Du betrachtest gerade Pisco – Streitthema zwischen Chile und Peru
La Laguna, Paso Agua Negra

Es wird trockener

Ich verabschiedete mich von „meinem Freund“ Simon, der mir noch seine WhatsApp Nummer gab, falls ich mal Hilfe bräuchte. Er hätte Freunde überall in Südamerika.

Zuerst steuerte ich eine Bäckerei an und frühstückte eine mit Käse gefüllte Blätterteigtasche, noch warm, frisch aus dem Ofen.

Dann ein letztes Mal über die Stadtautobahn von Santiago hinaus ins Freie. Es folgten 60 weitere Autobahnkilometer auf denen ich 2 mal Maut bezahlen musste. An der 2. Mautstelle wurde ich erstmals gefragt, ob ich Chilene oder Ausländer sei, und musste als Ausländer 1200 statt 800 Pesos bezahlen. Das ist mir vorher nie passiert.

Dann ging es über Landstraßen weiter nach Norden durch eine trockene aber sehr schöne Landschaft. Interessanterweise wuchsen nur auf den Berghängen links von mir Kakteen, auf den rechten nur Büsche und karge Bäume. Ob das am Wind liegt?

In Cabildo machte ich Mittagspause im Restaurant La Pica und hatte eine sehr leckere Cazuela mit gefühlt einem halben Rind als Einlage.

Etwas später noch einen Kaffee um wach zu bleiben und dann war ich auch schon in Illapel, meinem heutigen Etappenziel. Das Hostel in dem ich bin, ist schön aber ziemlich teuer. 30.000 Pesos mit geteiltem Bad. Aber das billigere Hostel hatte keinen Parkplatz für’s Motorrad.

Abends noch einen Spaziergang durch den ziemlich hässlichen Stadtpark und dann noch zum zentralen Platz wo noch viel los war.

Auf dem Heimweg kaufte ich mir noch Brötchen und Leberwurst zum Abendessen und Frühstück. Morgen geht’s weiter nach Vicuña.

Ein Blick in den Sternenhimmel

Die Fahrt nach Vicuña war ein wenig stressig. Ich musste gestern das Hostel in bar bezahlen und weil mein Geld langsam knapp wird, fragte ich per WhatsApp bei meinem Hostel in Vicuña, ob sie auch Karte akzeptieren. Leider nicht. Und die einzige Scotiabank in der Nähe (bei der ich kostenlos Geld abheben kann) ist in La Serena und schließt schon um 14:00 Uhr.

Ich schaffte es um Punkt 9 Uhr los zu fahren, aber mein Navi sagte mir eine Ankunftszeit von 13:30 Uhr voraus, die sich nach ein paar Trink und Toilettenpausen auf 14:00 Uhr verschob.

Ich musste also etwas zügiger fahren und konnte auch keine Fotostopps einlegen. Glücklicherweise war die Angabe des Navis, doch sehr konservativ und ich kam letztlich um 13:35 Uhr bei der Bank an und konnte frisches Bargeld abheben.

Da ich schon mal da war, bummelte ich noch durchs Zentrum von La Serena und nutzte die Gelegenheit um Mittag zu essen. Ich fand durch Zufall das günstige Restaurant El Bandido, das ein wenig an eine Kantine erinnerte, in der ansonsten recht touristischen und teuren Innenstadt.

Von hier war es nicht mehr so weit bis Vicuña und ich bekam ein schönes Zimmer in einem schönen Hostel. Wenn auch nicht ganz billig.

Ich duschte schnell und ging in die Stadt wo ich mir eine Tour zu einer Sternenwarte buchen wollte. Es gab 2 Anbieter. Der eine, der auch Touren auf Englisch angeboten hätte) war allerdings schon geschlossen, also buchte ich bei dem 2. auch wenn die Tour auf spanisch war.

Um 20:30 Uhr war Abfahrt im Minibus und 30 Minuten später erreichten wir das Observatorium. Leider war der Himmel aufgrund des Mondes auch nach Sonnenuntergang noch recht hell. Kaum zu glauben, da er deutlich weniger als zur Hälfte zu sehen war.

Dennoch war es dunkel genug um ein paar Sternbilder zu sehen. Und das viel interessantere war ja der Blick durchs Teleskop.

Reihum konnte jeder mal durchschauen und wenn ich mich richtig erinnere sahen wir sahen folgendes:

  1. Saturn mit seinen Ringen
  2. Jupiter, auf dessen Oberfläche man sogar unterschiedliche Helligkeitsbereiche erkennen konnte
  3. Einen Sternencluster
  4. Den Orion-Nebel
  5. Sirius, einen 8,6 Lichtjahre entfeenten Stern
  6. Betageuze, den hellsten Stern im Sternbild Orion, 600 Lichtjahre entfernt

Und am Ende schauten wir noch auf die Oberfläche des Mondes mit seinen Kratern. Davon konnten wir auch Fotos durch das Teleskop machen.

Auch wenn ich von den spanischen Erklärungen kaum etwas verstand, war es dennoch eine tolle Erfahrung und ich bin froh hier her gekommen zu sein. Vor ein paar Tagen hatte ich noch überlegt, diesen Teil von Chile zugunsten von Mendoza in Argentinien auszulassen. Jetzt bin ich froh, dass ich es nicht gemacht habe.

