den vorbeifahrenden Autos, während ich ungeschützt auf der Straße stand. Ich ging also wieder schnell zurück zum Motorrad und freute mich nicht gefressen worden zu sein.

Weiter ging es bergab, bevor ich dann an 2 weiteren Stauseene vorbei kam und wieder bergauf in Richtung Malaia, meinem heutigen Zielort fuhr, der auch zwischen 2 Stauseen liegt. In dieser Gegend wird wohl viel Strom erzeugt.

Bevor ich meine Unterkunft bezog aß ich noch in dem schönen Restaurant Terasa DEXI zu Abend. Diesmal wieder etwas typisch Rumänisches. Im Prinzip das gleiche wie vor ein paar Tagen nur etwas anders zubereitet. Und zum Glück war die Portion nicht ganz so groß, so dass ich diesmal nichts zurück gehen lassen musste. Danach machte ich wieder einen kurzen Spaziergang.

Morgen steht dann die höchste rumänische Passstraße, die Transalpina auf dem Programm. Und auf einen Montag ist dort hoffentlich etwas weniger Verkehr.

Tag 16 (02.08.): 208 km – Malaia nach Câmpu lui Neag über Route 67C Transalpina

km-Stand: 99.609

Dieser Tag begann erst mal mit einem kleinen Stimmungsdämpfer. Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte und losfahren wollte fiel mir auf, dass ich meinen Nierengurt nicht angezogen hatte. Und ich konnte ihn auch nirgends finden. Ich ging zurück in mein Zimmer, aber dort war er auch nicht.
Mein nächster Gedanke war, dass ich ihn gestern Abend im Restaurant liegengelassen hatte. Da es gleich um die Ecke lag fuhr ich schnell hin, fragte nach, aber dort war er auch nicht.
Enttäuscht zog ich mir meinen leider etwas zu großen Ersatznierengurt an und fuhr los.

Etwas später machte ich an einem kleinen Supermarkt in Voineasa halt und kaufte mir etwas zum Frühstücken. Diesmal ein geschnittenes Brot und eine Dose Krabbenaufstrich. Außerdem noch einen geräucherten Käse, den ich am Nachmittag irgendwo mit dem restlichen Brot essen wollte.

Gegessen habe ich dann im gegenüberliegenden Park und als ich weiterfahren und die restlichen Lebensmittel in meiner großen Alubox verstauen wollte fand ich dort meinen Nierengurt. Sofort erhellte sich meine Stimmung wieder.

Jetzt ging es zuerst über einen kleinen Pass auf dem Weg zur Transalpina. Dem Highlight des heutigen Tages – ein Pass auf 2136 m Höhe. Die Anfahrt war landschaftlich nicht ganz so schön, wie die Transfagarasan gestern, dafür war die Strecke und die Passhöhe dafür um so spektakulärer.

Ich bin echt froh, dass ich beide Pässe gefahren bin und mich nicht wie ursprünglich geplant für nur einen der beiden entschieden habe.

Jetzt wurde ich allerdings langsam nervös. Mein Tank wurde rapide leerer und ich hatte den Passhöhepunkt noch nicht erreicht. Wenn ich erst mal oben bin, dann könnte ich ja notfalls bis zur nächsten Tankstelle rollen.

Doch nach dem eigentlichen Pass folgte ich dem Kamm noch eine Weile und fuhr immer wieder Passagen bergab aber auch wieder bergauf. Eigentlich müsste der Sprit locker reichen, aber ich hatte dennoch ein mulmiges Gefühl.

Etwas später hielt ich an einem Rastplatz wo ein paar Verkaufsstände aufgebaut waren und kaufte mir als Mittagssnack ein gegrilltes mit Käse gefülltes Fladenbrot. Es war super lecker. Meine Lebensmittel in der Alubox die ich eigentlich zu Mittag essen wollte, hatte ich schon wieder vergessen. Die werden dann wohl zum Abendessen herhalten müssen.

Einige Kilometer später erreichte ich das Ende der Transalpina im Ort Novaci wo es auch eine Tankstelle gab und wo ich 2 Tage später auf meinem Weg nach Bukarest übernachten will.

Ich tankte randvoll, es gingen aber nur 21 Liter rein. Da der Tank 25 Liter fasst, hätte ich also noch ca. 80km weiterfahren können. Alle Aufregung umsonst. Ich war trotzdem beruhigt, dass mein Tank jetzt wieder voll war.

Jetzt ging es weiter in etwas tiefere Gefilde entlang der Karpaten bis in die Ortschaft Bumbeşti-Jiu wo ich mir einen Cappuccino und ein Stück Schokoladenkuchen genehmigte.

Nachmittagssnack in Bumbesti Jiu

Von dort an begann wieder eine wunderschöne Strecke durch das Naturschutzgebiet “Parcul National Defileul Jiului”. Ich folgte den Fluss Jiu und freute mich über den perfekten Straßenbelag und den wenigen Verkehr. Ab und an lief ich auf ein paar Autos hinter einem LKW auf und da es nicht möglich war in den engen Kurven zu überholen, wartete ich dann immer ca. eine Minute und gab dem Tross einen Vorsprung. Wenn ich sie dann 10 Minuten später eingeholt hatte wiederholte ich das Spielchen. So hatte ich immer freie Fahrt.

