| Datum | 13.-17.10.2025 |
| Ort | Mumbai |
| Tag | 1-5 |
Ankunft in Mumbai
Nach einer schlaflosen Nacht im Flugzeug, bin ich 9:20 Uhr Ortszeit in Mumbai gelandet. Die Einreiseformalitäten dauerten eine gefühlte Ewigkeit, da für alle Ausländer im gesamten Flieger nur 3 Grenzpolizisten zuständig waren. Dazu kam noch, dass ich paar andere Reisende, die hinter mir standen aber noch einen Anschlussflug bekommen mussten, vor ließ.
Als ich endlich den begehrten Stempel im Pass hatte ging es weiter zum Gepäckband, was schon komplett leer geräumt wurde. Mein Beutel stand neben ein paar anderen Koffern daneben.
Jetzt hieß es Geld abheben und SIM Karte kaufen. Ersteres ging schnell, zweiteres zog sich hin, da der nette Verkäufer tausende Daten in seine App eingeben musste, bis meine SIM Karte endlich registriert war. Ich war dennoch froh, denn an dem Stand stand groß geschrieben, dass man eine SIM Karte nur mit einer lokalen Adresse in Mumbai kaufen könnte. Das machte mich zuerst noch nervös, doch der nette Mann meinte auf Nachfrage, das sei kein Problem. Wie auch immer es das geregelt hat.
Mit funktionierendem Internetempfang wollte ich mir ein Uber zu dem Transport-Agenten in der Stadt bestellen, doch auf dem Weg nach draußen kam ich an einem Hinweisschild zur Metro vorbei. Ich dachte bei dem dichten Verkehr wäre das vielleicht eine gute Idee und ich war tatsächlich schon nach 30 Minuten bei dem Agenten. Mit dem Auto hätte es über eine Stunde gedauert. Und mit 70 Cent war die Fahrt auch spottbillig.
Beim Agenten meines Transportunternehmens erledigte ich dann den Papierkram und bekam netterweise gleich etwas zu trinken und ein Sandwich angeboten, was allerdings schon grenzwertig scharf war.
Leider hat mein Motorrad Verspätung und kommt voraussichtlich am Dienstag Abend an, so dass ich es frühestens am Freitag bekomme. Aber so habe ich noch etwas mehr Zeit Mumbai zu erkunden und mir einen Platz für meine Transportkiste zu suchen. Wobei ich allerdings diesbezüglich die Hoffnung ein wenig verloren habe. Die Dame bei dem Transportagenten war so nett und hilfsbereit, dass ich nicht glaube, dass sie mich bei ihrem ursprünglichen Angebot on 100 USD pro Monat zum Lagern der Kiste übers Ohr hauen wollte. Ich fürchte die Preise für Lagerfläche in einer 22 Millionen Einwohner Metropole sind einfach so teuer. Aber wer weiß, vielleicht finde ich in den nächsten Tagen ja doch noch etwas günstiges.
Nachdem alles erledigt war und ich die Abwicklungsvollmacht unterschreiben hatte, suchte ich mir zu Fuß ein Hotel in der Nähe. Ich schaute mir 2 an und entschied mich dann für das erste, das Hotel Fountain Inn. Es war nichts besonderes doch mein Budget gab nichts besseres her. Das kleine Zimmer ohne Fenster und mit verschimmelter Decke kostet 25€ pro Nacht. Immerhin hat es ein bequemes Bett und eine Klimaanlage. Bei 35 Grad ganz hilfreich.
Am Nachmittag bummelte ich noch ein wenig durch die nähere Umgebung, vorbei an einem Park in dem Cricket gespielt wurde zum Marine Drive, der Straße, die direkt am Meer entlang führt, ähnlich dem Malecón in Havanna.
Dabei forderte ich auch gleich mein Glück heraus und aß eine Samosa und einen Teller Obst von einem Straßenverkäufer für zusammen gerade einmal 45 Cent. Auch die Samosa war grenzwertig scharf, obwohl ich sie mit einer süßen Soße bekam. Das mit dem Essen kann noch schwierig werden. Ansonsten hatte ich aber einen guten ersten Eindruck von Mumbai. Es ist bei weitem nicht so laut und chaotisch, wie ich es befürchtet hatte. Und die vielen Kolonialbauten sind ein echter Hingucker.
