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Tuchhallen und Rathausturm auf dem Rynek Główny Platz, Krakau

Tag 1 (18.07.): 480km – von Offenbach nach Dresden

km-Stand: 96084

Ich startete an einem sonnigen Sonntagmorgen mit genau 96084 km auf der Uhr um 10:15 gen Dresden. Es erwarteten mich rund 6 Stunden langeiliger Autobahnfahrt bis ich endlich in meiner Unterkunft in Dresden ankam. Dort stellte ich fest, dass das von mir gebuchte “Doppelzimmer” nichts weiter als eine Matratze in einer hölzernen Box war, von denen insgesamt 8 Stück in 2 Stockwerken in einem großen Raum standen. Jede Box misst ungefähr 1,80m mal 2,00m und ist ca. 1,40m hoch.

Da hätte ich das Inserat auf Booking.com mal aufmerksamer lesen sollen. Insbesondere, da ich mich aus Corona-Günden gegen ein Mehrbettzimmer in einem Hostel entschieden hatte und deshalb 27€ statt 16€ für dieses “Doppelzimmer ausgab”.

Am Ende hatte ich allerdings noch Glück, da ich der einzige Gast war und somit die gesamte Anlage für mich alleine hatte.

Gegen 16:30 Uhr fuhr ich zum Bummeln in die Altstadt und schaute mir den Zwinger, die Semper-Oper, die Frauenkirche und einige weitere historische Gebäude und Kirchen an. Leider war die Oper schon geschlossen. Die hätte ich mir auch gerne von innen angeschaut.

Da ich seit dem Frühstück nichts gegessen hatte, gönnte ich mir nach dem Zwinger ein Softeis und al sich in irgendeiner Seitengasse der Frauenkirche ein thailändisches Restaurant fand, gab ich dem Knurren meines Magens nach und aß zu Abend. Ich war überrascht, dass das Essen recht authentisch geschmeckt hatte. Da bin ich von meinem Thailänder in Offenbach anderes gewöhnt (obwohl der auch super lecker ist).

Gegen 19:30 Uhr fuhr ich zurück in meine Unterkunft und suchte mir die übernächste Bleibe in der Nähe von Krakau. Außerdem lud ich mir noch eine App herunter um meinen Benzinverbrauch auf dieser Reise vernünftig zu protokollieren (da kommt der Nerd wieder durch) und nach einer Dusche fing ich an diesen Reisebericht zu schreiben. Wenigstens ist das Internet schnell.

Tag 2 (19.07.): 322 km von Dresden nach Niedźwiedź

km-Stand: 96564

Tag 2 meiner Reise hielt einige Überraschungen bereit. Auch wenn ich schon um 9:00 Uhr aufstand und um 9:30 mein Apartment verließ sollte noch es noch einige Zeit dauern, bis ich Dresden verlassen konnte. Zuerst fuhr ich zum Roten Kreuz um einen Covid Schnelltest machen zu lassen, damit ich in Polen nicht in Quarantäne musste. Spoiler: Den Test wollte niemand sehen. Weder an der Grenze noch in der Unterkunft. Und ich musste im Laufe des Tages auch feststellen, dass es in Polen entweder keine Maskenpflicht gibt, oder sich niemand daran hält. Naja, ich bin ja schon 2 Mal geimpft und sollte mir keine all zu großen Sorgen machen.

Nach dem Tests fuhr ich zum Aldi und kaufte mir einen Pizzasnack, eine vegetarische Hot Dog Rolle und einen Milchkaffe zum Frühstück. Außerdem noch ein Brötchen, falls ich zwischendurch mal Hunger bekommen sollte.

Als nächstes ging es zu einem Sattler bei dem ich ein Stück Verbundschaumstoff kaufte. Hintergrund ist, dass mir heute morgen der Arsch ziemlich weh tat was unter anderem daran liegt, dass meine Sitzbank etwas durch gesessen ist. Da der Sattler meines Vertrauens – die Sitzbankschmiede in Darmstadt – aber Betriebsferien hatte, konnte ich meine Sitzbank dort nicht vor meiner Tour aufpolstern lassen. Also kaufte ich mir noch in Frankfurt bei Louis ein Gel-Sitzkissen, das zwar ein wenig geholfen hat, aber das Problem nicht wirklich behebt. Daher hatte ich in der Nacht die Idee, dieses Sitzkissen mit etwas Schaumstoff zu unterfüttern. Leider ist der für Sitzbänke nötige Verbundschaumstoff allerdings wohl nicht sonderlich gefragt. Jedenfalls hatte keiner der in Dresden ansässigen Baumärkte etwas vorrätig. Daher kam mir die Idee mit dem Sattler und ich konnte tatsächlich ein Reststück erwerben, was ich mir vermutlich morgen Abend zurecht schneiden werden. Ich hoffe es funktioniert so wie ich mir das vorstelle.

