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Monasterio de La Recoleta

Weiter in Richtung Sucre

Da ich in meiner Unterkunft kein Frühstück bekam, ging ich zuerst nochmal zum Markt. Dort kaufte ich mir 2 Papas Rellenas und einen geeisten Cappuccino.

Auf dem Rückweg zum Hotel, ging ich noch in eine Schneiderei und ließ mir aus einem zurechtgeschnittenen alten Unterhemd eine Tasche für mein Pin-Lock-Visier nähen. Bisher hatte ich es immer nur eingewickelt und dann in die Laptoptasche gesteckt, aber mit der Tasche ist es viel einfacher und es verrutscht auch nicht mehr.

Die ersten 70 Kilometer waren wieder eine super schöne nicht asphaltierte Piste entlang der Berghänge über 2 oder 3 Bergketten. Inklusive einer diesmal nicht betonierten kleinen Flussdurchfahrt.

Auch der Rest der Strecke auf Asphalt war toll und sehr kurvenreich. Ursprünglich hatte ich geplant in Tumina zu übernachten, aber da es erst 15:00 Uhr war als ich dort ankam und mir der Ort auch nicht sonderlich zusagte, fuhr ich noch 45 Minuten weiter nach Zudáñez. Dort tankte ich erst mal. Auch diesmal wurde mein Motorrad nicht direkt betankt, doch statt meine Ersatzkanister zu befüllen, bekam ich einen schon vollen 5 Liter Kanister samt improvisiertem Trichter in die Hand gedrückt und konnte mein Motorrad dann selbst betanken. Dafür bekam ich den Sprit auch für 4 Bolivianos pro Liter.

Benzin im 5 Liter Kanister mit „Trichter“

Dann steuerte ich eine der beiden Unterkünfte in dem Ort an und bekam mein bisher günstigstes Zimmer mit Gemeinschaftsbad für 40 Bolivianos (ca. 5,35€). Aber dementsprechend war es auch. Das Bett völlig durchgelegen und es gibt keine Handtücher und auch kein Toilettenpapier. Und die Klobrille fehlt auch. Daher ließ ich das Duschen heute mal ausfallen. Und das Scheißen auch. Stattdessen spazierte ich einmal entlang der Hauptstraße, einen Plaza gibt es hier auch keinen, und aß ein frittiertes Stück Hühnchen mit Reis und laukalten Fritten.

Hähnchen mit Reis und Fritten

Da ich schon früh angekommen war, nutzte ich die Zeit und arbeitete weiter an meinem Reisetagebuch, so dass ich jetzt endlich meinen Rückstand aufgeholt habe und den nächsten Bericht veröffentlichen konnte.

Außerdem suchte ich mir noch ein Zimmer in Sucre für die nächsten 3 Nächte. Ich fand etwas sehr günstiges mit sicherem Parkplatz auf AirBnB für 9€ pro Nacht.

Nicht mehr weit bis Scure

Nach dem Aufstehen zog ich mich an und packte mein Motorrad. Ich wollte schnell raus aus dieser Unterkunft. Das war nach dem Hostel auf der Lagunenroute die bisher schlimmste Unterkunft.

Der Weg nach Sucre war nicht lang. Rund 100 Kilometer. Die ersten 2/3 waren sehr schön mit toller Straße und toller Landschaft.

Dann kamen immer mehr Baustellen mit Umleitungen und in Sucre selbst traf ich wieder auf den typischen südamerikanischen Stadtverkehr. Mit vielen kleinen Straßen und Kreuzungen ohne Vorfahrtsregelung.

Als ich an meiner Unterkunft ankam, konnte ich mein Motorrad im Innenhof und sogar überdacht parken.

Mein Zimmer ist groß mit 3 Betten und eigenem sauberen wenn auch sehr kleinen Bad. Eines der drei Betten schien einigermaßen bequem zu sein. Mal sehen wie gut ich schlafen kann.

Ich duschte, ruhte mich ein wenig aus und dann ging ich in die Stadt spazieren.