Eigentlich wollte ich mir den Sonnenuntergang am Marine Drive anschauen, doch der wenige Schlaf und die sengende Hitze forderte ihren Tribut, so dass ich gegen 17:00 Uhr zurück ins Hotel bin um früh schlafen zu gehen.
Stadtbummel in Mumbai
Nach 13 Stunden Schlaf war ich einigermaßen fit und verließ gegen 12:30 Uhr mein Hotel. Nach einem Bananen-Milchshake zum Frühstück bummelte ich in Richtung Süden, vorbei am Horniman Circle Garden, einem unscheinbaren Park in einem Kreisel, bis zum Gateway of India.
Auf dem Weg ließ ich die Stadt auf mich wirken und sah meine erste Kuh. Außerdem nutzte ich die Gelegenheit mir die Haare schneiden zu lassen und aß ein leckeres Shawarma.
Am Gateway von India angekommen sah ich auch zum ersten mal einen westliche Touristen. Dort sprach mich dann auch gleich eine nette Dame an, die mir erklärte, wo ich mir ein Ticket zu den Elephanta Höhlen kaufen könnte. Außerdem wollte sie mir auch noch eine Stadtrundfahrt verkaufen. Aber im Gegensatz zu anderen „Drückern“ war sie kaum aufdringlich und erzählte mir auch noch von dem Terroranschlag im Taj Mahal Palace Hotel, das gegenüber dem Gateway of India liegt. Die Höhlen-Tour werde ich vielleicht morgen machen.
Von hier ging ich weiter durch die Einkaufsstraße Shahid Bhagat Singh Road auch bekannt als „Colaba Causeway“ bis ich die Metro Station „Cuffe Parade“ erreichte.
Ich nahm die Metro bis in die Nähe des Opernhauses, das allerdings recht gedrängt zwischen anderen Gebäuden lag und nicht zur Besichtigung geöffnet war.
Auf dem Weg zum Strand wollte ich zur Abwechslung mal in einem richtigen Restaurant essen. Ich fand auch ein sehr schönes auf Google Maps, doch die Fotos der Speisekarte waren wohl recht alt. Die Preise auf der echten Speisekarte waren deutlich höher und ich hatte nicht genug Bargeld und auch keine Kreditkarte dabei.
Also landete ich wieder an einem Streetfood Stand am Strand, wo ich leckere frittierte Momos hatte. Auch wieder ziemlich scharf, aber ich fürchte, das wird sich auch nicht ändern, solange ich an Orten esse, die nahezu ausschließlich von Einheimischen besucht werden.
Nach dem Essen schlenderte ich noch entlang des Marine Drive bis ich irgendwann entschied, mir für den Rest des Weges ein Uber zu nehmen. Das brauchte inkl. Anfahrt zwar auch 20 Minuten, aber dafür ersparte ich mir 30 Minuten Fußweg.
Als ich ausstieg, aß ich noch eine Portion Pani Puri, knusprige Teigbällchen, gefüllt mit Reis und Kichererbsen. Obwohl ich sie ohne scharfe Soße bestellte, waren sie am Ende trotzdem ziemlich scharf. Aber sie waren lecker und bis jetzt verträgt mein Magen es noch.
Am Abend bekam ich dann eine Nachricht von Mustafa, dem Agenten der Transportfirma, dass ich am nächsten Morgen um 8:15 Uhr zu ihm ins Büro kommen sollte um dann zusammen zum Flughafen zu fahren.
Leider kam eine halbe Stunde später eine weitere Nachricht, dass das Motorrad erst einen Tag später geliefert wird und wir den Flughafen Termin auf Donnerstag verschieben müssen. Damit ist es eher unwahrscheinlich, dass ich das Motorrad bis Freitag bekomme.
Tja, es ist wie es ist.
Zu allem Überfluss ging dann auch noch das Touchpad meines Laptops kaputt. Das ist richtig nervig, da ich jetzt für jeden kleinen Mist die Maus anschließen muss. Und ich stellte fest, dass ich die in Deutschland vergessen hatte.
Besuch der Elephanta Höhlen
Heute wollte ich eigentlich etwas früher aufstehen, aber als der Wecker klingelte war ich noch so müde, dass ich ihn ausschaltete und weiter schlief.
