You are currently viewing Armenien Teil 1
Hier habe ich kehrt gemacht. Das war der am weitest entfernte Punkt meiner Reise.

Tag 47 (02.09.): 211 km – von Tiflis nach Dilidschan

km-Stand: 105.574

Als ich aufstand ging es mir etwas besser als gestern Abend. Allerdings hatte ich eine ziemlich fiese laufende Nase.

Ich packte mein Motorrad und verließ den Glutofen Tiflis und fuhr zum Grenzübergang nach Sadakhlo. Dort war ich zuerst etwas verwirrt, denn auf allen Fahrlinien war ein “Einfahrt verboten” Schild angezeigt und es war lediglich ein einziger PKW an der Grenze und der parkte an der Seite. Der Grenzübergang wird doch wohl nicht geschlossen sein? Als ich einen Grenzbeamten sah machte der auch noch seltsame Armbewegungen als ob ich verschwinden sollte. Das war schon sehr seltsam. Ich parkte und ging auf ihn zu, doch zuerst telefonierte er und dann sprach er auf russisch mit dem Paar aus dem parkenden Auto. Ich wartete geduldig und als sie endlich fertig waren sagte mir der Zöllner er könne keine Englisch. Doch noch bevor ich die Google Translate App anwerfen konnte, kamen auch schon 3 Autos die an einen der Schalter fuhren – trotz Verbotsschild. Und sie wurden problemlos abgefertigt. Ich reihte mich also ein und wurde ebenso problemlos abgefertigt. Seltsamerweise wollte der georgische Grenzer bei meiner Ausreise meine Impfbescheinigung. Keine Ahnung warum.

Auf armenischer Seite ging es auch recht unkompliziert. Pass, Führerschein, Fahrzeugpapiere. Dann in ein Gebäude zum Doktor den Impfnachweis vorzeigen. Von dem bekam ich dann einen Zettel mit dem ich durch die 2. Kontrolle kam.

Anschließend musste ich nochmal in ein weiteres Gebäude um mir beim Zoll eine temporäre Einfuhrgenehmigung für mein Motorrad zu besorgen. Mit der durfte ich dann die 3. Kontrollstelle passieren und schon war ich in Armenien. Alles in Allem hat es keine 20 Minuten gedauert. Kein Vergleich zur bulgarisch-türkischen Grenze.

Kurz darauf versuchten 2 “Vermittler” von KFZ Versicherungen mich zu ihrer jeweiligen Agentur zu führen. Ich kannte das Spiel schon von der georgischen Grenze und fuhr einfach weiter.

Ca. 500 Meter nach der Grenze gab es einen Geldautomaten, einen Handy-Shop an dem ich mir problemlos eine Sim-Karte besorgte und 3 Versicherungsbüros. Auch wenn es keine Pflicht war fragte ich in dem erstbesten, was denn eine Versicherung für 14 Tage kosten würde. Umgerechnet 8,50 €.

Auch wenn ich keine Ahnung habe, welche Leistungen darin enthalten waren, kaufte ich mir eine Police. Schaden kann es ja nicht.

In dem Handy Shop traf ich auch noch ein nettes deutsche Rentnerpaar, die mit ihrem Pickup Wohnmobil unterwegs waren. Für diese Straßen hier genau das richtige Gefährt. Ich würde sie auf der späteren Strecke noch sehr darum beneiden.

Weiter ging es durch eine traumhaft schöne Landschaft und je weiter ich fuhr, desto kühler wurde es. Im Grunde war die Straße perfekt, da sie total frisch geteert war. Leider noch nicht komplett, so gab es immer mal wieder kilometerlange Abschnitte, über die ich mit maximal 20 km/h fahren konnte. Da hatten es die Beiden mit ihrem Pickup sicherlich leichter.

Von Wanadsor nach Dilidschan war die Straße durchgängig perfekt geteert und ich genoss jede einzelne Kurve.