Zuerst zum Mercado Central, wo ich ein Schweinefleisch Sandwich aß und dann in einer „Cafe“-Ebene einen Milchkaffee trank. Dazu bestellte ich mir noch ein Pastel und auch noch ein Getränk aus warmem Maisbrei namens Tojori, das hier in den Anden Boliviens sehr beliebt sein soll. Mein Fall war es nicht, zu süß und zu viel Maiskörner drin. Fast schon eine ganze Mahlzeit.

Da es noch früh am Nachmittag war, nutze ich die Gelegenheit nochmal mit meiner Mutter zu telefonieren. Dazu ging zum Plaza de Armas 25 de Mayo. Hier blieb ich auch noch eine Weile und recherchierte geführte Stadtspaziergänge von denen ich morgen einen machen will. Ich suchte auch nochmal nach einem Schuster und einem Elektronikmarkt oder einer Mall wo ich vielleicht noch eine Action-Cam kaufen könnte.

Ich fand einen Schuster um die Ecke, aber den Laden gibt es wohl nicht mehr. Zumindest nicht dort wo er laut Google Maps hätte sein sollen.

Dann fand ich eine Mall in Laufreichweite. Auf dem Weg dorthin kam ich am Markt vorbei, wo ich nochmal an dem Sandwichstand vorbei ging und mir diesmal ein Sandwich mit Chorizo holte. Außerdem noch eine Tüte mit Obst. Die Dame lies mich von allem probieren und da konnte ich nicht nein sagen. Am Ende kaufte ich eine Mango, eine Nektarine, eine Dragon Fruit und 6 Feigen.

Da es jetzt anfing zu regnen, ging ich schnell zu der vermeintlichen Mall, die aber nur eine kleine Einkaufspassage mit ein paar Geschäften war. Hauptsächlich Klamotten, ein Friseurladen und ein Nagelstudio. Keine Elektronik.

Von hier waren es nur noch 2 Blocks zu meiner Unterkunft wo ich noch einigermaßen trocken ankam. Den Rest des Abends hatte ich noch Zeit ein paar Dinge zu Sucre zu recherchieren.

Stadtführung Sucre

Gestern Abend hatte ich mich entschieden eine 3-stündige Stadtführung zu buchen. Und da es am späten Nachmittag wieder regnen sollte, buchte ich die Tour für 9 Uhr.

Ich stellte mir den Wecker für 8:15 Uhr, wachte aber schon um 8:00 Uhr auf. Ich nutzte die Zeit und aß noch eine Nektarine, da ich mir nicht sicher war, ob ich auf dem Weg zum Treffpunkt noch was zu Essen würde finden.

Da meine Vermieterin schon wach war und an der Tür ein Schild „Lavanderia“ stand, fragte ich sie, ob sie auch Wäsche machen würde. Klar.

Also gab ich ihr noch einen Beutel mit meiner Schmutzwäsche bevor ich zum Plaza de 25. Mayo ging. Auf dem Weg fand ich noch ein nettes Café mit Dachterrasse an der Iglesia San Francisco. Ich bestellte einen Cappuccino und ein Stück Kuchen, doch als die Bedienung nach ein paar Minuten auf die Dachterrasse kam, hatte sie nichts dabei. Stattdessen erklärte sie mir, dass die Kaffeemaschine kaputt sei.

Blick von der Dachterrasse des LA ERMITA DE SAN FRANCISCO

Da ich 10 Minuten vor 9 am Treffpunkt sein sollte, war es jetzt zu spät noch woanders hin zu gehen. Also ging ich direkt zur Statue im Zentrum des Platzes und wartete auf meine Führerin May.

Sie kam pünktlich um 9:00 Uhr und sagte mir, dass ich der einzige Gast sei. Das war natürlich toll, da ich somit eine Privatführung hatte.