Gegen 11:00 Uhr stand ich dann auf und machte mich langsam fertig.
Zuerst ging ich in den Elektronik Laden direkt neben meinem Hotel und kaufte mir eine neue Funkmaus für nur 7,50€. Allerdings war ich zu doof die Batterie richtig herum einzulegen und deshalb funktionierte sie nicht. Ich ging samt Maus und Laptop erneut zu dem Laden und der Verkäufer machte mich auf mein Missgeschick aufmerksam. Peinlich.
Dann nahm ich mir ein Uber zum Gateway of India.
Dort aß ich einen Obstteller und 2 Samosas und traf erneut auf die Dame von gestern.
Sie zeigte mir wo ich mein Ticket kaufen kann und dann stieg ich auf die Fähre.
Nach 15 Minuten bekam ich eine Nachricht von Mustafa, dass mein Motorrad angekommen sei und fragte, ob ich jetzt mit ihm zum Flughafen fahren könnte.
Tja, das war blödes Timing. Das Boot bräuchte noch eine ¾ bis zur Insel und dann wieder eine ganze Stunde zurück. Aber er meinte es sei kein Problem. Er würde alleine fahren und schon mal alles vorbereiten. Wir würden dann morgen zusammen fahren und dann würde ich das Motorrad wahrscheinlich auch gleich mitnehmen können. Das ist mir jetzt ein Tag zu früh aber er meinte wir würden schon einen Platz finden, wo man es für eine Nacht sicher Parken kann. So wie es aussieht kann ich dann doch wie geplant Freitag Morgen los fahren.
Auf der Insel angekommen sprach mich sofort ein Guide an, um mir seine Dienste anzubieten. Er wollte 15€ haben, was für mich gerade so noch OK war. Leider gab es keinerlei andere westliche Touristen, die sich mit hätten anschließen können.
Ich bekam eine detaillierte Führung durch die Haupthöhle (die einzige, die für Besucher geöffnet ist), allerdings habe ich nur die Hälfte verstanden. Ich muss mich wohl noch an den indischen Akzent gewöhnen. Und die ganzen verschiedenen Hindu Götter konnte ich mir auch nicht alle merken.
Jedenfalls ist die Höhle dem Gott Shiva und seiner Frau Parvati gewidmet, die in verschiedensten Szenen abgebildet waren. Blöderweise hatte mein Handy eine Macke und hat nicht alle Fotos gespeichert, die ich gemacht hatte. 🙁
Anschließend lud der Guide mich noch in sein Dorf ein, zeigte mir sein Haus und machte mir einen Kaffee. Sehr nett.
Auf der Insel gibt es 3 Dörfer mit zusammen ca. 1200 Einwohnern. Elektrizität bekamen sie allerdings erst 2017. Davor wurde mit Feuerholz gekocht und mit Kerzen und Laternen beleuchtet. Nächste Woche wenn es Sonderangebote zum Diwali-Festival gibt, will er sich einen kleinen Fernseher kaufen.
Die Insel hat ihren Namen übrigens von den Portugiesisen, die bei Ihrer Ankunft dort eine Elefantenstatue vorgefunden haben, nach der sie dann die Insel benannten. Bei den Einheimischen heißt sie noch Ghara Puri, was so viel heißt wie „Ort der Höhlen“.
Die Statue steht heute aber nicht mehr dort. Sie wurde von den Briten nach Mumbai gebracht und steht jetzt dort in einem Museum.
Zurück in Mumbai bin ich erst mal Essen gegangen. Außer dem Obstteller und den 2 Samosas hatte ich noch nichts gegessen.
Im Bagdadi Restaurant was auf Google Maps mit „Nordindische Küche“ bezeichnet wurde, die im allgemeinen etwas milder ist als die südindische, fragte ich nach einem besonders milden Gericht, und es wurde mir Butter Chicken empfohlen. Das kannte ich auch von den indischen Restaurants in Deutschland und dort ist es wirklich absolut nicht scharf. Hühnchen in einer milden Tomaten-Butter Soße.
Aber hier ist alles anders. Ich war froh, dass ich mir noch ein Garlic Naan Brot und ein Lassi dazu bestellt hatte. So war es gerade noch erträglich. Ich hoffe inständig, dass ich mich in den nächsten Wochen an die Schärfe gewöhne, sonst werde ich Südindien nicht überleben.