In Wanadsor bekam ich Hunger, doch es dauerte ein wenig bis ich mit 2 Mal nachfragen ein Hotelrestaurant an einem Badesee fand. Da ich keine Speisekarte bekam und die Dame mir nur ein paar Gerichte aufzählte bestellte ich Kebap. Das war das einzige was ich verstand.

Kebap in einem Hotelrestaurant Elkani in Wanadsor

Die Ankunft in Dilijan gestaltete sich etwas schwierig, da die Adresse in AirBnB nicht korrekt war und ich musste ein wenig mit dem Vermieter schreiben, bis er mir einen Karte mir dem genauen Ort schickte. Dann war auch das kein Problem mehr und ich wurde von einem außerordentlich freundlichen alten Ehepaar empfangen. Sveta und Anton.

Sie sprachen zwar kein Wort Englisch, aber mit Händen und Füßen und ein wenig Google Translate kamen wir gut zurecht. Die nächsten beiden Nächte habe ich eine komplette Wohnung für mich alleine. Sehr angenehm im Wohnzimmer am Schreibtisch arbeiten zu können und nicht mit dem Laptop auf dem Schoß im Bett.

Ach ja, als Willkommensgeschenk bekam ich noch ein paar Birnen aus dem eigenen Garten.

Tag 48 (03.09.): 62 km – Kloster Makarawank

km-Stand: 105.785

Ich hatte leider eine furchtbare Nacht. Bis gestern dachte ich noch, dass es mir wegen der Hitze in Tiflis nicht so gut ging und der Hals wegen den staubigen Straßen kratzt, doch heute Nacht hatte ich komplett verstopfte Nebenhöhlen und eine ständig laufende Nase, so dass ich lediglich 4 Stunden geschlafen habe. Ich bin mal gespannt wie lange sich das hinzieht.

Dennoch wollte ich den Tag nicht krank im Bett verbringen, zumal das Bett auch sehr unbequem war und seinen Teil zu der schlaflosen Nacht beigetragen hatte.

Ich setzte mich so gegen 11:30 Uhr auf’s Motorrad und war erfreut, dass es hier in den Bergen nicht mehr so heiß war wie noch in Tiflis.

Mein Plan für heute war das Kloster Kirants zu besuchen. Doch zuvor gab es noch Mittagessen in einem Foodcourt in einem Supermarkt in Ijevan.

Gefüllte Aubergine und Kohlroulade in einem Supermarkt Food Court in Ijevan

Ich schaffte es auch bis in die gleichnamige Ortschaft, doch von dort ging es einen Schotterweg bergauf. Anfangs war er noch gut fahrbar, doch nach ein paar hundert Metern gelangte ich an ein verschlossenes Tor. Auf dem Schild stand, man solle Hupen, oder sich ankündigen, dann würde ein “Security Guard” kommen und das Tor öffnen.

Ich hielt an und stieg ab um das Schild besser lesen zu können und dann passierte etwas womit ich nicht gerechnet hatte. Der “Security Guard” kam und öffnete mir das Tor.

Allerdings hatte ich mir einen uniformierten womöglich in militärischer Tarnkleidung steckenden bewaffneten Mann vorgestellt. Schließlich sind wir nicht weit von Aserbaidschan entfernt.

Doch dann kam ein 4 oder 5 jährige Junge und hob mit alle seiner Kraft die schwere Kette über den Torpfosten und öffnete es mir.

Ich nickte ihm dankend zu und fuhr weiter. Doch leider wurde der Weg dramatisch schlechter und steiler und schonnach hundert Metern war an ein Weiterkommen nicht mehr zu denken. Schade, aber mir blieb keine andere Wahl als umzukehren.

Der Junge war etwas verwundert, dass ich so schnell schon wieder zurück kam, aber was sollte ich machen.

Ich schaute auf die Karte und ein Tal weiter lag das Kloster Makarawank. Ich versuchte mein Glück und hoffte, dass der Weg dorthin etwas leichter sein würde. Und das war er. Eine perfekt geteerte Straße bis unmittelbar an das Kloster.

