Los 73 Malditos – auf ein Neues
Heute verabschiedete ich mich von Hakim. Wir frühstückten noch zusammen und gingen gemeinsam zu einem Motorradmechaniker, wo ich meine Kette spannen ließ und Hakim noch nach einer speziellen Bürste suchte.
Dann um 10:15 Uhr machte ich mich auf den Weg. Heute war es wieder recht windig, doch ich hatte Glück, dass ich der Wind recht häufig von hinten kam wodurch er mich kaum beeinträchtigte.
An einer Tankstelle in Tres Lagos machte ich eine Pause und traf Matthias, einen Schweizer, den ich nach den Windverhältnissen auf den „Verdammten 73“ fragte. Er meinte er sei zwar einmal gestürzt, das hätte aber nicht am Wind gelegen.
Ich war also relativ beruhigt und mit gedrosselter Geschwindigkeit war der Wind auch kein Problem. Statt 1½ Stunden wie vor drei Tagen, brauchte ich 2¼ Stunden.
Als ich nach der Offroad Passage meinen Reifendruck wider erhöhen wollte, stellte ich fest, dass mein Kompressor über Nacht nicht aufgeladen hatte. Später stellte ich fest, dass es am falschen Kabel lag. Also bin ich die restlichen 60 Kilometer nach Gobernador Gregores mit maximal 70 km/h gefahren um die Reifen zu schonen. Dann an der Tankstelle die 2. blöde Überraschung.
Sie hatten zwar Druckluft, aber das Ventil passte nicht richtig, so dass ich statt aufzupumpen noch mehr Luft verlor.
Also fuhr ich mit 20 km/h zu meiner Unterkunft wo ich dann meinen Kompressor mit dem richtigen Kabel auflud.
Dann noch schnell in den Supermarkt und zurück im Apartment Tortellini mit Tomatensoße gekocht.
Leider haben sich meine Pläne für morgen wieder ein wenig geändert. Ich kann leider nicht wie geplant den Paso Roballo nach Chile nehmen, da es dort keinen Zoll gibt und man die Zollformalitäten vorher woanders machen muss. Zumindest steht es so in einer Rezession in Google Maps und Matthias hat mich an der Tankstelle auch darauf hingewiesen.
Also fahre ich morgen nicht nach Bajo Caracoles, sondern weiter nach Perito Moreno, so dass ich übermorgen dann den Grenzübergang Chico Chile nehmen kann.
Erster Schaden am Motorrad
Der Tag war wie gewohnt kalt und windig. Ich kann es kaum erwarten die Anden nach Chile zu überqueren, wo es zwar nicht wärmer, aber dafür weniger windig sein soll.
Während meiner Fahrt nach Perito Moreno machte ich einen Stopp an einem schönen einsamen Hotel aus Natursteinen und trank eine Tasse Kaffee. Leider fror ich so sehr, dass ich vergaß ein Foto zu machen.
Den 2. Stopp legte ich an der Tankstelle in Bajo Caracoles ein wo ich ein paar Tage zuvor mit Hakim übernachtet hatte.
Am späten Nachmittag kam ich dann in Perito Moreno an und suchte eine Unterkunft. Das erwies sich heute als etwas schwierig, da die ersten 3 die ich ansteuerte leider die Tür nicht öffneten und auch keine Handy Nummer in Google oder an der Tür hatten. Als 4. kam ich zu einem Hotel, das mir jedoch mit über 30 € zu teuer war. Letztlich buchte ich über Booking.com ein ganzes Apartment, das mich 26€ kostete.
Dort merkte ich dann, dass mein zusätzlicher Gepäckträger hinter dem Topcase abgeknickt war. Später sah ich auf einem Foto, dass das schon an der Tankstelle der Fall war und ich erinnerte mich, dass ich am morgen relativ schnell ein tiefes Schlagloch mitgenommen hatte, so dass beide Federungen durchschlugen. Ich vermute, dass sich dabei die Alustangen verbogen hatten. Gut, dass sie nicht abgebrochen sind, sonst hätte ich den ganzen Rucksack verloren.