Warten auf Godot
8:30 Aufstehen und Duschen. Auf dem Weg zum Transportunternehmen hab ich mir zum Frühstück ein Vadav Pav gekauft, ein weiches Brötchen mit einem Bällchen das aus Kartoffelpüree und Gemüse besteht. Auf Anraten meines Guides von gestern, habe ich es ohne scharfe Soße bestellt, doch die Füllung war trotzdem scharf.
Bei dem Agenten musste ich dann nochmal ein paar Kopien von den Kopien vom letzten Mal unterschreiben und noch eine Weile warten.
Dann ging es mit der Metro zum Cargo Center des Flughafens . Allerdings fuhr nicht Mustafa selbst mit – der war gar nicht im Büro gewesen – sondern ein nicht besonders helle erscheinende Mitarbeiter, der nicht einmal den Weg zum Gleis in der Metro Station gefunden hatte ohne zu fragen, obwohl alles prima ausgeschildert war. Ich war ein wenig nervös, ob er das am Flughafen alles würde regeln können. Gegen 10:30 Uhr kamen wir dann an. Ich musste ein paar weitere Unterschriften leisten und dann hieß es warten.
Um 11:00 Uhr gingen wir in einen anderen Warteraum und ich musste weiter warten und warten und warte.
Etwas Gutes hatte die Wartezeit allerdings. Ich suchte im Internet nach einem Lagerservice und fand tatsächlich einen, der auf meine Anfrage geantwortet hat und mir ein Angebot für 20€ pro Monat gemacht.
Das ist natürlich viel besser, als die Kiste im März neu bauen zu müssen. Ich bat Mustafa dort anzurufen und den Transport der Kiste dorthin zu arrangieren. Ich war gespannt, ob das was wird.
Um 14:45 Uhr ging es dann endlich weiter. Ich wurde zu meiner Kiste gebracht und sollte sie öffnen, damit der Zollbeamte die Fahrgestell- sowie die Motornummer sehen konnte. Blöderweise waren die ausgerechnet auf der Seite, an der ich die Wand der Kiste nicht abschrauben konnte. Ich machte den Vorschlag mich von Oben in die Kiste zu beugen und die Nummern im Beisein des Beamten zu fotografieren, so dass er sie dann von dem Foto ablesen konnte. Damit war er einverstanden.
Doch dann sollte ich nochmal warten bis ein anderer Beamter kommt, der sich die beiden Nummern auch nochmal anschauen wollte.
Und ich hatte immer noch keine Rückmeldung von Mustafa, wie das mit der Abholung und der Lagerung der Kiste aussehen würde. Langsam wurde es etwas nervig.
Nach weiteren 20 Minuten des Wartens kam dann endlich der 2. Beamte. Ich vermute, das war der eigentliche Zollbeamte und der erste war nur jemand vom Cargo Center.
Der vom Zoll hatte dann aber Zweifel, dass das Motorrad neu sei. Ich hatte zur Inspektion ja nur den Deckel der Kiste abgemacht. Da konnte man die Kratzer auf der Unterseite nicht sehen. Um ihm zu zeigen, dass es sich um ein gebrauchtes Motorrad handelt, musste ich dann noch die Batterie anklemmen und ihm den Kilometerstand zeigen. Alles etwas umständlich wenn von der Kiste nur der Deckel und die Front geöffnet sind. Aber letztendlich war er zufrieden. Ich verschloss die Kiste wieder und wurde erneut in den Warteraum geschickt.
Mittlerweile war es schon 16:00 Uhr. Und da ich den Typen, der mit mir am Cargo Center ist nicht verstehe, hatte ich auch keine Ahnung wie es weiter geht.
Ich hatte lediglich die Hoffnung, dass Mustafa den Transport zu der Lagerfirma regeln konnte. Aber ich hatte keine Ahnung, ob ich das Motorrad vorher ausladen würde oder erst dort. Und ob da überhaupt jemand ist, der mir helfen kann das Vorderrad wieder einzubauen. Alles schwebte im Ungewissen.