Ich schaute mir die relativ kleine Anlage an und machte ein paar Fotos. Dann setzte ich mich hin nud las auf dem Handy nach, was es mit dem Kloster auf sich hat.

Es ist ein ehemaliges Kloster der Armenischen Apostolischen Kirche, wurde vom 11. bis 13. Jahrhundert gebaut und gilt als eines der wichtigsten Baudenkmäler der mittelalterlichen Architektur Armeniens. Jetzt fühlte ich mich erneut seht ungebildet. Was bitteschön ist die Armenisch Apostolische Kirche?

Also las ich auch das auf Wikipedia nach und erfuhr, dass Armenien das erste Christliche Land der Welt ist und in dem König Trdat III. nach der historischen Forschung wahrscheinlich 314 das Christentum zur Staatsreligion erhob.

Dann bekam ich Kopfschmerzen und entschied mich zurück in meine Unterkunft zu fahren. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem Friedhof vorbei an dem einige der Gräber überdacht sind. so etwas habe ich zuvor auch noch nicht gesehen.

Friedhof von Achajur mit überdachten Gräbern

In Dilidschan stoppte ich am Restaurant Kessab und bestellte mir auf Empfehlung einer armenichen Tanzpartnerin eine Portion Harissa. Sie meine es einen mit Kräuter gefüllte Teigtaschen. Offensichtlich gibt es unter dem Namen aber verschiedene Gerichte, denn ich bekam einen Eintopf aus aufgequollenen Getreidekörnern und Hammelfleisch. Da ich dachte, die Teigtaschen seien nur eine Vorspeise, bestellte ich mir auch noch ein mit Hackfleich gefülltes Brot, das allerdings ganz anders zubereitet war wie das georgische Khachapuri. Lecker war es trotzdem.

Zurück in meiner Unterkunft nahm ich eine Kopfschmerztablette und kuschelte mich mit meiner Bettdecke auf die Couch und schaute ein paar Videos auf YouTube. Heute hatte ich keine Lust mehr Reisetagebuch zu schreiben oder auf Instagram zu posten. Morgen wieder.

Tag 49 (04.09.): 263 km – von Dilidschan/Dilijan nach Vayk

km-Stand: 105.947

Diese Nacht war deutlich besser als die letzte, auch wenn mich der Wecker aus dem Tiefschlaf riss. Nach einem Kaffee und einer Kopfschmerztablette ging es mir besser.

Ich packte meine Sachen und machte mich auf den Weg in den Süden Armeniens – nach Vayk.

Allerdings fuhr ich nicht die schnellste sondern die meiner Meinung nach schönere Strecke durch das Gebirge bei Khachardzan bis nach Chambarak wo ich dann in Richtung Sewan See abbog. Ich erwartete jetzt eine enorme Abfahrt hinab zum See, doch dem war nicht so. Der See liegt nämlich auf 1900 Metern. Das war mir vorher gar nicht bewusst. Dementsprechend waren die Temperaturen hier auch sehr angenehm.

Hier aß ich in einem kleinen Restaurant am Wishup Shore eine leckere Forelle zu Mittag und blieb ungefähr 1½ Stunden dort. Die Strandanlage ist einfach super chillig und die Zeit scheint hier viel langsamer zu vergehen. Ein schönes Fleckchen Erde…

Von hier fuhr ich die Nordküste des Sees weiter bis Wardenis und dann die Südküste bis Martuni. Jetzt ging es auf die M10 in eine karge Gebirgslandschaft, die eine tolle Kulisse für einen Western sein könnte. Auf der Passhöhe hätte ich noch die Orbelian Caravanserei besichtigen können, hob es mir aber in Anbetracht meiner gesundheitlichen Situation für den Rückweg auf.

Von hier aus ging es nur noch bergab in das auf 1270 Meter hoch gelegene Vayk. Dort aß ich in einem Food Court zu Abend und bezog mein Hotel in dem ich die nächsten 4 Nächte bleiben würde.

Kebap mit Salat und Bratkartoffeln.

Heute schrieb ich dann auch wieder Reisetagebuch und postete die Bilder der vergangenen beiden Tage auf Instagram.