Gegen 16:30 Uhr erreichte ich meine Unterkunft und nachdem ich meine Sachen ausgepackt hatte ging ich gleich noch eine Runde spazieren. Da es hier aber ziemlich steil ist habe ich nur 45 Minuten geschafft, bevor ich erschöpft wieder in meiner Pension ankam.

Jetzt schrieb ich weiter an meinem Reisetagebuch. Leider nur offline, da die Internetverbindung hier quasi nicht existent ist. Es fühlt sich an, als müsste jedes einzelne Bit noch von Hand gemorst werden.

Anschließend ging ich noch duschen, aß mein Brot und meinen Käse zu Abend und versuchte in Sachen Bildbearbeitung aufzuholen. In den letzten Tagen ist einiges liegengeblieben und heute kamen ja auch wieder neue Bilder dazu.

Abendessen, geräucherter Käse mit Brot und meiner letzten Salami

Tag 17 (03.08.): 201 km – Câmpu lui Neag nach Hiriseşti/Novaci

km-Stand: 99.817

Noch 183 km bis ich die magische 100.000 Kilometergrenze überschreite. Das schaffen nicht sehr viele Motorräder.

Mein Plan für heute war es die 66A weiter westwärts bis zum See Acumularea Cerna zufahren und etwas weiter in der Schlucht Cheile Corcoaia eine kleine Wanderung zu machen und dann etwas weiter südlich über die 67D zu meiner Unterkunft in Novaci zu fahren.

Leider wurde nach knapp 20 Kilometern die gut geteerte Straße zu einem schlechten Schotterweg, Ich versuchte es noch ein paar hundert Meter, da ich hoffte, es handele sich nur um ein kurzes Teilstück, aber irgendwann wurde es immer steiler und ich gab auf. Ich wollte mein Schätzchen nicht noch einmal umfallen lassen.

Also machte ich kehrt und machte ein paar Kilometer weiter eine kleine Wanderung in Richtung Stâna Scorota. Der Weg war allerdings zu steil für mich, so dass ich nach 45 Minuten kehrt machte und so knapp 1½ Stunden unterwegs war.

Von hier fuhr ich wieder durch das traumhafte Jui Tal zurück und entschied mich noch zu einem Abstecher in die Stadt Târgu Jiu in der ich ein wenig durch 2 Parks spazieren ging. Der eine davon lag auf einer Insel im Fluss Jui, dem ich zuvor durch die Berge gefolgt bin. Ich kaufte noch etwas Obst und Wasser im Supermarkt und dann fuhr ich nach Novaci zu meiner Unterkunft.

Kurz bevor ich ankam stellte ich fest, dass ich dann nur noch ca. 14km von den 100.000 entfernt war und entschied mich spontan nochmal die Transalpina hinauf zu fahren bis ich die 100.000 km erreicht hatte. Ich bereitete meine GoPro vor und richtete sie auf den Kilometerzähler aus um das Ereignis auch auf Video festzuhalten.

Und nachdem das Schicksal es heute morgen nicht so gut mit mir meinte, hatte ich jetzt glück und der Kilometerzähler sprang ein paar hundert Meter vor dem Parkplatz Belvedere Ranca um wo ich super parken und noch ein paar “Beweisfotos” machen konnte.

Zurück in Novaci hatte ich dann noch ein kleines Problem mein Unterkunft zu finden. Die Adresse, die bei AirBnB angegeben ist, ist leider nicht korrekt und führte mich zu einem Haus in Novaci. Die Unterkunft war aber in einem kleinen Vorort namens Hirișești. Der Mann, der in dem Haus wohnte an dem ich ankam konnte zwar französisch, er ist Französischlehrer, aber leider kein Englisch, Er rief seinen Sohn an, der mir dann auf Englisch weiterhelfen konnte und erklärte, dass Hirișești keine Straße sondern ein kleiner Vorort sei. Ich fand es auf Google Maps und dort war auch meine Unterkunft namentlich eingetragen.

Ich verbrachte den Abend damit, Reisetagebuch zu schreiben und die letzten Tage in denen ich kein Internet hatte nachzuholen. Außerdem habe ich heute auch die gestern bearbeiteten Fotos hochladen können. Jetzt muss ich sie allerdings noch beschriften. Morgen geht es dann weiter nach Bukarest.

Tag 18 (04.08.): 263 km – Hiriseşti/Novaci nach Bukarest

km-Stand: 100.018

Als ich mein Motorrad packte kam mein Vermieter und bot mir einen Kaffee an, den ich dankend annahm. Ein guter Start in den Tag. Wie schon in den letzten Tagen war auch heute das Wetter perfekt. Allerdings habe ich ein wenig Angst vor Bulgarien und der Türkei. Dort sollen es bis zu 40 Grad werden.