16:15 Uhr – eine weitere Unterschrift war fällig. Und ich sollte weitere 5-10 Minuten warten. Keine Ahnung worauf, doch ich hoffte, dass sich schon alles irgendwie fügen würde. Allerdings hätte ich mich schon wohler gefühlt, wenn Mustafa sich mal gemeldet hätte.
Gegen 17:00 Uhr habe ich Mustafa geschrieben und gefragt wie es weiter geht. Er meinte er wäre in enger Abstimmung mit den Zollbeamten und er wäre jetzt auch auf dem Weg zum Flughafen. Eine ¾ Stunde später saß ich immer noch im Wartezimmer. Zwischendurch sollte ich lediglich nochmal zu den Zollbeamten gehen, da sie noch Fragen hätten. Aber außer meinem Beruf und meinen Reiseplänen wollten sie nichts wissen. Wenigstens hat mir der Zollbeamte einen Keks gegeben. Ich hatte ja seit dem Frühstück nichts gegessen. Dann noch eine weitere Unterschrift und ich sollte weiter warten…
Und keine Spur von Mustafa.
Um 18:40 Uhr ist Mustafa dann endlich angekommen. Er hat mir die Rechnung erklärt und ich habe versucht sie über die Wise App zu bezahlen. Doch die hat meine Kreditkarte nicht akzeptiert. Und die zweite Kreditkarte war im Hotel. Wir vereinbarten, dass ich am nächsten Morgen zu ihm ins Büro kommen sollte und wir es dann nochmal versuchen würden.
Jetzt warteten wir noch auf den LKW, der gegen 19:00 Uhr kam.
Ab jetzt wurde es abenteuerlich. Das Verladen der Kiste auf den Lastwagen war kein Problem. Schließlich hatten sie einen Gabelstapler im Cargo Center.
Ich fuhr gemeinsam mit dem Fahrer zu dem Lagerhaus, doch wir fuhren mitten in ein Wohngebiet. Es machte mir keinen sonderlich seriösen Eindruck, doch wir wurden an der angegebenen Adresse von einem jungen Mann empfangen, der gut Englisch sprach. Allerdings gab es hier weder ein Lagerhaus, noch einen Gabelstapler oder ähnliches. Also wurden 7 Kerle zusammengetrommelt, die die Kiste samt Motorrad von Hand abluden. Indian Power.
Leider war es schon nach 9 und das Ausladen und Einbauen des Vorderrades dauerte nochmal 1½ Stunden. Um 22:30 Uhr hatte ich keinen Nerv mehr noch die Scheibe und das Top Case anzubauen und nach einem sicheren Parkhaus zu suchen, zumal mir Mustafa sagte, dass es sowas in Mumbai nicht gäbe.
Also ließ ich entgegen meinem Bauchgefühl das Motorrad bei dem Typen stehen. Nicht direkt an der Straße, aber dennoch von der Straße für jedermann zugänglich. Ich hatte keine Ahnung ob es am nächsten Tag noch dort stehen würde oder ob die Weltreise schon jetzt ein jähes Ende nehmen würde.
Ich hatte zwar das GPS unter der Sitzbank, doch das meldet mir schon seit 2 Tagen, dass die Batterie leer sei. Und ich hatte die neuen Batterien nicht dabei. Falls es also in dieser Nacht gestohlen würde, wäre das maximales Pech. Aber was hätte ich tun sollen.
In Südamerika gab es in jedem Stadtviertel einen bewachten Parkplatz. Aber hier sieht es leider anders aus.
Vielleicht lachen sich die Jungs jetzt ins Fäustchen wie Dumm die Ausländer sind und freuen sich über ihre Beute.
Von dem „Lagerhaus“ nahm ich mir ein Uber zur nächsten Metro, die mich dann zurück in mein Hotel am anderen Ende von Mumbai bringen sollte. Und zu allem Überfluss hatte mein Handy Akku auch nur noch 10%.
Doch auch das lief nicht wie geplant.
Ich erreichte die Metro um 22:30 Uhr, nur um dann gesagt zu bekommen, dass sie nur bis 22:00 Uhr fährt. Der nette Mann erklärte mir noch, wie ich zum nächsten Bahnhof kommen würde und dann mit 2 Mal umsteigen den überirdischen Zug nehmen könnte, aber das war mir zu kompliziert. Ich nahm mir einfach erneut ein Uber, das zu dieser Zeit „nur“ 50 Minuten benötigte. Also lediglich 20 Minuten mehr als die Metro.