Tag 50 (05.09.): 154 km – Trip nach Dschermuk/Jermuk

km-Stand: 106.210

Heute Stand der Besuch des Kurorts Jermuk auf dem Programm. Ich ließ es allerdings ruhig angehen und machte mich erst kurz nach 11:00 Uhr auf den Weg. Ich versuche ja immer noch meine Erkältung los zu werden.

Nach einem Frühstück mit Cappuccino und 2 Stück Kuchen in einem Food Court ging es los.

Frühstück im Food Court in Vayk

Ich ärgerte mich ein wenig darüber, dass ich meine GoPro im Hotel vergessen hatte. Ich überlegte noch kurz umzukehren und sie nochmal zu holen, aber da fiel mir ein, dass ich sie über Nacht ja auch nicht aufgeladen hatte. Zum Glück fahre ich einen Teil der Strecke morgen ja nochmal und dann kommt sie sicherlich zum Einsatz. Die Gegend hier ist nicht nur landschaftlich beeindruckend, sondern auch etwas, was ich so noch nicht zuvor gesehen habe.

Die Berge sind ziemlich rau die Felsen steil und alles ist sehr karg.

In Jermuk angekommen machte ich als erstes einen Stopp am Sanatorium. Warum? Ich wusste nicht, dass es ein Sanatorium ist und die Anlage gefiel mir so gut, dass sie mich zum pausieren einlud. Auf meinem Handy sah ich dann erst, dass es sich bei dem schönen Gebäude um ein Sanatorium handelt.

Als nächstes fuhr ich hinab in die Schlucht zum Wasserfall, der nicht die einzige Attraktion ist. Die Schlucht selbst, entlang der man über einen betonierten Weg ca. 15 Minuten spazieren gehen kann, ist ebenfalls ein Hingucker.

Über ein paar Serpentinen gelangte ich wieder in die Stadt und fuhr vorbei am Jermuk Mineralwasserfabrik zu den heißen Quellen.

Dabei handelt es sich um ein Gebäude mit Säulengang aus dessen Wand 5 Rohre kommen, die das aufquellende Wasser preisgeben. Angeblich soll jede Quelle anders schmecken. Ich probierte von allen fünfen, aber ich schmeckte keinen Unterschied. Und davon abgesehen schmeckt salziges warmes Wasser grundsätzlich nicht. Ich hoffe es hat wenigstens heilsame Wirkung und meine Erkältung ist morgen besser.

Vor den Quellen gibt es noch einen kleinen See mit einem Schwimmenden Cafe. Keine Ahnung wie man darauf gelangt. Während der halben Stunde die ich mich dort aufhielt hat es jedenfalls nicht am Ufer festgemacht.

Nun war es Zeit für’s Mittagessen. In dem Restaurant, das ich mir ausgesucht hatte fand wohl eine Feier mit einer größeren Gesellschaft statt, weshalb ich in ein Hinterzimmer verfrachtet wurde. Nicht besonders gemütlich. Und das Essen war leider auch nicht so mein Fall.

Gut gesättigt fuhr ich nun zum Sessellift mit dem ich für 1500 Dram auf den Berg fahren konnte. Im Winter gibt es hier 2 Skipisten. Und im Sommer hat man einen tollen Ausblick über den Ort und die Umgebung. Wenn ich das richtig gesehen habe müsste hinter der Bergkette im Osten schon Aserbaidschan liegen.

Als nächstes versuchte ich mal wieder mein Glück herauszufordern und das Kloster Gndevank zu besuchen, das nur über die alte Straße H43 zu erreichen ist, die leider nur die ersten Meter geteert ist. Schon kurz nachdem der Asphalt aufhörte kam ich nicht mehr weiter. Da die Schlucht aber so beeindruckend ist, ließ ich mein Motorrad einfach stehen und ging noch ein paar Hundert Meter zu Fuß weiter. Ich spiele mit dem Gedanken mich vielleicht in 2 Tagen mit einem Taxi den Berg herauf fahren zu lassen und dann die Schlucht entlang bergab zu Wandern. 12 Kilometer bergab sollten hoffentlich zu schaffen sein.