Zuerst schauten wir uns die Statue am Platz an und sie erklärte mir, dass Bolivien das erste südamerikanische Land gewesen sei, dass sich von Spanien unabhängig erklärt hat, und dass der erste Aufstand am 25. Mai 1809 in Sucre stattfand, was dann später zu einem Unabhängigkeitskrieg führte.

Der größere Aufstand fand allerdings am 16. Juli 1809 in La Paz statt, der von vielen Historikern als Beginn der Südamerikanischen Unabhängigkeitsbewegung angesehen wird. Die Einwohner von Sucre sehen das allerdings anders und sehen den Aufstand am 25. Mai als dessen beginn an.

Dann erklärte sie mir, dass der Regierungspalast am Platz nur für 2 Jahre genutzt wurde, da 2 Jahre nach der Fertigstellung, die Regierung nach La Paz umgezogen sei.

Früherer Regierungspalast

Als nächstes wollte sie mir den Markt zeigen und mir einen Stand mit Chorizo Sandwiches empfehlen. Als ich ihr sagte, dass ich schon gestern auf dem Markt gewesen sei und auch schon ein Chorizo Sandwich gegessen hätte änderte sie kurzerhand das Programm für mich.

Als nächstes gingen wir zum Museum für Ethnografie und Folklore (Musef), das sie mir empfohlen hatte, das wir aber nicht besichtigen konnten, da es geschlossen war. Sie erzählte mir einiges über die Cholitas, die Frauen, die in traditioneller Tracht herumlaufen. Früher waren es Hausbedienstete, die von den Kolonialherren dazu gezwungen wurden eine solche Tracht zu tragen. Mittlerweile wird die Tracht als Kulturgut angesehen und die Frauen tragen sie mit Stolz. Sie erklärte mir, dass einige Cholitas in La Paz richtig reich wären und Häuser für 2 Millionen USD besäßen.

Nun machten wir uns auf in Richtung der beiden heiligen Berge. Auf dem Weg kamen wir an einer kleinen Gasse vorbei und sie erzählte mir eine Anekdote, dass eines Nachts 2 betrunkene Männer in dieser Gasse ein kleines in ein Tuch gewickeltes Baby gefunden hätten. Als sie es sich anschauten, hätte das Baby aber ein Skelettgesicht mit einem Schnurrbart gehabt. Die Männer erschraken. Einer lief in einen Hauseingang und der andere schreiend die Straße hinab. Er wurde nie wieder gesehen.

Gasse des schnurrbärtigen Babies (Wawa con Bigotes)

Eine Theorie besagt, dass sich die Ehefrauen solche Geschichten ausdachten, um ihre Männer von den nächtlichen Sauftouren abzuhalten, was allerdings nicht viel geholfen hat. Da die Bolivianer im allgemeinen aber sehr abergläubig sind, haben sie zum Schutz vor bösen Geistern in die kleinen Kopfsteinpflastergassen alle 12 Schritte ein Kreuz aus Rinderknochen eingearbeitet, das die bösen Geister fernhalten sollte.

Kreuz aus 5 Rinderknochen

Den nächsten Stopp machten wir an der Iglesia de San Lázaro, der ältesten Kirche Sucres und damit ganz Boliviens, da Sucre die erste spanische Stadt in Bolivien war. Sie hatte übrigens schon 3 andere Namen bevor sie nach General Antonio José de Sucre benannt wurde.

Interessant an der Architektur der Kirche ist, dass sie einen recht großen Außenbereich mit einer kleinen offenen Kapelle hat. Der Grund dafür war, dass man die indigenen Völker zum Katholizismus bekehren wollte, die aber Angst vor dem großen geschlossenen Raum der Kirche hatten. Daher wurden die Messen für die Indios in der kleinen Kapelle im Freien gehalten.