Auf dem Weg zum Supermarkt kam ich an einem Werkzeugladen vorbei und fragte ob sie Vierkantrohr aus Stahl hätten. Der nette Mann verneinte, schickte mich aber zu einem anderen Laden 3 Blocks weiter. Den fand ich zuerst nicht, doch auf dem Rückweg kam ich an einem 2. Werkzeugladen vorbei. Der zeigte mir dann auf Google Maps den exakten Standort des Baustoffhandels.
Dieser hatte zum Glück noch geöffnet (es war schon nach 19:00 Uhr) und hatte auch Vierkantrohr auf Lager. Was noch besser war, er kann es mir sogar zuschneiden und Löcher rein bohren. Dazu wollte ich eigentlich in eine Autowerkstatt, aber so ist es um so besser. Ich sagte, dass ich am nächsten Tag um 9:30 Uhr vorbeikommen würde. Bin mal gespannt wie das morgen wird.
Auf dem Weg zum Supermarkt habe ich dann noch 3 andere deutsche Motorradfahrer auf der Straße getroffen, die nach Süden weiterfahren. Wir quatschten noch ein wenig, dann ging ich einkaufen.
Da ich in der Bäckerei keine belegten Sandwiches fand und es im Supermarkt auch keine Fertiggerichte gab, kaufte ich mir lediglich ein Stück Kuchen. Von gestern hatte ich noch eine Tüte Chips. Das muss heute als Abendessen genügen.
Die nächsten Übernachtungen an der Carretera Austral in Chile werden ziemlich teuer. Da muss ich jetzt schon mal etwas kürzer treten. Jeden Abend fürstlich Essen wie in El Calafate ist dann nicht mehr drin.
Vom Traum- zum Albtraubtag
Alles begann so gut.
Ich fuhr um 9:30 Uhr zu dem Baustoffhandel und konnte da mein Vierkantrohr bekommen. Ich musste zwar die Standardlänge von 6 Metern bezahlen obwohl ich nur 2 mal 51 cm brauchte, aber sie kosteten nur rund 16€.
Doch das Beste war, dass sie mir die Stücke nicht nur zurecht schnitten, sie bohrten mir auch alle Löcher die ich brauchte. Ich hatte die alten Teile als Schablone dabei. Kurz nach elf fuhr ich zurück zur Wohnung, holte mir auf dem Weg noch ein Schnitzelbrötchen und begann zu packen. Dann musst ich meine Kette noch lockern, die mir die Werkstatt am Vortag etwas zu straff gespannt hatte.
Um 12:20 Uhr machte ich mich dann auf den Weg zur Grenze. Leider etwas spät, aber kein großes Problem. Bis 18:00 spätestens 19:00 Uhr sollte ich am Ziel in Puerto Rio Tranquilo ankommen. Dachte ich…
Der Papierkram an der Grenze ging relativ schnell. Interessanterweise bekam ich selbst auf Nachfrage keinen Ausreisestempel auf der argentinischen Seite.
Auf der chilenischen Seite musste ich dann mein ganzes Motorrad ausräumen. Der Zöllner fand eine Tüte mit Nüssen und Trockenfrüchten, die ich nicht nach Chile einführen durfte. Wären sie geröstet, gesalzen oder karamellisiert gewesen, dann wäre es kein Problem. So aber aß ich die halbe Tüte und der Rest landete im Müll.
Kurz hinter der Grenze nach der Ortschaft Chile Chico begann dann eine Offroad Piste. Ich ließ etwas Luft aus meinen Reifen und so war sie sehr gut befahrbar. Die Landschaft wurde mit jedem Kilometer schöner und ich musste mich zurückhalten nicht zu viele Fotostopps zu machen. Schließlich hatte ich ja noch über 3 Stunden Fahrt vor mir.