Als nächstes suchte ich ein Fotogeschäft um mir einen Objektivdeckel zu kaufen, den ich in der letzten Woche in Thailand verloren hatte. Man sollte denken dass die 7 Wochen seit denen ich aus Thailand zurück bin, hätten ausreichen sollen um mir einen Ersatz zuzulegen. Aber nein, daran hatte ich natürlich nicht gedacht, weshalb ich das heute ganz klassisch im Geschäft nachholen musste.

Leider war der erste Fotoladen, den ich ansteuerte schon nicht mehr existent und der 2. hatte keine Deckel in der passenden Größe. Bevor ich zum 3. fuhr rief ich dort an und ließ mir bestätigen, dass sie einen passenden da hatten. Perfekt. Leider lag der Laden genau in die falsche Richtung aber ich bekam wenigstens was ich brauchte.

Jetzt war ich bereit die rund 300 Kilometer anzugehen aber ein paar Ampeln später geschah mir ein blödes Missgeschick. Ich wollte mir meine Hose zurechtrücken als ich das Gleichgewicht verlor und mir meine Maschine umfiel. 320kg plus Gepäck mit hohem Schwerpunkt waren ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr zu halten. Ein netter Radfahrer half mir die Maschine wieder aufzuheben. Alleine hätte ich das nicht geschafft. Zumindest nicht, ohne all mein Gepäck vorher auszuladen.

Die Gute Nachricht – abgesehen davon dass mir nichts passiert ist – war, dass der Seitenkoffer nichts Nennenswertes abbekommen hatte und auch meine große und schwere Alukiste noch 1a an ihrem Platz saß. Die Verstärkungen, die ich zuvor angebracht hatte, haben wohl ihren Zweck erfüllt.

Die schlechte Nachricht ist, dass mir meine Tankbox abgerissen ist. Eine der 4 Verriegelungen der Befestigungsvorrichtung ist abgebrochen und kann leider nicht repariert werden. Und ich kann auch nicht das gesamte Bauteil austauschen, da es fest einlaminiert ist. Da es mir aber zu unsicher war mit nur 3 von 4 Verriegelungen noch einige tausend Kilometer in Angriff zu nehmen, entschied ich mich in den nächsten Baumarkt zu fahren und zu schauen, wie ich die Box an der linken hinteren Seite noch zusätzlich befestigen konnte. Ich hatte auch schon etwas im Sinn…

Da ich keinen weiteren Umweg fahren wollte, schaute ich welche Baumärkte direkt an meiner Route lagen und landete 40 Minuten später in einem OBI in Bauzen. Ich bekam die Teile, die ich wollte. Allerdings hatte ich keine Bohrmaschine um den Spannverschluss an der Kiste anzubringen. Also steuerte ich die nächste Autowerkstatt an in der man mir freundlicherweise mit einem Akkuschrauber und einem passenden Bohrer aushalf. Das Ergebnis der “Reparatur” sieht folgendermaßen aus:

Spannverschluss als Entlastung der abgebrochenen Verriegelung

Durch diesen Zwischenfall und die diversen Besorgungen die ich machte, musste ich die gesamte Strecke mehr oder weniger durchfahren. Ich gönnte mir lediglich eine kleine Brotzeit im Park als mir mein Magen gegen 17:00 bewusst machte, dass ich seit dem Frühstück noch nichts gegessen hatte. Ok, ich vergaß in dem Moment die Thüringer Rostbratwurst auf dem Parkplatz des OBI, aber das war ja mehr ein Snack als ein vollwertiges Mittagessen.

Ich aß also in einem schönen kleinen Park in irgendeinem kleinen Bergdörfchen mein Brötchen und 2 Kaminwurzerl, die ich traditionell auf den ersten Etappen meiner Motorradreisen als Proviant dabei habe.

Als ich zurück zu meinem Motorrad ging, war mein Hunger allerdings nicht wirklich gestillt und wie der Zufall es so wollte lag direkt neben dem Park eine kleine Kneipe die auch etwas zu Essen anbot und wo man schön draußen sitzen konnte. Nachdem ich abgeklärt hatte, dass ich mit Kreditkarte zahlen kann (ich habe nämlich keine Zlotys dabei) bestellte ich einen traditionellen Auflauf. Der war leider aus und das ich sonst auf der Polnischen Karte nichts lesen konnte, nahm ich eine Pizza Capricciosa und ein Wasser was zusammen günstige 5,69 € ausmachte. In der polnischen Provinz ist es doch günstiger als in der Dresdner Altstadt…

Als ich mich wieder auf den Weg machte war nicht nur mein Hunger sondern auch ein Teil der Wolken verflogen und ich bekam zum ersten mal für heute ein paar Sonnenstrahlen ab.