Auf unserem weiteren Weg kamen wir am Guereo Palast vorbei, einem Gebäude eines italo-schweizer Architekten, der auch noch einige andere Gebäude in Sucre entworfen hatte. Es wurde von einem Paar finanziert, dass mit dem Silbertransport von Potosí nach Arica (heute in Nordchile) reich wurde. Da das Paar keine Kinder bekommen konnte finanzierte es u.a. ein Waisenhaus und eben diese Gebäude, das heute in Staatsbesitz ist und ein kleines Museum beherbergt. Den beiden wurden später von Papst Leo XIII. der Titel von Prinz und Prinzessin verliehen. Ich wusste gar nicht dass der Papst solche Titel verlieh. https://en.wikipedia.org/wiki/Clotilde_Urioste_de_Argando%C3%B1a

Hier erklärte sie mir auch einiges über die Politik Boliviens und Evo Morales, der schon 3 Amtszeiten Präsident war (obwohl die Verfassung nur 2 Amtszeiten zulässt) und jetzt noch ein 4. Mal kandidieren möchte. Da er während der 2. Amtszeit die Staatsform von Bolivien von einer Republik in einen plurinationalen Staat änderte, argumentierte er, dass die ersten beiden Amtszeiten in der Republik für die Limitierung nicht gelten würden und daher hatte er sich ein drittes Mal wählen lassen. Dabei wurde er jedoch mehr oder weniger aus dem Amt gejagt und musste auch mangels Unterstützung des Militärs zurücktreten. Die 4. Kandidatur wurde ihm vom obersten Gericht schließlich verboten. Doch seine Anhänger, insbesondere die Kokabauern, die er massiv unterstützt hatte, wollen das nicht akzeptieren, weshalb es immer wieder gewaltsame Auseinandersetzgen zwischen den Anhängern und den Gegnern Morales gibt und weshalb auch aus Protest gegen das oberste Gericht von den Anhängern überall im Land Straßensperren errichtet werden. Ich hatte gehört, dass das für Touristen, gerade auf Motorrädern, kein so großes Problem sei, da sich der Protest ja gegen die Einheimischen richtet, aber ich bin mal gespannt wie es läuft, wenn ich auf die erste Straßensperre treffe. Laut der offiziellen Karte der Regierung soll es eine zwischen Sucre und Cochabamba geben. Das werde ich dann wohl am Montag erfahren.

Als nächstes gingen wir durch die Katzengassen. Die Straße der weißen, der schwarzen und der grauen Katzen. May erklärte mir, dass die Namen von den Witwen kamen, die ihre Männer im Chacokrieg verloren hatten und sich dann gegen die Einsamkeit Katzen zugelegt hatten. Daneben gab es auch noch eine Gasse der Kämpfer. Das kam daher, dass normalerweise der Vater einer Tochter den zukünftigen Ehemann ausgewählt hatte. Da die Männer der Witwen aber im Krieg gefallen waren, haben die jungen Männer jetzt darum gekämpft, wer die Tochter einer dieser Witwen heiraten durfte.

Von hier aus ging es dann noch ein Stück den Berg hinauf zum Kloster La Recoleta mit dem tollen Plaza Pedro de Anzúrez, den die Einheimischen aber auch nur Plaza Recoleta nennen. Eigentlich steht dieses Kloster nicht auf dem Programm der Tour, aber da ich May erzählt hatte, dass ich es gerne besuchen würde und wir ja den Markt und das Museum ausgelassen hatten, schob sie es spontan noch ein. Das Kloster selbst war zwar geschlossen, doch der Platz selbst ist schon sehr schön und man hat einen tollen Ausblick über die Stadt. Sie erzählte mir auch noch wie es zu dem Namen El Recoleta kam. Der kommt nämlich daher, dass die Mönche des Klosters früher die Letue der Stadt „eingesammelt“ hatten um sie zum katholischen Glauben zu bekehren. Und Recoleta leitet sich vom spanischen Wort für einsammeln ab.

Dort unter den Torbögen machte eine Tanzgruppe aus La Paz gerade Fotos in traditioneller Tracht und May war so nett mich mit den Damen zu fotografieren. Leider hat sie unsere Füße abgeschnitten. 🙈

Die letzte Station unserer Tour war ein Hotel mit einer Dachterrasse von der aus man eine super Aussicht über die Stadt hat. Insbesondere bei Sonnenuntergang.