Als ich die Hauptstraße im Tal erreichte wollte ich einfach noch nicht wieder zurück ins Hotel und so entschloss ich mich einfach das benachberte Tal hinauf zu fahren, bis die Straße bei Herher von Teer in Schotter überging und mich zum Umkehren zwang.

Das gleiche machte ich dann noch einmal auf der Hauptstraße und fuhr die H41 bis Khndzorut. Die Leute in dem Ort schauten mich an, als käme ich von einem anderen Stern.

Gegen 20:00 Uhr war ich dann wieder zurück in Vayk und aß in dem gleichen Food Court zu Abend in dem ich auch gefrühstückt hatte.

Curryreis mit Frikadelle und Salat im Food Court in Vayk

Im Hotel stand dann die Standardroutine an. Duschen, Bilder überspielen, Instagram Post erstellen und Reisetagebuch schreiben.

Tag 51 (06.09.): 245 km – Trip zum Kloster Tatev

km-Stand: 106.364

Meine Erkältung bin ich zwar noch nicht los, aber es ging mir schon besser als gestern. Ich trank einen Instantkaffee in meinem Hotelzimmer nachdem mir die nette Rezeptionistin gestern Abend einen Wasserkocher und eine Tasse gegeben hatte.

Dann machte ich mich auf zum Kloster Tatev. Es wurde 895 gegründet und ist laut Wikipedia eines der bedeutendsten Architekturdenkmäler des Landes.

Man kann es entweder über eine Serpentinenstraße oder eine über 5 km lange Seilbahn erreichen. Die Entscheidung welche Variante ich nehmen sollte wurde mir abgenommen, da die Seilbahn nicht fuhr. Ähnlich wie die Museen ist auch die Seilbahn montags geschlossen. Ich suchte vergeblich nach einem Restaurant und nach mehreren vergeblichen Stopps an geschlossenen Lokalen fuhr ich einen Kiosk an und kaufte dort auf gut Glück etwas Brot und Nussgebäck.

Dann fuhr ich die Serpentinen entlang ins Tal und erst einmal am Kloster vorbei um von dem gegenüberliegenden Aussichtspunkt ein paar Fotos zu machen.

Von dem Aussichtspunkt fuhr ich noch ein paar Meter weiter um den Berg bis sich mir ein grandioser Blick auf das Hochgebirge im Süden offenbarte. Ich hielt an um ein paar Fotos zu machen. Dies sollte der entfernteste Punkt meiner Reise sein.

Hier machte ich kehrt und fuhr zum Kloster Tatev. In einem der Räume war ein kleines Loch im Boden über das man in das Verließ hinabsteigen konnte in dem Gregor der Erleuchter der Legende nach 13 Jahre gefangen gehalten wurde.

Auf dem Rückweg hielt ich am Grund des Tals an und machte noch eine kleine Wanderung durch die Schlucht zu einem 2. Kloster – dem Tatevi Anapat. Hierbei handelt es sich um eine Ruine, die eigentlich nicht mehr genutzt wird. Umso erstaunter war ich, als ich in der Kirche beim Fotografieren auf einen Priester traf der dort in aller Ruhe ein Buch am lesen war.

Als nächstes fuhr ich zum Shaki Wasserfall, dem bisher schönsten Wasserfall den ich in meinem Sabbatical gesehen habe. Nicht so groß wie die Rheinfälle in Schaffhausen, aber super schön in die Lanschaft eingebettet. Man konnte sogar an einem seitlichen Weg nach oben gehen/klettern und Fotos von der Klippe machen, von der sich der Wasserfall nach untern stürzt. Sehr spektakulär.

Der Heimweg zog sich ein wenig, da ich leider die letzte halbe Stunde im Dunkeln fuhr und wegen der Schlaglöcher extrem langsam machen musste.

Ich aß erneut in dem Food Court.