Bis jetzt war der Himmel nämlich komplett bedeckt gewesen und ich hatte zwischenzeitlich auch Angst, es können noch anfangen zu regnen.

Gegen 19:30 Uhr erreichte ich meine Unterkunft. Das Ehepaar, dass das Zimmer vermietet spricht zwar weder Deutsch noch Englisch, ist aber sehr nett und wir verständigten uns mit Händen und Füßen. Gregorz fuhr sogar sein Auto aus der Garage und überließ sie mir für mein Motorrad. Das gibt einen dicken Pluspunkt in der Bewertung auf AirBnB.

Den Rest des Abends verbrachte ich noch damit Reisetagebuch zu schreiben und eine Unterkunft in der Slowakei zu suchen.

Tag 3 (20.07.): 230 km – von Niedźwiedź nach Kryspinów

km-Stand: 96889

Tag 3 begann damit, dass ich um 8:30 Uhr – eine halbe Stunde bevor mein Wecker gehen sollte – ich dem Drang meiner Blase nicht mehr widerstehen konnte und aufstand um auf Toilette zu gehen. Da es sich jetzt nicht mehr lohnte mich nochmal hinzulegen blieb ich auf und plante die Route für den heutigen Tag. Neben dem Motorradfahren selbst, stand heute der Besuch von Kattowitz, der Haupstadt Schlesiens an. Doch zuerst macht ich einen Frühstücksstopp in Neisse – oder polnisch Nysa – und aß eine Blätterteig-Apfeltasche, die ich zuvor in einem Lewiatan Markt kaufte, am Ufer der Neisse. Ein schönes Plätzchen für ein entspanntes Frühstück. Die Strecke war leider etwas langweilig, da die Straßen vorwiegend geradeaus durch flaches Land verliefen. Das Hügelland um Wałbrzych herum hatte ich schon gestern Abend verlassen.

Den nächsten Stopp legte ich in Rybnik ein, wo es der Zufall so wollte, dass 2 Bäckereien direkt gegenüber von einem kleinen Park lagen. Diese Kombination konnte ich mir nicht entgehen lassen. Ich kaufte mir 2 lecker aussehende kleine Gebäckstücke und aß sie im Park auf einem Klappstuhl sitzend, der in geschlossenem Zustand an eine geschlossene Tulpenblüte erinnert. Nette Designidee.

Von dort aus fuhr ich weiter nach Kattowitz, musste jedoch auf halber Strecke anhalten und eine etwa halbstündige Zwangspause einlegen, da es nicht unerheblich angefangen hatte zu regnen. Kurz nachdem ich weiterfuhr fing es entgegen meiner Vorhersage erneut an. Diesmal entschied ich mich meine Regensachen anzuziehen und weiterzufahren. Ich wollte ja noch etwas Zeit haben um Kattowitz zu besichtigen.

Dort angekommen war es wieder trocken, aber ich verbrachte einige Zeit, bis ich einen Parkplatz fand. Gegen 16:30 begann ich meine Erkundungstour durch eine mir vorher völlig unbekannte doch recht schönes Stadt. Es gibt viele alte Bauwerke gespickt mit moderner Architektur und hier und da unterbrochen durch einen sozialistischen Plattenbau. Von allem etwas. Ich startete mit einem riesigen Cappuccino bevor ich weiter durch die Straßen bummelte bis ich zum Marktplatz kam wo zwar gerade kein Markt war, ich mir aber an einem vereinzelten Obststand ein paar Himbeeren, Kirschen und Heidelbeeren kaufte. Ich war erstaunt, dass ich dort mit Kreditkarte zahlen konnte.

Von dort ging ich durch 2 kleine Parks und weiter zum Denkmal für die schlesischen Aufständischen, das an die Aufstände von 1919 bis 1921 erinnert. Zugegeben, davon hatte zuvor ich auch noch nichts gehört, habe es aber auf Wikipedia nachlesen können. In dessen Hintergrund war auch ein weiteres Wahrzeichen von Kattowitz zu sehen. Der Spodek – polnisch “Untertasse”. Eine große UFO-förmige Mehrzweckhalle. Und etwas weiter gab die Konzerthalle des “National Polish Radio Symphony Orchestra” zu sehen – einen riesigen Backsteinbau.