Heute ging es erst mal nach Bukarest. Die Fahrt wahr anfangs noch ganz ok, doch dann wurde es immer Flacher und langweiliger. Ich bin von den Karpaten noch ziemlich verwöhnt.

Erwähnenswert sind 2 Stopps die ich machte. Den ersten in Pitesti am Parcul Ştrand. Ein schöner großer Park durch den ich spazieren ging.

Den 2. Stopp machte ich dann in Găești. Dort trank ich einen Cappuccino in einem italienischen Restaurant und spazierte dann ebenfalls noch ein wenig durch den Stadtpark.

In Bukarest angekommen bezog ich mein Zimmer und dann ging ich noch ein wenig in die Stadt. Mein Vermieter Michael war so nett mich zu begleiten und mir zu helfen die Busfahrkarten zu kaufen. Es war nicht so einfach, da man die Karten vorher an einem Kiosk kaufen muss und nicht direkt im Bus bezahlen kann. Ich kaufte 4 Einzelfahrten. 2 für heute und 2 für morgen. Dann muss ich nicht mit dem Motorrad in die Innenstadt.

Als wir dann in die Metro umstiegen war ich überrascht welch unkompliziertes System es hier gibt. An jedem Drehkreuz ist ein Kartenleser, an den man einfach die Kreditkarte hält und schon werden die 3 Lei für die Fahrt abgebucht. Einfacher geht es nicht mehr.

Wir stiegen am Izvor Park aus und liefen zu Fuß zum Palast des Volkes, dem flächenmäßig größten Gebäude der Welt.

Palast des Volkes – flächenmäßig größtes Gebäude der Welt, Bukarest

Dort verabschiedete ich mich von Michael und spazierte alleine weiter durch die Stadt bis ich mich um 21:00 Uhr wieder auf den Rückweg machte, da die Busse leider nicht sonderlich lang fahren. Meine Füße waren dafür dankbar.

Tag 19 (05.08.): 0 km – Ein Tag in Bukarest

km-Stand: 100.281

Der Wetterbericht hatte für heute 38 Grad vorhergesagt. Daher entschied ich mich erst am Nachmittag in die Stadt zu fahren um der Mittagshitze zu entgehen. Ich verbrachte den Vormittag damit eine Maschine Wäsche zu machen, meine Bilder von Teil 1 meines Bulgarienaufenthalts hochzuladen und zu beschriften und dann den dazugehörigen Reisebericht zu veröffentlichen.

Außerdem suchte ich mir noch Unterkünfte für die nächsten Tage. Morgen geht es nach Sliven in Bulgarien, bevor es weiter an die Küste nach Burgas geht.

Am Nachmittag machte ich mich dann auf in die Stadt. Es waren immer noch 37 Grad.

Ich hatte zuvor noch ein paar Sachen aussortiert, die ich auf der Reise bis jetzt nicht gebraucht habe und von denen ich ausgehe, dass ich sie auch nicht mehr brauchen werde. Mit diesen Sachen fuhr ich zu einer DHL Station in einem großen Einkaufszentrum um sie per Paket nach Deutschland zu schicken. Die nette und hilfsbereite Dame erklärte mich jedoch, dass DHL nur Expressversand anbietet und mich das Paket 396 Lei ca. 80€ kosten würde. Das war mir zu teuer und sie gab mir den Tipp zur “normalen” rumänischen Port zu gehen. Dann würde es zwar 2-3 Wohen dauern, wäre aber billiger.

Das tat ich dann auch. Ich lief 25 Minuten zur nächsten Postfiliale und mit Hilfe von Google Translate schaffte ich es das Paket aufzugeben. Jetzt kostete das Ganze nur noch ca. 20€ und soll laut der Dame in 5-10 Tagen ankommen. Ich bin gespannt. Mein Gepäck ist jetzt jedenfalls um eine mittelgroße Stofftasche und 2 Kilogramm leichter.

Den Rest der Tages bummelte ich durch die Altstadt. Leider ein wenig erfolglos. Der erste Park, den ich auf der Liste hatte war total vertrocknet und hatte kaum schattenspendende Bäume. Der 2. Park, durch den ich auf dem Weg zur Post gehen wollte war ein eingezäunter botanischer Garten, den man nicht durchqueren sondern nur am Haupteingang betreten und verlassen konnte.

Der nächste Park – Grădinile Cișmigiu – war dafür sehr schön. Ich blieb dort eine Weile, genoss den Schatten der Bäume und schaute ein paar alten Männern beim Schach spielen zu.

Als nächstes schaute ich mir das Athenäum an, allerdings nur von außen, da es geschlossen war. Die Biserica Albă – die weiße Kirche – war zwar offen, aber es war gerade ein Gottesdienst im Gange, den ich nicht stören wollte.

So zog ich noch eine Weile durch die Gassen, bis es irgendwann zu regnen anfing. Das war dann das Zeichen für mich zurück zu fahren. Glücklicherweise regnete es nur in der Innenstadt und nicht in der Gegend in der meine Unterkunft liegt. Ich hatte nämlich noch einen 10 minütigen Fußweg von der Bushaltestelle zu meinem Apartment vor mir. Da wäre ich schön nass geworden.