65 Kilometer nach der Grenze wendete sich dann das Blatt. Ich entschloss mich meine Videokamera zu montieren und ein paar Aufnahmen zu machen und da stellte ich fest, dass der Beutel in der die Kamera normalerweise ist nicht mehr im Topcase war. Ich durchsuchte es nochmal gründlich, aber der Beutel war weg.
Ich konnte mir nur vorstellen sie an der Grenze vergessen zu haben, also kehrte ich um. 65 Kilometer später mit viel Ärger und Frust im Bauch ging ich zu den Zöllnern und erklärte ihnen mein Problem. Aber sie meinten sie hätten keine Tasche oder Kamera gefunden. Ich muss zugeben, nach meiner Erfahrung in Peru hatte ich die Zöllner selbst im Verdacht die Kamera geklaut zu haben, aber zu meiner Überraschung boten sie mir an die Überwachungskameras zu kontrollieren.
Nach ca. 15 riefen sie mich in ein Büro und zeigten mir das Videomaterial von meiner Kontrolle. Und da stand die Tasche auf meinem rechten Seitenkoffer.
Man konnte die ganze Diskussion um die Tüte Nüsse verfolgen und dann sah ich, wie ich meine Jacke anzog, meinen Helm aufsetzte und los fuhr. Die Tasche stand immer noch auf dem Seitenkoffer. Von dort muss sie irgendwo heruntergefallen sein.
Ich fuhr langsam zurück nach Chile Chico und schaute ob ich sie irgendwo am Straßenrand sah. Aber nichts. Wie auch. Irgendjemand wird sie gesehen und mitgenommen haben. Schließlich waren in der Zwischenzeit rund 4 Stunden vergangen.
Ich suchte mir eine Unterkunft und ärgerte mich schwarz.
Nicht nur dass die 500 € teure Kamera und fast alle bisher gemachten Videos jetzt weg sind, nein ich zweifele auch ganz gewaltig an mir selbst. Wie kann man mit 42 Jahren schon so senil sein? Muss ich mit 50 ins betreute Wohnen? Kann ich die Reise überhaupt zu Ende bringen oder verliere ich irgendwann noch meinen Reisepass? Oder wird mir mein Motorrad geklaut, wenn ich mal wieder den Schlüssel stecken lasse?
Bisherige Bilanz auf dieser Reise:
- Am Flughafen wurde mir ein Messer weggenommen, das ich versehentlich im Handgepäck hatte.
- In der ersten Nacht in Santiago habe ich meine Schlafmaske vergessen.
- Irgendwann in der ersten Woche habe ich meine Regenüberhandschuhe verloren.
- In der 2. Woche in Temuco habe ich meine Funkmaus vom Laptop in einer Unterkunft vergessen.
- Jetzt habe ich mein 2. Messer, ein paar Tücher irgendwelchen anderen Kleinkram der noch in der Tasche war sowie meine Insta360 X3 verloren.
Wetten werden noch angenommen, wann ich meinen Pass oder meine Motorradschlüssel verliere.
Naja, meine Laune in Chile Chico war entsprechend, auch wenn der Ort wirklich schön ist und ich beim ersten Versuch eine für hiesige Verhältnisse echt günstige Unterkunft gefunden habe. Auch ein „Completo“ (Churrasco Fleisch in einem Hot Dog Brötchen) sowie ein Spaziergang am Strand konnten meine Laune nicht heben. Passend zum heutigen Tag warf ich das Completo auch noch um und der Belag landete auf dem Tablett.
Auch ein Spaziergang am Strand konnte meine Laune nicht verbessern. Ich hoffe das bessert sich die nächsten Tage, denn die Gegend hier ist traumhaft schön. Heute bin ich die bisher schönste Strecke überhaupt gefahren, 2 mal.
Mein Zeitplan wurde dadurch auch durcheinander geworfen. Statt am Freitag werde ich die Bootsfahrt mit Besichtigung der „Cathedral de Marmol“ erst am Samstag machen, wenn das Wetter nicht mehr so gut sein soll. 🙁