Was für ein Tag
Datum | 14.01.2025 |
Start | Chaclacayo |
Ziel | Lima |
gefahrene Kilometer | 44 km |
Kilometerstand | 33719 km |
Vor lauter Aufregung konnte ich mal wieder nicht einschlafen. Erst gegen 2:30 Uhr in der Nacht war es soweit und ich wachte schon wieder um 6:00 Uhr auf. Da ich fürchtete meinen Wecker zu überhören nahm ich die Ohrstöpsel raus, doch dadurch konnte ich auch nicht mehr richtig einschlafen bzw. wurde immer wieder wach.
Um 8 Uhr stand ich dann auf und packte meine Sachen. Ich frühstückte zwei winzige Schokocroissants, die ich tags zuvor im Supermarkt gekauft hatte.
Pünktlich um 9:00 Uhr stand ich bei Anibal vor der Tür. Trotz der Abdeckplane war das Motorrad total verdreckt. Ich spritzte es mit seinem Kärcher ab und dann bezahlte ich Anibal die 2. Rate. Die Anzahlung im letzten Jahr betrug 310 USD und jetzt zahlte ich nochmal 330 USD. Da war dann aber auch die Gebühr für die Zollbearbeitung und eine Motorradversicherung für einen Monat mit dabei.
Als nächstes machte ich mich daran meine alte Werkzeugkiste, die sich bei ruckeliger Fahrt ja von selbst öffnete, abzubauen und durch eine neue, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte, zu ersetzen. Das klappte zwar alles recht gut, so wie ich es mir vorgestellt hatte, doch es dauerte deutlich länger als ich dachte.
Gegen 11:00 Uhr war die Kiste dann fertig angeschraubt und ich begann damit das Motorrad einzuräumen.
Um 11:30 Uhr kam dann endlich der Mann vom Zoll und wir erledigten den Papierkram. Ich bekam eine neue Einfuhrgenehmigung (TIP – Temporary Import Permission) für mein Motorrad, die bis zum ersten März gültig ist. Doch bis dahin will ich schon in Kolumbien sein.
Als ich weitermachte mein Motorrad zu packen, stellte ich fest, dass ich meinen USB Adapter für die 12 Volt Steckdose nicht finden konnte. Anibal nannte mir einen Laden in dem ich mir einen neue kaufte. Als ich zurück kam musste ich noch die Batterie einbauen und dann geschah etwas mit dem ich im Traum nicht gerechnet hätte. Die Maschine sprang nicht an.
Ich orgelte etliche Sekunden lang (gefühlt Minuten) den Anlasser, doch nichts geschah. Da ich keine Ahnung hatte wo der Treibstofffilter sitzt und ich auch nicht gewusst hätte wie man ihn reinigen könnte, dachte ich als nächstes an den Luftfilter. Ich versuchte ihn auszubauen, doch da ich eine versteckte Schraube nicht sah, konnte ich ihn nicht herausnehmen. Man sah jedoch, dass er ziemlich verdreckt war. Jetzt wo zumindest das Luftfiltergehäuse und die Sitzbank demontiert waren, versuchte Anibal nochmal zu starten und siehe da, jetzt sprang sie an.
Im Nachhinein denke ich, dass es gar nicht am Luftfilter lag, sondern dass wahrscheinlich nur zu viel Wasser im Benzin war, das sich unten im Tank abgesetzt hatte. Das passiert auch manchmal über die Wintermonate in Deutschland.
Dennoch entschied ich mich zur Yamaha-Werkstatt in Lima zu fahren und den Luftfilter wechseln zu lassen. Schließlich war der alte ja ziemlich verdreckt. Anibal zeigte mir noch eine Route, auf ich etwas weniger Verkehr haben sollte und gegen 13:30 Uhr verabschiedete ich mich dann endlich und fuhr los.
Nur um an der ersten Kreuzung zu merken, dass meine Hinterradbremse nicht funktioniert. Und zwar nicht schlecht, wie bei abgefahrenen Bremsbelägen, sondern überhaupt nicht.
Gut, dass ich sowieso schon auf dem Weg in die Werkstatt war. Ich musste mich etwas daran gewöhnen beim Bremsen vorne etwas härter zuzupacken, und so kam ich 1½ Stunden später bei der Yamaha-Werkstatt an.