Spieß mit Hühnchen und Paprika, Curryreis mit Rinderfrikadelle und ein Salat im Food Court in Vayk

Als ich ans Hotel kam besprach ich mit Tigran, dem Rezeptionisten, meine Pläne für morgen. Zum einen fragte ich ihn, wo ich einen Friseur finden könnte und zum anderen, ob er mir ein Taxi nach Gndevaz besorgen kann, das mich dann später an der Hauptstraße wieder abholen würde. Ich hatte nämlich vor, die Straße, die ich gestern mit dem Motorrad nicht fahren konnte, morgen einfach zu wandern. Und weil ich nicht fit genug bin 11km bergauf und anschließend wieder bergab zu wandern, kam ich auf die Idee, den bergauf Teil von einem Taxi übernehmen zu lassen. 11 km bergab sollten auch erkältungsgeschwächt noch zu schaffen sein.

Er gab mir seine Telefonnummer und meinte ich solle ihn einfach anrufen, sobald ich unten bin. Dann schickt er mir ein Taxi. Sehr nett.

Tag 52 (07.09.): 0 km – Wanderung entlang der Arpa

km-Stand: 106.609

Dieser Tag war von vielen schönen zwischenmenschlichen Begegnungen geprägt.

Nachdem ich wieder etwas länger geschlafen und anschließend ein wenig am Laptop gearbeitet hatte, ging ich zur Rezeption und fragte Tigran nach einem Friseur. Er erklärte mir den eigentlich recht einfachen Weg – zwischen den gegenüberliegenden Häusern hundurch, die Trepper runter, dann rechts und nach 20 Metern kommt ein “Beauty Salon”.

Klang einfach. War es leider nicht, Als ich nach der Treppe rechts abbog stand ich an einem riesigen Wohnkomplex aus Sovietzeiten. Dort gab es keinen Friseur. Ich fragte per Google Translate eine Frau, die mich in die andere Richtung schickte. Ok, vielleicht hatte Tigran ja links und recht verwechselt. Aber auch dort war kein Friseur. Die nächste Frau schichte mich eine Straße weiter und wieder nach rechts. Dort fand ich nur einen Kiosk, allerdings stellte sich später heraus, dass ich nur zu blöd war mal auf die andere Straßenseite zu schauen. Dort wäre der Salon gewesen.

Ich wurde noch 2 Mal in falsche Richtungen geschickt, bis ich dann auf 2 junge Männer traf, die statt mir den Weg zu erklären, mich bis zum Friseursalon begleiteten. Der war zwar offen, doch es war niemand da. Einer der beiden Männer nahm sein Handy und wählte die Telefonnummer, die an der Tür stand und die beiden warteten noch 5 Minuten, bis der Friseur dann kam. Sehr nett finde ich.

Der Friseur war auch sehr sympathisch. Sprach zwar kein Englisch aber legte mir alle Aufsätze für eine Maschine vor mich hin und ich sollte den aussuchen, mit dem er meine Haare schneiden sollte.

Ich entschied mich für 19mm oben und 4mm an den Seiten. Er fragte mich noch diverse andere Sachen und zeigte auch noch auf andere Aufsätze. Ich sagte zu allem ja in der Hoffnung, er würde schon wissen was er tut. Ich war zufrieden mit dem Ergebnis und der Peris war lächerlich. 1000 Dram. Ca. 1,70€.

Dann fragte er mich noch, ob wir ein Selfie machen können und er er es auf Facebook hochladen dürfe. Klar kein Problem.

Mein Friseur in Vayk

Als nächstes ging ich zurück zum Hotel und fuhr mit dem Motorrad zur 200 Meter weitergelegenen Waschanlage. Dort stand ich dann erneut vor einem sprachlichen Problem. Was bedeuteten die Beschriftungen an den Knöpfen? In Georgen waren sie zusätzlich noch Englisch beschriftet. Hier nicht.

Waschanlage in Vayk. Der obere Knopf ist für Wasser, der 2. für Seife.