Dann gingen wir gemeinsam zurück zum zentralen Platz und verabschiedeten uns. Da die Führung auf Spendenbasis war, war ich etwas unsicher, was ich ihr geben sollte. Ursprünglich dachte ich, ich gebe zwischen 50 und 100 Bolivianos, je nachdem wie viele Leute an der Führung teilnehmen. Aber da ich ja jetzt der einzige war und eine Privatführung hatte wollte ich nicht so knauserig sein und gab ihr 150 Bolivianos, 20 €. Keine Ahnung ob das ok war.

Von hier ging ich ins Restaurant Mikuna Cafe, das May mir während der Führung empfohlen hatte. Sie nannte mir auch 3 typische bolivianische Gerichte, aber ich hatte keine Wahl, da es dort heute nur ein einziges Gericht gab. Picante de Lengua, scharfe Rinderzunge.

Zum Glück war die Schärfe an die Touristen angepasst und genau richtig für mich. Es war schön mal ein Gericht mit Soße zu bekommen. Und ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal Zunge gegessen hatte. Ich bilde mir ein, dass es das früher mal bei meiner Großmutter gab. Aber sicher bin ich mir nicht.

Nachdem Essen ging ich in den Parque Simón Bolívar der nur einen Block weiter lag. Ein sehr schön angelegter Park mit einem kleinen künstlichen See und einem Eiffelturm in der Mitte. Keine Replik des Turms aus Paris, sondern ein weiterer eigenständiger Turm von Gustaf Eiffel. Allerdings um ein Vielfaches kleiner als der in Paris. Dort gab es auch so etwas wie eine kleine Kirmes mit Hüpfburgen, einem mechanischen Bullen und ein paar Ständen. Keine Ahnung ob das hier dauerhaft so ist, oder es tatsächlich ein kleines Fest war.

Dort gönnte ich mir auch noch einen Frappuccino und einen Spieß mit Schokoerdbeeren.

Am Nachmittag ging ich dann wieder zurück in die Innenstadt und suchte in einer Straße vor dem Markt ein paar kleine Elektronikläden auf, auf der Suche nach einer Kamera. Leider erfolglos. Ich fand ein günstiges Angebot im Internet auf Mercado Libre und konnte mir hier in Bolivien sogar einen Account einrichten (was in Chile mangels chilenischem Personalausweis ja nicht funktioniert hatte). Allerdings weiß ich nicht, wie ich die Kamera bezahle soll. Auf eine Anfrage nach Tipps in der WhatsApp Gruppe bekam ich leider keine Antwort.

Dann ging ich nochmal in den Markt und kaufte mir ein Schweinefleisch Sandwich. Auf dem Weg nach draußen kam ich dann noch an einem Stand vorbei, der frisch gepressten Fruchtsaft verkaufte und ich gönnte mir noch einen Mango-Maracuja-Ananassaft. Währenddessen öffnete der Himmel die Schleusen und es kamen Unmengen an Wassermassen herunter. Es trommelte auf das Wellblechdach des Marktes so dass ein tosender Lärm entstand. Da mein Regenradar vorhersagte, dass es in den nächsten 2 Stunden nicht besser würde, kaufte ich mir für 3€ einen Regenschirm um wenigstens einigermaßen trocken zurück in meine Unterkunft zu kommen.

Dinosaurierspuren in Cal Orck’o

Bevor ich zu den Dinosaurierspuren in Cal Orck’o aufbrach ging ich zuerst noch einmal zum Plaza de Armas zum Frühstücken. May sagte mir gestern, dass an jedem Sonntag 2 Blocks um den Platz für den Verkehr gesperrt werden.

Das wollte ich ausnutzen und mir ein Frühstück in einem Cafe am Platz gönnen. Ohne stinkende und lärmende Fahrzeuge. Auf dem Weg dorthin konnte ich einer Salteña allerdings nicht widerstehen.