Zu meinem Glück konnte ich direkt da bleiben, sie würden es sich noch heute anschauen.
Die Werkstatt machte einen professionellen Eindruck, nicht wie die in La Paz, und obwohl ich sagte, sie sollen nach der Bremse schauen und den Luftfilter wechseln, fragten sie nochmal zurück, ob sie den alten Filter nur reinigen oder ihn komplett ersetzen sollten. Wo ich schon mal hier war und der Filter sowieso in 5.000 Kilometern hätte gewechselt werden sollen, entschied ich mich ihn gleich austauschen zu lassen.
Das Problem mit der Hinterradbremse wurde schnell gelöst, indem die Bremsflüssigkeit getauscht wurde. Sie war nicht nur alt, sondern es war auch deutlich zu wenig drin. Das muss ich in den nächsten Wochen mal im Auge behalten. Nicht dass ich da irgendwo ein Leck habe. Dann zeigte er mir auch mit einem Messgerät, dass die Bremsflüssigkeit vorne nicht mehr gut sei. Ich ließ sie ihn auch wechseln. Würde hoffentlich nicht die Welt kosten.
Alles was sie auseinandergebaut hatten machten sie vor dem Zusammenbau nochmal gründlich sauber und die Gesamtrechnung betrug rund 100 €. Das hätte ich in einer Hinterhofwerkstatt wohl etwas günstiger bekommen (abgesehen von dem Luftfilter, den man wahrscheinlich nur in einer Yamaha-Werkstatt bekommt), aber die beiden Jungs haben mir einen sehr professionellen Eindruck gemacht. Und das ist mir bei Arbeiten an der Bremse wichtiger als ein paar Euro zu sparen. Und billiger als in Deutschland war es allemal. Ich durfte auch bei allen arbeiten nebendran stehen und zusehen. Das erlaubt noch lange nicht jede Werkstatt.
Dann war es allerdings schon 17:00 Uhr und ich wollte nicht mehr 2 Stunden aus Lima rausfahren, also suchte ich nach einer Unterkunft in der Nähe mit Parkplatz für’s Motorrad. Das schränkt die Hotel und AirBnBs natürlich extrem ein. Und da ich nicht noch ewig auf eine Antwort von AirBnB warten wollte, suchte ich direkt auf Booking nach einem Hotel.
Doch just in diesem Moment war mein Internetguthaben aufgebraucht.
Also musste ich zuerst nochmal Guthaben auf meine SIM Karte aufladen bevor ich weitersuchen konnte.
Ich fand ein Hotel in der Nähe (das Grand Hotel Betsy), das gute Bewertungen auf Booking.com sowie auf Google hatte und zu dem ich nur 9 Minuten brauchte. Die außerordentlich nette Dame an der Rezeption, später erfuhr ich, dass sie Coraly heißt, zeigte mir 2 riesige Zimmer von denen ich mir eins aussuchen könnte. Eigentlich sollte es 40 Dollar kosten, doch nachdem ich nachfragte, ob sie nicht noch ein kleineres Zimmer hätte, das etwas günstiger wäre, gab sie mir das große Zimmer für 30 Dollar. Da konnte ich mich nicht beschweren, auch wenn das Bett leider recht hart ist. Doch nachdem ich der letzten Nacht so wenig Schlaf bekommen hatte, hoffte ich dass ich in dieser Nacht müde genug wäre um auch auf dem harten Bett schlafen zu können.
Als ich Coraly meinen Pass brachte unterhielten wir uns noch eine ganze Weile. Nachdem sie feststellte, dass mein Spanisch lediglich reicht um nach einem Zimmer zu fragen, meinte sie etwas schüchtern, dass sie auch ein wenig Englisch spricht. Und so unterhielten wir uns bestimmt noch eine viertel Stunde auf Englisch. Ich erzählte von meiner Reise im letzten Jahr und meinen Plänen für dieses Jahr und sie sagte, dass sie in ein paar Jahren zum Studieren nach Deutschland kommen möchte. Ich gab ihr meine Telefonnummer und meinte sie solle sich melden, wenn sie in Deutschland sei.