Egal, gegen Mitternacht erreichte ich mein Hotel, sprang noch schnell unter die Dusche und aß die halbe Packung meines Studentenfutters, das ich für Notfälle dabei hatte. Außer dem Vadav Pav am Morgen und einem Keks am Flughafen hatte ich den ganzen Tag noch nichts gegessen.
Dann begann eine sehr nervöse und schlafarme Nacht. Ich musste die ganze Zeit daran denken, was ich wohl machte, wenn das Motorrad morgen nicht mehr da wäre.
Unerwarteter Werkstattbesuch
Der Wecker klingelte um 8:45 Uhr und riss mich aus dem Tiefschlaf.
Ich hatte die ganze Nacht über das unsicher geparkte Motorrad nachgedacht, und bin erst gegen 5 Uhr eingeschlafen.
Jetzt packte ich meine Sachen und ging zu Mustafa ins Büro.
Auf dem Weg wollte ich noch Geld abheben, doch der Automat spuckte maximal 500 Rupien (5€) aus. Damit komme ich nicht weit.
Bei Mustafa im Büro gab es dann das nächste Problem. Ich hatte schon gestern am Flughafen versucht ihm die Rechnung per Wise App zu überweisen. Das funktionierte aber nicht. Deshalb versuchte ich es heute mit einer anderen Kreditkarte. Die wurde zwar von Wise akzeptiert, aber die Überweisung wurde trotzdem abgelehnt, da es ein Problem mit dem Empfänger-Konto gab.
Ich habe dann letztlich die Rechnung auf Mustafas Privatkonto überwiesen. Dann würde sie akzeptiert. Ist aber auch irgendwie unprofessionell. Aber so ist es halt in Indien.
Als ich Mustafa erzählte, dass ich mir Sorgen machte, dass mein Motorrad gestohlen sein könnte, rief er sofort bei der Lagerfirma an und ließ sich ein Video schicken, auf dem man sah, das mein Motorrad noch dort stand. Das hatte mich erst mal beruhigt.
Er hat mir auch angeboten einen Mitarbeiter mitzuschicken um mir zu helfen, falls es Probleme geben würde.
Doch in Anbetracht der Tatsache, dass man über 2 Stunden hin und zurück braucht, habe ich dankend abgelehnt. Ich solle ihn aber anrufen wenn es Probleme gäbe und dann würde er direkt jemanden schicken. So direkt wie man in Mumbai eben voran kommt. 😉
Ich bedankte und verabschiedete mich und fuhr nun mit der Metro zur Station Marol Naka. Das ist die Station, die am nächsten bei an dem „Lagerservice“ liegt und für den Rest des Weges rief ich wieder ein Uber.
Angekommen begann ich mein Motorrad fertig zu machen. Gestern hatte ich lediglich das Vorderrad eingebaut, so dass ich es wegfahren konnte.
Heute habe ich noch die Scheibe, den Navi Halter und das Top Case sowie die 2 Crashbar Taschen angebracht. Das alles unter einer Plastikplane, die zwar vor der Sonne geschützt, die Hitze aber auch aufgestaut hatte. Ich schwitzte wie ein Schwein und mir rutschte ständig das Werkzeug aus den Fingern.
Als letztes zog ich nochmal alle Schrauben nach Spezifikationen mit dem Drehmomententenschlüssel an und dann war ich bereit zur Abfahrt.
Wir regelten noch das finanzielle und da ich zu wenig Bargeld dabei hatte, brachte mich der Typ mit seinem Motorrad (eine Royal Enfield Classic 350) zum nächsten Automaten. Auf dem Rückweg hielten wir noch an einem Obststand, an dem ich mir 3 Bananen kaufte. Ich hatte ja noch nichts gegessen und es war schon 14:00 Uhr.
Doch dann kam der nächste Schreck. Als ich dann los fahren wollte, drehte sich mein Hinterrad nicht mehr.
Das konnte ich mir nicht erklären, da es gestern ja noch lief. Der einzige Unterschied war, dass ich die Achsmutter heute festgezogen hatte.