Leider hatte ich keine Zeit mehr sie zu besichtigen. Schließlich musste ich ja noch meinem Hunger Tribut zollen und die 1½ Stündige Fahrt nach Kryspinov – einem Vorort von Krakau – stand ja auch noch an. Ich befragte das Orakel von Google wo man denn hier gut und günstig essen könne und fand ein nett aussehendes Restaurant, das polnische Pieroggen anbot. Genau was mi vorschwebte. Als ich ankam war es allerdings leider geschlossen, doch ein paar Meter zuvor kam ich ein einem Lokal vorbei, dass Ofenkartoffel anbot. Ich kannte das schon aus Zagreb. Scheint eine Slawische Sache zu sein. Ich bestellte mir eine kleine Kartoffel mit Brokkoli, Feta Mais und gebratenem Hühnchen für 19 Zloty – 4,20€ und bekam eine überraschend große Portion von der ich mehr als satt wurde.

Da es schon 19:00 Uhr war als ich mein Motorrad erreichte und ich auch noch tanken musste, entschied ich mich bis Krakau die Autobahn zu nehmen wodurch ich mir ca. 40 Minuten Fahrt ersparte und kurz nach 20:00 Uhr meine Unterkunft erreichte in der ich jetzt 2 Nächte bleibe. Morgen steht dann Krakau auf dem Programm. Aber zuvor begebe ich mich noch an das Experiment mir aus dem Verbundschaumstoff eine Einlage für die Motorradsitzbank zurecht zu schneiden. Bin gespannt was daraus wird.

Tag 4 (21.07.): knapp 17 km zu Fuß – ein Tag in Krakau

Heute ging es nach Krakau. Da ich trotz langer recherche am Vorabend nicht herausfand wo ich als Motorradfahrer in der Stadt parken darf und zu geizig war in ein Parkhaus zu fahren, beschloss ich den Bus zu nehmen. Das einzige Problem war, dass ich kein polnisches Bargeld hatte. Ich lud also ein App auf mein Handy mit der ich das nötige Ticket online kaufen konnte. Und bezahlen konnte ich über Google Pay. Alles in allem gar nicht so schwierig. In Krakau angekommen ging ich als erstes in eine Bäckerei und kaufte mir ein paar Süßigkeiten zum Frühstück, die ich im nahegelegenen Park aß.

Von dort schlenderte ich ins Altstadtzentrum auf den großen Platz mit den Tuchhallen.

Weiter ging es zur Universität, die nach Prag die zweitälteste in Mitteleuropa ist. Sowohl der Innenhof des alten sowie die Fassade des neuen Gebäudes ins sehenswert.

Dann ging ich wieder zurück in Zentrum. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem netten Friseursalon vorbei, der gleichzeitig Whisky-Verkostung anbietet. Nicht weit davon entfernt gab es auch noch eine Art Schnellimbiss, der ausschließlich Piroggen anbot. Da ich an einem kleinen Tisch draußen schön sitzen konnte, entschied ich mich zu Mittag zu Essen, auch wenn ich noch nicht wirklich hungrig war.

Piroggen mit Pilzen und Sauerkraut gefüllt

Anschließend besichtigte ich die Marienkirche, die bekannt für ihren riesigen und prunkvollen Altar ist. Das Ticket musste ich allerdings in bar bezahlen. Bisher das einzige mal in meiner ganzen Zeit in Polen. Dazu ging ich zu einer nahegelegenen Wechselstube und tauschte 4€ in gegen 12 Zloty. Sehr schlechter Kurs, aber besser als dafür Automatengebühren zu zahlen.

Nach dem Besuch der Kirche ging ich im Norden durch das Florianstor und schlenderte dann nach Süden durch den die Altstadt umrundenden Park .

Am Südende der Altstadt thront die Wawelsburg auf dem Wawelsberg, die als nächstes auf meinem Programm stand. Jetzt klarte es auch langsam auf und die Sonne kam ab und zu zum Vorschein.

Von hier gin ich ins benachbarte Künstler- und Judenviertel und bummelte durch fast jede einzelne Gasse, die alle Arten von Restaurants, Bars, Pubs etc. beheimaten. Ein tolles Viertel um auszugehen. Dort fand ich auch ein Restaurant , das Zurek serviert – eine polnische Wurstsuppe, die mir von einer Freundin empfohlen wurde. Sehr lecker.

Von dort trat ich wieder den Heimweg an. Ich war ziemlich fertig. Später fand ich heraus, dass ich heute 17 km gelaufen bin.