Nach einer bitter nötigen Dusche, ging ich noch etwas Essen. Da die Restaurants in dieser Gegend alle recht teuer waren, fiel meine Wahl auf ein Brötchen (das nennen sie hier Sandwich bzw. Sanguecha) mit gerupftem Hühnchen und einem Spiegelei.
Auf dem Rückweg ging ich noch in einen Luxussupermarkt und kaufte mir Wasser und Obst für den Abend und ein Pastel de Acelga (Mangold-Tarte) und eine Empanada, die ich morgen zum Frühstück essen werde. Ich habe nämlich sogar eine Mikrowelle in meinem Zimmer mit der ich beides warm machen kann.
Morgen schaffe ich es dann hoffentlich Lima ohne weitere Zwischenfälle zu verlassen und meinen ersten richtigen Tag auf dem Motorrad zu genießen.
Durch die Wüste
Datum | 15.01.2025 |
Start | Lima |
Ziel | Barranca |
gefahrene Kilometer | 193 km |
Kilometerstand | 33912 km |
Das Bett war zwar ziemlich hart, doch ich war so erschöpft, dass ich 8 Stunden durchschlief.
Dank der Mikrowelle in meinem Zimmer konnte ich mir meine Mangold-Tarte und meine Empanada warm machen. Ein leckeres und reichhaltiges Frühstück.
Dann nutzte ich das riesige Zimmer aus, um meine Sachen auszubreiten und nochmal ordentlich zu sortieren, so dass ich in den nächsten Tagen nicht mehr immer alles auspacken muss, sondern etwa die Hälfte im Motorrad lassen kann.
Als ich aus-checkte war Coraly wieder an der Rezeption und wir unterhielten uns erneut eine ganze Weile, bis ich um 11:20 dann endlich los fuhr.
Der Verkehr in Lima ist nicht schön. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich endlich auf der berühmten Pan Americana, der Küstenautobahn, war. Doch auch dort ging es nur mit zwischen 30 und 60 km/h voran, da die Straße immer wieder durch Ortschaften mit Kreuzungen und Fußgängerüberwegen verlief.
Bei Ancon schickte mich Google Maps dann runter von der Autobahn auf eine sehr schöne kleine Küstenstraße mitten durch die Sanddünen der Wüste. Hier stoppte ich dann auch zum ersten Mal und machte ein paar Bilder.
Etwas später kam ich dann wieder auf die Panamericana, die zwar nicht schön ist, aber jetzt in etwas Entfernung zu Lima, wenigstens nicht mehr so verstopft, so dass ich gut voran kam.
Gegen 16:30 Uhr erreichte ich mein heutiges Etappenziel, Barranca. Ich steuerte ein Hostel an, das ich auf Google Maps gefunden hatte. Das existierte allerdings nicht dort wo es hätte sein sollen und auch der junge Mann aus dem sich dort befindenden Friseursalon kannte es nicht.
Also suchte ich mir ein anderes, das auch noch etwas näher am Zentrum lag und nur 50 Soles (13 €) kostete. Es hatte zwar keine Garage, aber es gab einen bewachten Parkplatz direkt um die Ecke. Wenn ich den Mann richtig verstanden habe für 3 Soles für die gesamte Nacht (ca. 0,80 €).
Nach einer guten Dusche ging ich in den Ort etwas Essen. An der Küste wollte ich natürlich Fisch Essen und auf halbem Weg zur Plaza de Armas, warb ein Restarant mit „Ceviche de Pato“. Ich setzte mich, bestellte das Gericht und bekam als erstes eine leckere Suppe serviert. Diesmal mit einigermaßen bissfesten Nudeln.
Doch dann kam die Überraschung. Statt des erwarteten gebeizten Fischs bekam ich eine Entenkeule mit Reis und einer leckeren Soße. Ich nahm sofort das Handy raus und ließ mir „Pato“ übersetzen, was auf Spanisch Ente heißt. Keine Ahnung warum dieses Gericht auch „Ceviche“ heißt, aber es war trotzdem lecker.
Kurz bevor ich den Plaza de Armas erreichte, kaufte ich mir zum Nachtisch noch eine Portion Picarones, diese Ringe aus ausgebackenem Teig mit Honig. Damit spazierte ich dann zum Plaza de Armas, der hier sehr belebt war. Ein schönes buntes Treiben von Jung und Alt.