Dann setzte ich mich vor das Cosmo Café und bestellte mir ein überbackenes Spiegelei mit Gemüse. Seit langer Zeit hatte ich mal wieder einen echten Kaffee, also nicht das lösliche Zeugs, das es sonst überall gab. Dazu gab es auch noch ein Glas frisch gepressten Orangensaft.

Schon während des Frühstücks hörte ich Musik von einer anderen Seite des Platzes. Als ich fertig war ging ich dorthin und fand eine kleine Bühne mit einer Band und eine Folkloregruppe, die zur Musik tanzte.

Gerne wäre ich noch länger geblieben, aber ich musste zurück in meine Unterkunft um rechtzeitig bei den Dinosaurierspuren zu sein. May sagte mir tags zuvor, dass es täglich um 12:00 und um 13:00 Uhr eine geführte Tour zur Felswand gibt, so dass man die Gelegenheit hat, die Spuren von Nahem zu sehen. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Doch zurück in meiner Unterkunft war das Tor von ein paar angelieferten Kartons blockiert, die ich erst einmal zur Seite räumen musste, um mein Motorrad raus zu bekommen.

Als ich in Cal Orck’o ankam war es kurz vor 12. Ich parkte mein Motorrad und suchte den Eingang. Dazu musste ich erst einmal über einen Fußweg den kompletten Berg gegenüber der Felswand hinauf. Von hier konnte man schon die Spuren auf der Felswand sehen. Und mit dem langen Teleobjektiv meiner Kamera konnte ich auch schon ein paar Fotos machen.

Erst dort war der Eingang des Parque Cretácico.

Museum Parque Cretácico, Sucre

Ich kaufte mein Ticket und da es mittlerweile schon 12:20 Uhr war, hatte ich die erste Führung verpasst. Ich hoffte, dass es tatsächlich noch eine 2. gäbe. Schließlich war Sonntag, da kann ja alles anders sein. Als ich die Dame nach einer Informationsbroschüre auf Englisch fragte, gab sie mir einen Flyer und sagte mir dann, dass es um 13:00 Uhr noch eine Führung gäbe, die auch in Englisch wäre. Das beruhigte mich und ich nutzte die 40 Minuten um mir in Ruhe das Museum und die vielen nachgebildeten Dinosaurier anzuschauen.

Um 13:00 Uhr bekam ich dann einen Helm und wurde über einen anderen Fußweg wieder hinab ins Tal geschickt, wo der Guide schon auf mich wartete. Nach mir kamen noch einige andere Besucher, die aber allesamt spanisch sprachen. Ich war der einzige für den der Guide übersetzen musste. Ich hoffte er würde deshalb nicht die Hälfte weglassen. Auf der vorangegangenen Tour war zumindest eine Gruppe von 4 Deutschen und 3 Amerikanern.

Aber der Guide gab sich viel Mühe und erklärte mir in Ruhe alles auf Englisch.

Die Fußabdrücke aus der Nähe zu sehen war extrem beeindruckend. Einen Zeithorizont von 68 Millionen Jahren kann man sich als normaler Mensch einfach nicht vorstellen.

Er erklärte uns, dass das Gebiert früher einmal ein Süßwassersee war und die Felswand ein Teil des Ufers wo die Dinosaurier zum Trinken an den See liefen.

Später versteinerte alles und durch tektonische Bewegungen knickte die Felswand so weit ab, dass sie heute fast Senkrecht steht. Der Zwischenraum hat sich mit Kalkstein aufgefüllt, der von der benachbarten Zementfabrik abgebaut wurde.

Der Abbau erfolgte Schicht für Schicht und irgendwann stießen sie auf eine grüne Schicht, die keinen Kalk enthielt und die sie nicht verwende konnten. Da diese Schicht aber deutlich weicher war, wurde sie mit der Zeit vom Regen weggespült und die Fußspuren der darunterliegenden Schicht kamen zum Vorschein. Zuerst glaubte man den Geologen der Zementfabrik nicht, dass sie Dinosaurierspuren gefunden hätten, doch 1994 bestätigte das ein internationales Team von Paläontologen.