Ich machte ein Foto und schickte es per WhatApp an Tigran, der mir sofort antwortete und die Übersetzung lieferte. Ich säuberte also meine Dicke mit Schaum und Wasser und als ich fertig war und noch ein wenig wartete bis die Sitzbank etwas abgetrocknet war, da stand Tigram plötzlich vor mir. Er sei nur kurz vorbei gekommen um zu sehen ob alles in Ordnung ist und ich Hilfe bräuchte…

Auf dem Weg zurück zum Hotel stoppte ich kurz am Food Court und kaufte mir eine Ecke Pizza als Proviant für die spätere Wanderung. Als ich wieder rauskam sah ich 2 schweizer Motorradfahrer vor dem Food Court parken. Ich weiß nicht warum, wahrscheinlich war ich zu schüchtern, aber ich sprach sie nicht an sondern ging in den Supermarkt nebenan etwas zu trinken kaufen. Als ich zurück kam und die Sachen in meinem Motorrad verstaute, stand plötzlich einer der beiden neben mir und sprach mich an.

Daraus entwickelte sich ein Gespräch von bestimmt einer halben Stunde. Wir erzählten uns gegenseitig wo wir schon waren und wo wir noch hin wollten. Ich gab ihm ein paar Tipps für die Gegend hier und dann erzählte er mir, dass die beiden ein ganzes Jahr frei haben und evtl. über Winter noch nach Thailand fliegen wollten. Daraufhin erzählte ich ihm natürlich von meinen beiden Trips dort mit dem Motorroller und gab ihm auch meine Kontaktdaten auf Facebook und verwies ihn auf meinen Blog. Vielleicht können sich die beiden da ja noch ein paar gute Tipps anlesen. Ich habe ja schließlich einiges gesehen auf meinen letzten Thailandreisen.

Zurück im Hotel ging ich nochmal für eine Stunde auf mein Zimmer an den Laptop bevor ich zu meiner Wanderung aufbrechen wollte. An der Rezeption waren weder Tigran noch seine Frau. Der Mann den ich nach einem Taxi fragte rief stattdessen Tigran an, der ein paar Minuten später mit seinem Auto angefahren kam.

Natürlich kann er mir ein Taxi nach Gndevaz rufen. Außerdem fragte er mich, ob ich Wanderstöcke dabei hätte, da der Weg vom Ort zum Kloster doch recht steil sei. Als ich verneinte, verschwand er in einem Hinterzimmer und kam kurz darauf mit einem Wanderstock zurück, den er mir gab. So viel Gastfreundschaft habe ich noch selten in einem Hotel erlebt.

Nachdem das Taxi nach Gndevaz gebracht hatte, begann meine Wanderung mit einem tatsächlich sehr steilen Abstieg zum Kloster Gndevank. Da der Taxi Fahrer mich an einer falschen Stelle rausgelassen hatte und ich dachte, ich könne eine Abkürzung nehmen, wurde es anfangs sogar noch steiler als nötig. Ich hatte das Gefühl über die lokale Müllkippe abzusteigen. Leider wurde hier ziemlich viel Abfall einfach den Berg herunter gekippt.

Das gute war, dass ich an einem Baum mit gelben Früchten vorbei kam. Keine Ahnung was es war. Sie sahen aus wie eine Mischung aus Kirchen und Mirabellen und schmeckten sehr lecker.

Etwas später kam ein weitere solcher Baum, an dem ich die Gelegenheit nutzte die Früchte zu fotografieren. Allerdings waren sie diesmal noch nicht ganz reif.

Irgendwann erreichte ich das Kloster, das sehr abgelegen im Tal lag.

Dort traf ich ein älteres Ehepaar, das versuchte mir Händen und Füßen mit mir zu kommunizieren. Erstaunlich wie gut wir uns verstanden. Am Ende boten sie mir noch an, mich im Auto mitzunehmen, aber ich wollte ja die Wanderung durch das Tal machen, also lehnte ich dankend ab. Im Nachhinein dachte ich mir, so 2-3 Kilometer hätte ich ruhig mitfahren können…

Jetzt begann eine tolle Wanderung durch ein grandios schönes Tal entlang des Flusses Arpa. Und je tiefer die Sonne sank, desto schöner leuchteten die Felsen.