Ich hielt mich allerdings nicht lange auf, da ich noch zum Strand wollte um dort den Sonnenuntergang zu sehen. Dazu kam ich leider 10 Minuten zu spät.
Auf dem Rückweg blieb ich dann noch etwas länger am Plata de Armas und schaute den Kindern beim Tretrollerfahren zu oder wie sie den Tauben hinterher jagten. Und das bei immer noch angenehmen 22 Grad. Außerdem erhaschte ich noch einen Blick in die geöffnete Kirche.
Mehr Panamericana
Datum | 16.01.2025 |
Start | Barranca |
Ziel | Chimbote |
gefahrene Kilometer | 249 km |
Kilometerstand | 34161 |
Ich holte mein Motorrad vom bewachten Parkplatz und bezahlte dem Wächter 3 Soles (0,80€). Das war der Tarif für die gesamte Nacht. Da kann sich Frankfurt mal eine Scheibe von abschneiden…
Bis ich alle meine Sachen im Motorrad hatte musste ich 3 mal gehen. Der Hotelier war so nett und behielt mein Motorrad vom Fenster aus im Auge, da er in Sorge war, jemand könnte im vorbeigehen etwas klauen. Sehr nett.
Eigentlich wollte ich nach dem reichhaltigen Essen am Vorabend heute nichts frühstücken, doch sobald ich auf dem Motorrad saß, meldete sich mein Magen. Also fuhr ich zum Plaza de Armas wo ich tags zuvor ein Café mit Frühstücksangebot gesehen hatte. Dort bestellte ich mir ein Brötchen mit Spiegelei, einen Kaffee und einen Papaya Saft.
So gestärkt machte ich mich auf den Weg nach Chimbote.
Die Fahrt selbst war wieder recht langweilig über die Panamericana, die heute nur 2 Mal kurz in Sichtweite des Meeres verlief. Dennoch gefiel mir die Landschaft sehr gut. Die relativ steil aufragenden kleinen Wüstenberge haben irgendetwas besonderes an sich.
Trotzdem spielte ich, je länger ich am Fahren war, immer mehr mit dem Gedanken morgen einen Abstecher in die Berge zu machen.
Als ich in Chimbote ankam fand ich schnell ein günstiges Hostel mit Garage (für 40 Soles). Dort setzte ich mich gleich an den Laptop und studierte die Optionen für morgen.
Entweder fahre ich gemütlich über die Ruta 12 und die 3N die durch ein Tal verlaufen und konstant ansteigen bis ich auf 2400 Metern Caraz erreiche.
Oder ich fahre über die 104, die über einen 4300 Meter hohen Pass führt und zumindest bei gutem Wetter atemberaubende Ausblicke verspricht. Aber sicherlich auch Kopfschmerzen…
Ich werde mich wohl morgen früh spontan entscheiden.
Gegen 17:00 Uhr machte ich mich auf den Weg in die Stadt. Auf der Suche nach einem Ceviche Restaurant traf ich auf den Markt, den ich durchquerte und wo ich mir einen frisch gepressten Orangensaft kaufte. Auf der Außenseite der Markthalle fand ich ein Restaurant, das auch Ceviche servierte. Das wollte ich nutzen solange ich noch am Meer bin. Und was soll ich sagen, es war eines der besten Ceviches, die ich je hatte.
Nach dem Essen ging ich zum Plaza de Armas und drehte dort meine obligatorische Runde. Die Sonne war allerdings schon untergegangen, weshalb ich nicht mehr lange blieb und auch nicht mehr zum Meer ging.
Zurück in der Unterkunft packte ich nochmal ein paar Sachen am Motorrad um, so dass ich morgen auf das kalte und möglicherweise regnerische Wetter in den Bergen vorbereitet bin. Außerdem montierte ich mein neu mitgebrachtes Pinlock Visier am Helm, da das alte nicht mehr dicht war und auch schon ein paar Kratzer hatte. Morgen in den Bergen bei maximal 15 Grad werde ich es wahrscheinlich brachen.
Da in den Bergen dem Wetterbericht nach das Regenrisiko ab 16:00 Uhr stark seigt, versuche ich morgen einigermaßen früh los zu kommen.