Im Jahr 1999 wurden die ersten Touristischen Führungen angeboten und in 2006 wurde der Parque Cretácico auf dem Berg gegenüber errichtet um mit den Einnahmen den Erhalt der Spuren zu unterstützen.

Laut unserem Guide handelt es sich um die größte zusammenhängende Ansammlung an Dinosaurierspuren weltweit.

2009 Kam es nach heftigen Regenfällen zu einem dreiecksförmigen Abbruch der Felswand. Dabei gingen zwar etliche Spuren verloren, doch darunter fand man dann weitere Fußspuren, die aus der geleichen Ära stammten aber etwas älter aber sind.

Nach diesem grandiosen Erlebnis fuhr ich zurück nach Sucre und hielt auf dem Weg dorthin am Mercado el Morro. Auch dieser wurde mir tags zuvor von May empfohlen, da die Waren dort viel billiger seien als auf dem Mercado Central. Dort aß ich erst mal ein Sandwich mit einer gegrillte Chorizo und deckte mich dann mit diversem Obst ein. Als es anfing zu nieseln machte ich mich auf den Rückweg und als ich erneut an dem Chorizo Grill vorbei kam konnte ich nicht widerstehen und kaufte mir noch ein zweites Sandwich. Zurück in meinem Zimmer knipste ich meine Beute. 4 Guavas, einen Granatapfel, eine Mango, eine Dragon Fruit, eine Papaya und ein paar Trauben. Die Trauben aß ich direkt und begann mit der Bearbeitung der Fotos.

Als der Regenschauer vorbei war spazierte ich nochmal zum Plaza de Armas und genoss den autofreien Sonntag. Ich trank noch einen frisch gepressten Orangensaft und schaute den Kindern dabei zu wie sie sich gegenseitig mit Schaum aus Spraydosen einsprühten und die Tauben fütterten. Witzig ist auch, dass hier fast nur indische und chinesische Motorräder fahren, viele davon aber mit Yamaha und Honda Aufklebern versehen sind. Erst wenn man auf den Motorblock schaut erkennt man den „Schwindel“.

Auf dem Rückweg schaute ich dann noch in der Schokolaterie Para Ti vorbei und kaufte mir ein paar Pralinen und eine kleine Tafel Schokolade. Wenn eine Stadt berühmt ist für ihre Schokolade, dann sind das schließlich keine Süßigkeiten sondern Esskultur. 😉

Gammeltag

Am Abend zuvor fragte ich meine Gastgeberin, ob ich noch einen Tag länger bleiben könne. Erstens sollte es heute mehr regnen als morgen und zweitens muss ich mir noch klar darüber werden, wo ich als nächstes hin fahre. Der Weg nach Cochabamba hat jetzt nicht eine, sondern 6 Straßensperren.

Der Hintergrund sind politische Unzufriedenheiten. Auf meiner Stadtführung erklärte mir May, dass Evo Morales schon 3 Amtszeiten Präsident war, obwohl die Verfassung nur 2 Amtszeiten zulässt. Das hat er mit einem Trick erreicht in dem er die Staatsform von Bolivien von einer Republik in einen „plurinationalen Staat“ änderte wodurch einerseits die Reche der indigenen Volksgruppen gestärkt wurden, er andererseits argumentierte, dass er ja erst eine Legislaturperiode Präsident dieses neuen Staates gewesen sei.

Doch als er sich für die Wahl 2025 noch einmal aufstellen lassen wollte verbat es ihm das oberste Gericht. Seit dem gehen seine Anhänger auf die Straßen und protestieren und errichten leider auch diverse Straßensperren als Ausdruck des Protests. Kennen wir ja von den deutschen Bauern. 😉

Da die Hochburg der Anhänger Cochabamba ist, gibt es dort auch die meisten Straßensperren. Auf dem Weg von Sucre nach Cochabamba alleine 6 Stück. Zum Glück gibt es eine Webseite auf der man sie alle sehen kann.