Irgendwann traf ich auf einen alten Lastwagen der mir so gut gefiel, dass ich ihn fotografierte.

Fotogener alter LKW, der mich später in ein Gespräch mit einem Hirten verwickelte.

Mir war nicht bewusst, dass das zu meiner nächsten Begegnung führen würde. Ca. 500 Meter weiter kam mir ein Hirte entgegen der mich auf einer Mischung aus Englisch und Russisch ansprach. Wo ich herkäme, ob ich ein Tourist sei, wie ich heiße und …

Warum ich den Laster fotografiert hätte. Zuerst verstand ich nicht richtig, doch irgendwann war das die einzig plausible Deutung seiner Frage. Ich zog mein Handy raus und tippte in die Übersetzungs-App, dass es ein schöner alter LKW sei und es sowas in Deutschland nicht mehr gibt. Ob es ein Problem wäre und ich das Foto löschen sollte. Er telefonierte mit irgendwem, ich schätzte mal mit dem Besitzes des LKW, und schien ihm meine Antworten durchzugeben. Vielleicht hatten sie mich für einen aserbaidschanischen Spion gehalten. Keine Ahnung.

Jedenfalls war alles ok, ich könne das Foto behalten. Er wünsche mir noch einen schönen Tag und gab mir ganz entgegen der Pandemieregeln die Hand nachdem er sich mir als Marek vorstellte (falls ich mich noch recht erinnere). Skurril aber auch irgendwie nett. Hier passt man noch gegenseitig auf sich auf.

Etwas später begann der Wind immer stärker und kälter zu werden und ich bereute, dass ich meinen Pullover nicht mitgenommen hatte. Mein Handy sagte mir ich hätte noch ca. 1 Stunde zu gehen.

Nach weiteren 15 Minuten wurde es mir so kalt, dass ich Tigran schrieb, ob er mir das Taxi statt zur Hauptstraße auch etwas weiter entgegen schicken kann. Klar keine Problem. Sofort? Ja sofort.

5 Minuten später kam ein Auto von hinten, hielt an und der Fahrer bedeutete mir, ich solle einsteigen, er würde mich mitnehen. Ich machte ihm klar, dass ich schon ein Taxi gerufen hätte und bedankte mich. Wäre er 5 Minuten früher gekommen, dann wäre ich eingestigen.

Dummerweise bedachte ich nicht, dass das Taxi ja eine Weile für den Weg hierher benötigen würde und so dauerte es weitere 25 Minuten, ich kam gerade an ein Elektrizitätsumspannwerk vorbei, bis mir ein Auto entgegen kam. Ich dachte es sein mein Taxi, wunderte mich jedoch, dass ich 2 Personen darin sah und hatte schon die Befürchtung, dass die Beiden zu dem Umspannwerk wollten.

Es stellte sich jedoch heraus, dass die Person neben dem Taxifahrer Tigran war, der mitgefahren ist um sicherzugehen, dass mich der Taxifahrer auch findet. Wer macht denn sowas? Das gibt auf jeden Fall eine Top Bewertung auf Booking.com. Im Hotel angekommen setzten wir uns noch bei einer Tasse Tee in die Lobby und quatschten ein wenig. Er erzählte mir, dass er mal 2 Wochen in Europa im Urlaub war und neben Warschau, Prag und Wien, auch Berlin und Dresden besucht hat. Er zeigte mir auch gleich ein Foto von sich vor dem Reichstag.

Darauf fragte ich, ob ich auch ein Foto von ihm, seiner Frau und seiner Tochter machen dürfte, die auch mit auf der Couch saß und am Handy spielte. Klar, kein Problem.

So viel wie heute habe ich schon lange nicht mehr geredet. Und sollte ich nochmal nach Osteuropa reisen, wäre es echt hilfreich ein paar Brocken Russisch zu können.