Ausflug ins Elqui Tal

Nachdem ich gestern recht spät ins Bett kam stand heute erst einmal Ausschlafen auf dem Programm. Nach einem angerührten Cappuccino setzte ich mich dann mit meinem Laptop in den Garten des Hostels und wählte mich in die Commerzbank ein. Da meine Auszeit kein offizielles Sabbatical ist, sondern auf einem Teilzeitvertrag und Überstundenabbau basiert, gelte ich nicht als komplett abwesend und muss daher meine jährlich anstehenden Pflichtschulung zu Risikoprävention etc. absolvieren. Letzte Woche schrieb mich meine Chefin an und wies mich darauf hin. Und da das Hostel hier eine sehr gute Internetanbindung hat und ich in den nächsten Tagen wieder viel „on the road“ bin, entschloss ich mich, die Schulungen heute zu machen. Es dauerte eine Weile aber gegen 13:00 Uhr brach ich dann auf in Richtung Pisco Elqui.

Das Tal erinnerte mich an Ägypten, wo auch alles um den Nil herum grün und der Rest trocken und staubig ist. Etwa auf halbem Weg bis zum Ende des Tals liegt die Stadt Pisco Elqui, der einzige Ort in Chile in dem nach chilenischem Recht Pisco destilliert werden darf. Allerdings gibe ws da einen Streit mit Peru, die die exklusive Herstellung von Pisco (wegen der Hafenstadt Pisco) für sich beanspruchen, und die Einfuhr von Pisco aus Chile daher verbieten. Durch ein Abkommen der EU mit Peru ist es auch in der EU nur erlaubt, Pisco aus Peru unter dem Namen Pisco zu verkaufen.

Ich machte kurz halt an der Kirche und aß ein Churrasco zu Mittag, fuhr dann aber weiter, da ich noch bis zum Ende des Tals wollte.

Das ging leider nicht, da die Straße irgendwann auf ein Privatgelände mündete.

Ich kehrte wieder um und bei meinem 2. Besuch von Pisco Elqui schaute ich in der Destillerie Mistral vorbei, die auch Führungen anbot. Leider war ich schon zu spät. Also setzte ich mich in ihren Restaurantbereich und trank einen Pisco Sour. Das war das erste und hoffentlich letzte Mal, dass ich meinen Grundsatz, beim Motorradfahren keinen Alkohol zu trinken, brach. Aber wie oft hat man schon die Chance in Pisco Elqui einen Pisco Sour zu trinken.

Da ich aber nicht gänzlich unvernünftig bin, fuhr ich nicht direkt weiter, sondern verbrachte noch eine Stunde in dem schönen kleinen Ort. Ich ging spazieren und informierte mich auf einer Parkbank vor der Kirche noch über diverse Streckenoptionen, die in Bolivien in 3 Wochen auf mich zukommen.

Als die Wirkung des Alkohols nachließ, fuhr ich wieder zurück nach Vicuña. Leider verpasste ich es in einem der Solar-Restaurants zu Essen, da diese nur bis um 17:30 Uhr geöffnet haben. Danach steht die Sonne nicht mehr hoch genug um damit zu kochen. Eigentlich wollte ich schon auf dem Hinweg dort Essen, war aber irrtümlich der Meinung, dass die Restaurants in Pisco Elqui seien und nicht in Vicuña. Schade, die Chance habe ich leider verpasst.

4800 Meter

Was für ein Pass. Heute stand erneut eine Andenüberquerung an. Über den Paso Agua Negro. Der bisher höchste Pass, den ich selbst mit dem Motorrad gefahren bin. Ich glaube in Peru bin ich vor 10 Jahren mal in einem Reisebus über einen 5200 Meter hohen Pass gefahren.

Die Anfahrt durch das Vicuña Tal war schon sehr schön. Die Ausreisekontrolle aus Chile ging erstaunlich schnell. Nach nicht einmal 10 Minuten war ich durch.

Am Stausee Embalse de Laguna auf 3150 Metern Höhe begann dann die Schotterpiste. Insgesamt 77 Kilometer.

Ab ca. 4000 Höhenmetern wurde mir langsam etwas unwohl in der Höhe, aber zum Glück wurde das bis zur Passhöhe nicht schlimmer. Keine Kopfschmerzen, keine Übelkeit, kein Erbrechen oder Schlimmeres.

Dann kam die Abfahrt und da wurde es schon ab 4500 Metern wieder besser. Das lässt hoffen, dass ich die Hochebene (Altoplano) in Bolivien und Peru, die im Schnitt auf 3700 Metern liegt, ganz gut vertrage.

Kurz vor Las Flores, nach 167 Kilometern, dann die chilenische Grenzkontrolle. Auch hier ging alles recht schnell. Inklusive Gepäckkontrolle vielleicht 15-20 Minuten. Ich hatte schon Horrorstories von 4-5 Stunden gehört.

Mittlerweile war es schon nach 16:00 Uhr und ich bekam Hunger. Hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Ich fand ein kleines Restaurant namens Comedor „La Roca“ in Rodeo und bekam das einzige verfügbare Gericht. Ein Kalbsschnitzel mit Salat und Brot.

Von hier fuhr ich weiter über die Ruta 150 zu meinem Tagesziel, dem Hotel San Martin in San Jose de Jachal. Die Strecke entlang den Gargantas del Rio Jáchal ist der Hammer. Leider war es dort extrem stürmisch und die Böen in der Schlucht waren unberechenbar, so dass ich kaum anhalten konnte um Bilder zu machen. An einer Stelle gab es Feldformationen, die mich an die Feenkamine in Kappadokien erinnerte.

In San Jose de Jachal bezog ich mein Hotel und machte meinen obligatorischen Spaziergang zum Plaza, wo ich noch einen Hot Dog (argentinisch Pancho) aß und noch Wasser für den nächsten Tag kaufte.