Als ich sie wieder löste drehte sich auch das Rad wieder, doch das war so natürlich nicht richtig.
Ich dachte mir für ein paar Meter Kilometer wird es schon gehen und ich fuhr zur nächsten Yamaha Werkstatt. Ich hatte die Befürchtung, dass ich beim Einbau des Hinterrades die Teile in der falschen Reihenfolge auf die Achse gesteckt, oder schlimmer, ein Teil vergessen hatte. Blöderweise sprach in der Werkstatt nur einer der Mechaniker ein wenig Englisch. Doch das reichte um mir zu erklären, dass ich in eine andere Werkstatt fahren soll. Die kennen sich besser mit den großen Motorrädern aus.
Er nannte mir den Namen und ich stellte entsetzt fest, dass es bis dorthin 18 Kilometer in Richtung Zentrum waren.
Der Verkehr war heftig. Ich hatte 5 mal Feindkontakt. Einmal fuhr ich einem Roller hinten drauf, einmal einer Rikscha. Einmal wurde ich selbst leicht von einem LKW am Koffer erwischt, einmal ist mir ein Fußgänger in den anderen Koffer reingerannt und als letztes hat mich ein kleiner Roller gestreift. Das war der Verkehr den ich eigentlich vermeiden wollte.
Ich brauchte knapp 1½ Stunden für die 18 Kilometer zur Werkstatt und es war so heiß, dass ich in den 1½ Stunden 2 Liter Wasser trank.
In der Werkstatt baute man das Hinterrad aus und bestätigte meine Befürchtung. Ich hatte beim Einbau letzte Woche eine Distanzhülse vergessen.
Blöderweise hatte die Werkstatt die Hülse weder auf Lager, noch konnten sie sie bestellen, da mein Motorrad in Indien nicht verkauft wird.
Während ich wie ein irrer kaltes Wasser trank um wieder auf die Beine zu kommen (als ich ankam hatte ich leichte Schwindelprobleme wegen der Hitze), gab der Chef seinem Mechaniker mehrere Distanzhülsen von anderen Motorrädern um einfach auszuprobieren ob eine passt.
Irgendwann passte dann eine und das Hinterrad konnte wieder festgezogen werden.
Mittlerweile war es schon 17:00 Uhr. Ich hatte also keine Chance mehr, Mumbai heute noch zu verlassen. Ich fragte den Chef, ob es ok wäre, wenn ich mein Motorrad heute Nacht dort stehen lassen könnte und er meinte das sei kein Problem. Ich könne es morgen ab 10:00 Uhr abholen.
Und als ich dann die Rechnung begleichen wollte, meinte er das ginge aufs Haus. Er sei selbst leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er zeigte mir Bilder von seinen 4 Motorrädern. Eine BMW K1600 GT, die auch in der Werkstatt stand, eine Yamaha FJR 1300, eine 1000er V-Strom und eine Yamaha GTS 1000 mit Achsschenkellenkung. Außerdem gab er mir noch einen Werbeaufkleber für mein Top Case.
Zum Abschied machte ich noch ein Selfie mit ihm und rief mir ein Uber zu dem Hotel in dem ich die letzten 4 Nächte war. Ich hatte keine Lust mir etwas anderes zu suchen. Schließlich hatte das Hotel zumindest ein bequemes Bett.
Das bedeutete allerdings weitere 1½ Stunden Fahrzeit mit einem Uber.
Morgen früh fahre ich wieder einen Teil mit der Metro und nur den Rest mit dem Über. Das ist zwar umständlicher, aber deutlich schneller.
Zu Abend aß ich in einem der Restaurants um die Ecke und der Kellner empfahl mir ein Chicken Dal, was angeblich nicht scharf sei. Aber das Spiel kenne ich ja. Ich bestellte es zusammen mit Reis und Brot und es war wie erwartet trotzdem scharf, aber lecker. Besonders das Butter Garlic Naan war top. Und das gesamte Essen inkl. Wasser kostete 200 Rupien (1,94€). Da kann man nicht meckern.
















































































