Auch wenn ich von anderen Motorradreisenden gehört habe, dass man als ausländischer Motorradtourist meistens durchgelassen wird, ist mir das bei 6 Sperren nicht geheuer. Bei ein oder zwei hätte ich es vielleicht versucht.

Also machte ich heute erst einmal noch ein paar Besorgungen. Doch als erstes fiel mir auf, dass das Internet auf meinem Telefon nicht mehr funktionierte. Ich fragte in einem Kiosk, der auch Entel SIM Karten verkaufte, ob es heute ein Problem mit dem Netz gäbe, aber die Dame meinte das alles in Ordnung sei und erklärte mir den Weg zum Service Center von Entel. Witzigerweise nur einen Block neben meiner Unterkunft.

Dort musste ich erst einmal in guter deutscher Manier eine Nummer ziehen und warten bis ich an der Reihe war. Die Dame schaute im Computer nach und sah, dass mein Handy noch nicht registriert war. Leider war die Info aus meiner Motorradfahrer WhatsApp Gruppe falsch, dass eine Registrierung nicht nötig sei. Nein, genau wie in Argentinien und Chile muss man auch hier in Bolivien sein Handy registrieren, ansonsten funktioniert es nach einer Weile nicht mehr. Keine Ahnung warum das ausgerechnet nach 18 Tagen am 29. Januar der Fall war, aber egal. Die Dame registrierte es für mich und danach funktionierte auch das Internet wieder. Gut, dass ich nicht schon heute morgen los gefahren bin. In irgendeinem kleinen Dorf hätte mir bestimmt niemand weiterhelfen können.

Von hier spazierte ich etwa eine halbe Stunde zur Motorradstraße, die etwas außerhalb des Zentrums liegt. Ich fragte in diversen Geschäften nach Regenhandschuhen und irgendwann wurde ich fündig. Außerdem kaufte ich mir noch eine Dose Kettenspray, da meins langsam zur Neige geht.

Auf dem Rückweg machte ich Mittagspause in einem Restaurant in dem ich nochmal 2 Chorizos aß.

Chorizos im REstaurant Chorizos 7 Lunares

Anschließend bummelte ich noch über den Mercado Negro in der Hoffnung eine Kappe mir größerer Krempe und einem Nackenschutz zu finden. Ich hatte mir vor 2 Tagen auf der Stadttour mit May einen kräftigen Sonnenbrand im Nacken geholt, der immer noch nicht abgeklungen ist. Ok, ich war auch so blöde zu vergessen mich einzucremen. Dennoch denke ich eine Kappe mit besserem Sonnenschutz wäre eine gute Idee.

Einer von vielen Stoffhändlern auf dem Mercado Negro

Kurz bevor der nächste Regen aufzog war ich wieder in meiner Unterkunft, machte etwas Siesta und schrieb weiter an meinem Reisetagebuch.

Nach dem Regen ging ich nochmal zum Markt um etwas zu Essen und dort nach einer Kappe zu schauen. Die Kappe fand ich leider nicht, dafür machte ich mir 2 neue Kopien meines Reisepasses, tauschte 200 USD zu einem super Kurs (einem viel besseren als ich mit der Kreditkarte bekomme) und kaufte mir noch ein langärmliges Hemd.

Auf dem Markt aß ich auch zu Abend und anschließend bummelte ich nochmal über den Plaza de Armas um mich von Sucre zu verabschieden. Morgen geht es weiter in Richtung Santa Cruz de la Sierra, der größten Stadt in Bolivien. Cochabamba und den Torotoro Nationalpark muss ich erst einmal auslassen. Vielleicht lassen die Proteste in den nächsten Tagen ja nach und ich kann auf dem Rückweg nochmal dort vorbei.